Vulkantour 2025: Teil 1 – Salina
Schon lange stand ein Fotomotiv ganz weit oben auf meiner Bucket-List: ich wollte unbedingt mal einen aktiven Vulkan sehen! Da es auf Island bisher nie geklappt hatte, boten sich Sizilien und die Liparischen Inseln für die dieses Vorhaben an. Fachkundig begleitet von zwei Vulkanexperten ging es Ende Mai 2025 mit dem Flieger nach Catania auf Sizilien. Die Insel sollte jedoch erst unser letzter Stop sein – vorher standen noch Salina und Stromboli auf dem Plan. In diesem 1. Teil des Reiseblogs berichte ich Dir primär von Salina, bevor es dann im 2. Teil nach Stromboli geht, um schließlich im 3. Teil das große Finale auf Sizilien zu erleben.
Von der spontanen Idee zur konkreten Reise
Es war Dezember 2024. Zum Jahresende schwelgte ich ein wenig in Gedanken, welche Ziele ich mir fürs nächste Jahr setzen würde. Mit Norwegen im Herbst stand bereits ein großes Reiseziel fest, aber immer wieder geisterte mir ein weiterer Wunsch im Kopf herum, den ich nicht los wurde: Ich wollte unbedingt mal einen aktiven Vulkan sehen und fotografieren! Und ich hatte auch schon eine Idee, an wen ich mich da wenden könnte: Jasper, ein ehemaliger Teilnehmer meiner Astrofoto-Workshops und mittlerweile guter Freund, ist Geologe und Vulkanexperte. Ihn rief ich eines Abends kurzerhand an und fragte ganz unverhohlen: „Wohin könnte ich fahren, um mal einen aktiven Vulkan zu sehen, ohne um die halbe Welt reisen und mit meinen lädierten Knien krasse Wanderungen machen zu müssen?“ Seine Antwort kam ebenso spontan wie meine Frage: „Da bleibt fast nur Sizilien und Stromboli. Joachim und ich fahren da nächstes Jahr wieder hin – komm doch einfach mit!“. Joachim, ein Kollege und Freund von ihm, ist ebenfalls Geologe und leidenschaftlicher Vulkanologe. Ich kannte ihn bereits aus einem meiner Workshops, den er zusammen mit Jasper besucht hatte. Das klang super – hatten wir doch neben den Vulkanen auch die Astrofotografie als gemeinsames Interesse.

Das waren meine Reisebegleiter für 12 Tage auf Sizilien und den Liparischen Inseln.
Einige Planungsrunden später standen sowohl die konkreten Stationen der Reise als auch eine genaue Zeit und weitere Mitreisende fest. Neben uns dreien würden uns noch meine Mutter und Jaspers Stiefvater begleiten – ganz nach dem Motto „Träume sollte man nicht allzu lang aufschieben“. Ich freute mich wahnsinnig, wenngleich ich etwas traurig war, den Nugget auf dieser Reise zu Hause lassen zu müssen. Denn auf die Liparischen Inseln hätte er sowieso nicht mitgedurft, und der italienischen Fahrweise auf Sizilien hätte ich ihn auch nur ungern ausgesetzt. Es hieß also seit langem mal wieder, mit der Bahn, dem Flieger und einem Mietwagen zu reisen, und in Hotels aus dem Koffer zu leben. Gar nicht so einfach, wenn man das bequeme Reisen im Camper gewohnt ist!
Da ich als Astrofotografin natürlich unbedingt auch die Milchstraße mit einem Vulkan zusammen ablichten wollte, musste die Reise wie so oft nach dem Mond geplant werden. Losgehen sollte es am 21. Mai, der Rückflug war für den 2. Juni geplant. Zunächst standen je 3 Nächte auf den Liparischen Inseln Salina und Stromboli auf dem Programm, anschließend 5 Nächte in der Nähe des Ätnas auf Sizilien. Hoffentlich genügend Zeit, um einen oder sogar beide Vulkane einmal während einer Eruption bewundern zu können. Aber wie so oft im Leben: eine Sicherheit gibt es natürlich nicht. Denn neben der vergleichsweise gesicherten Aktivität des Vulkans Stromboli musste ja auch das Wetter noch mitspielen. In diesem Punkt habe ich mich auf den positiven Einfluss meiner Mutter verlassen – hatte sie doch schon so oft auf meinen Reisen für exzellentes Wetter und Glück mit verschiedenen Motiven „gesorgt“.
Anreise und erste Eindrücke von Salina

Majestetisch schaut der Ätna aus den Wolken heraus. Ihn würden wir in ein paar Tagen noch eingehend kennenlernen.
Die Anreise lief leider noch schlimmer, als ich sie mir vorgestellt hatte – mit Busstreiks, Bahnverspätungen und Zugausfällen. Nach einer Hotelübernachtung im Frankfurter Bahnhofsviertel hieß es dann um 3:45 Uhr in Richtung Flughafen aufbrechen, um den einzigen und leider sehr frühen Flieger nach Catania zu erwischen. Uber war in diesem Fall unser Freund und hat uns zuverlässig und zu einem fairen Preis zum Flughafen gebracht, nachdem die S-Bahn (mal wieder) ausgefallen ist. Am Flughafen war ich dann ehrlich gesagt etwas überrascht. Seit ich vor über 5 Jahren das letzte Mal geflogen bin, hat sich einiges bei der Sicherheitskontrolle getan – musste ich doch nun nicht mehr alle elektronischen Geräte auspacken, und auch ein Sprengstofftest meines Fotoequipments blieb mir dieses Mal erspart. Im Flugzeug hatte ich mir auf Anraten von Joachim einen Fensterplatz auf der linken Seite gesucht, um beim Landeanflug einen perfekten Blick auf die Liparischen Inseln und den Ätna zu haben. Und er sah auch tatsächlich wie gemalt aus, als er da aus den Wolken herausschaute.
Angekommen in Catania hatte uns Joachim ein Taxi zum Hafen nach Milazzo gebucht. Nachdem der Fahrer leider vorher im Stau stand, drohten wir die geplante Fähre nach Salina zu verpassen – was ihn dazu animierte, uns im Eiltempo zu chauffieren. In Anbetracht einiger knapper Situationen waren wir froh, diese Fahrt unfallfrei überstanden zu haben. Und tatsächlich schafften wir es buchstäblich in letzter Minute zur Fähre. Beim Versuch, 5 Tickets zu buchen, folgte dann die Ernüchterung: es gibt nur noch 4 freie Plätze auf der Fähre. Während wir uns schon mit einer späteren Überfahrt abgefunden hatten, zauberte die Dame am Ticketschalter plötzlich doch noch ein fünftes Ticket hervor und wir sprinteten mit unseren schweren Koffern und Rucksäcken zum Anleger. Direkt nachdem der Letzte von uns an Bord gegangen war, wurde die Brücke hochgeklappt und die schon etwas in die Jahre gekommene „Speedfähre“ legte ab. Es hätte wohl knapper nicht sein können! Aber wir waren froh, nach dem langen Tag endlich bald anzukommen.
Auf Salina hatten wir es dann zum Glück nicht mehr weit zum Hotel Punta Barone, was mit einer großen Terrasse einen wunderbaren Blick aufs Meer und Richtung Stromboli bot. Zwar war der Vulkan noch knapp 40 Kilometer Luftlinie entfernt, aber mit etwas Wetterglück würden wir vielleicht auch schon von hier aus die ersten Ausbrüche sehen oder zumindest fotografieren können. Ich war auf jeden Fall gespannt! Bisher gefiel mir die Insel jedenfalls sehr gut – war es doch ein bisschen wie eine Mischung aus La Palma, Gardasee und Chile fand ich.

Aus Santa Maria Salina gibt es leider nur eine recht vielbefahrene Straße (rechts im Bild) nach Lingua an der Südspitze Salinas. Bei unserer 3,5 km langen Wanderung entlang der Steilküste hatten wir die Nachbarinsel Lipari (links im Bild) immer im Blick.
Die erste Vulkannacht?
Nach einer recht waghalsigen Wanderung in den südlich gelegenen Ort Lingua entschieden wir uns nach dem Essen für die Rückfahrt mit dem Bus. Ähnlich wie in Deutschland sind diese auf Salina allerdings auch nicht immer pünktlich, so dass nach mehr als 30 Minuten Wartezeit auf den geplant letzten Bus dann doch ein Taxi hermusste. Wir beschlossen daraufhin, uns am nächsten Tag einen Mietwagen zu holen, die man auf der Insel für vergleichsweise wenig Geld bekommt. Warum, das würden wir schon bald erfahren. Zunächst stand aber mal die erste Vulkannacht an. Wir machten es uns auf der Terrasse gemütlich und bauten die Kameras auf. Und tatsächlich sah man ab und an eine kleine Feuerfontäne über dem Stromboli – die mit 600 mm Brennweite sogar schon deutlich zu erkennen war.

Bei angenehmen Temperaturen konnten wir gemütlich von der Terrasse aus den Stromboli in der Ferne beobachten und fotografieren.
Als ich so in den Nachthimmel schaute, kam mir noch eine andere Fotoidee: Das Sternbild Schwan stand genau über dem Stromboli, so dass ich meine astromodifizierte Kamera mit dem 50 mm Objektiv bestückte und mehrere Bilder hintereinander aufnahm. Gestackt und bearbeitet brachte das Foto dann die schönen Strukturen rund um den Nordamerikanebel zum Vorschein. Und so hatte ich quasi gleich in der ersten Nacht mein Bild mit Vulkan und Milchstraße. Aber das würde hoffentlich noch besser und vor allem aus geringerer Entfernung klappen.

50 mm, f/2.0, 6 s, ISO 6400 (astromodifizierte Kamera) – 27 solcher Bilder stackte ich für den Himmel, während ich für den Vordergrund ein Bild der Serie mit ausbrechendem Stromboli wählte.
Inselerkundung an Land und im Wasser
Am nächsten Tag stand dann die Erkundung der Insel auf dem Programm. Da ich es gar nicht abwarten konnte, die Unterwasserwelt Salinas kennenzulernen, schmiss ich mich nach dem Frühstück direkt in meine mitgebrachte Schnorchelausrüstung und lief ein paar Meter zu einer Felsmole am Steinstrand. Was ich bei meinen Tauchgängen auf Salina und später auch Stromboli und Sizilien so alles sehen und fotografieren konnte, kannst Du in einem separaten Blogbeitrag auf meiner Paddelseite nachlesen. Hier nur mal ein kleiner Vorgeschmack…

Ein seltenes Schauspiel: Ein Schriftbarsch verschlingt eine Krabbe und lässt sich dabei bereitwillig von mir fotografieren.
Am Mittag stand dann unser „spezieller“ Mietwagen bereit und wartete darauf, uns auf der Insel herumzufahren. Er hatte offenbar schon einiges erlebt auf seinen fast 200.000 Kilometern. Der Rückspiegel hatte zumindest schon einen neuen Platz gefunden – er lag jetzt einfach im Handschuhfach, statt oben an der Scheibe zu hängen. Wild! Und auch Stoßdämpfer werden offenbar überbewertet, denn diese hatten sich im Laufe seines Lebens wohl schon zur Ruhe gesetzt. Aber, um es vorwegzunehmen, er hat uns 2 Tage lang pannenfrei und tapfer durch zahlreiche Berge und Kurven geführt – das muss man ihm lassen. Und so besuchten wir fantastische Orte, wie beispielsweise den Aussichtspunkt „Punto panoramico di Pollara“ am nordwestlichen Ende der Insel. Hier erlebten wir einen wunderschönen Sonnenuntergang mit Blick aufs Meer und den kleinen Ort Pollara.

Der Blick auf das malerische Örtchen Pollara in der Caldera eines erloschenen Vulkans ist einfach traumhaft!

Den Aussichtspunkt oberhalb von Pollara hatten wir zum Sonnenuntergang leider nicht mehr für uns allein. Sogar ein Foodtruck stand dort für die Besucher bereit.
Obwohl in dem Dorf nur 70 bis 100 dauerhafte Einwohner leben, so hat es doch eine ganz besondere Geschichte. Es liegt in der Caldera eines erloschenen Vulkans, dessen zentraler Krater bei einer heftigen Eruption vor etwa 13.000 Jahren kollabierte. Den Teil, der nicht im Meer verschwunden ist, können wir heute in Form dieser wunderschönen grünen Bucht bewundern. Schon Wahnsinn, was die Natur so alles hervorbringt!
Tierischer Besuch
Aber nicht nur die Landschaft auf Salina ist etwas ganz Besonderes, sondern auch ihre tierischen Bewohner. Nachdem ich ja bereits beim Schnorcheln so einige tolle Erlebnisse hatte, hielt uns eines Abends/Nachts ein besonderer Besucher auf dem Weg auf die Terrasse auf. Ein riesiger Nashornkäfer hatte sich mitten auf dem Weg zu uns verirrt. Ähnlich wie wir Astrofotografen sind diese imposanten Geschöpfe eher nachtaktiv. Und so konnten wir nicht anders, als ihn – natürlich mit gebührendem Abstand – mit unseren Tele- und Makroobjektiven abzulichten. Die Beleuchtung am Haus war uns dabei eine willkommene Hilfe, wobei sie ansonsten eher störend war für unsere nächtliche Fotografie. Und so fand ich mich irgendwann wie ein Scharfschütze auf dem Boden liegend wieder, konnte dafür aber das beeindruckende Profil des Nashornkäfers einigermaßen scharf ablichten. Für mich war es eine Prämiere – hatte ich doch noch nie zuvor solch ein Tier gesehen, geschweige denn fotografiert!

Dieser Nashornkäfer begegnete uns auf dem nächtlichen Weg zur Hotelterrasse. Vorsichtig nahmen wir ihn „ins Visier“ (Foto links: 260 mm, ISO 8000, f/6.3, 1/13 s)
Ansonsten bestand die tierische Population auf Salina primär aus Straßenkatzen, die es an jeder Ecke zu Hauf gab.
Wie kommen Strom und Trinkwasser auf die Inseln?
Was wir bei unserem Aufenthalt auf Salina immer wieder sahen, waren große Schiffe, die für längere Zeit an verschiedenen Häfen anlegten.

Diese Schiffe beliefern die Liparischen Inseln regelmäßig mit Diesel, welcher in kleinen Kraftwerken zur Stromerzeugung genutzt wird.
Dabei handelt es sich meist um Tankerschiffe, die Diesel auf die einzelnen Inseln liefern. Dieser wird beispielsweise auf Salina und Stromboli als Hauptquelle zur Stromerzeugung genutzt – eine Stromanbindung ans italienische Festland gibt es hingegen nicht. Da der Betrieb von Dieselkraftwerken und die Lieferung per Schiff jedoch teuer und nicht gerade umweltfreundlich sind, wird zunehmend an nachhaltigeren Lösung auf Basis von Sonnen- und Windenergie gearbeitet. Salina hat hierbei eine führende Rolle, ist aber leider auch heute noch primär auf die Dieselkraftwerke angewiesen.
Auch beim Trinkwasser verhält es sich ähnlich. Lediglich Salina hat eine nennenswerte eigene Süßwasserquelle, so dass die Abhängigkeit von Schiffslieferungen aus Sizilien mit speziellen Wassertankern hier deutlich geringer ist als bei den anderen Liparischen Inseln. Diese typischen Herausforderung einer Insel sollte man sich auf jeden Fall immer wieder ins Gedächtnis rufen, wenn man wie selbstverständlich den Stecker in die Hotelsteckdose steckt oder das Wasser beim Duschen laufen lässt. Bei schlechtem Wetter kann der Zugang für die Versorgungsschiffe, die neben Diesel und Wasser auch Bargeld und Lebensmittel bringen, schnell mal abgeschnitten sein. Und auch man selbst kann bei stürmischer See durchaus auf der Insel festsitzen.
Bei uns ging zum Glück alles gut und wir konnten Salina nach zwei weiteren, überwiegend wolkigen Nächten mit der morgendlichen Fähre in Richtung Stromboli wieder verlassen. Was uns dort erwartete und ob ich meinem Traum – einen aktiven Vulkan live zu erleben – dort noch näher gekommen bin, erfährst Du zeitnah im 2. Teil des Blogs.
Hallo Katja,
vielen lieben Dank für Deinen faszinierenden Bericht. Das hört sich nach einer sehr spannenden und zugleich abenteuerlichen Tour an. Die Bilder sind einfach ohne Worte, wow 🤩.
Freue mich schon auf die Fortsetzung.
Wünsche Dir schöne Pfingstfeiertage.
Lieber Gruß aus Karlsruhe
Bärbel
Hallo Bärbel,
vielen Dank! Ja, abenteuerlich war es wirklich. Und Salina war erst der Auftakt – es wurde noch viel besser 🙂
LG und dir auch noch schöne Pfingsten!
Katja
Liebe Katja,
Wie immer ein locker und spannend, geschriebene Artikel von dir! Das Making of des Käfer Fotos ist großartig! Und ich bin gespannt darauf zu erfahren, ob du mit einer Unterwasserkamera gearbeitet hast beim Schnorcheln!
Danke liebe Antje! Ja, der Käfer war schon echt ne Wucht. Und zu meinen Unterwassererlebnissen und meiner Unterwasserkamera habe ich ja im verlinkten Blog ausführlicher geschrieben (https://paddelgenuss.de/schnorcheln)