, , ,

Astrofoto-Bikepacking im Harz

Seit 7 Jahren bin ich auf meinen Astrofoto-Touren leidenschaftlich gern mit meinem Camper unterwegs. Nun probiere ich mal was Neues aus – Astrofotografie mit dem Fahrrad. Ob ich nun gar nicht mehr mit dem Camper losfahre oder ob Foto-Bikepacking vielleicht überhaupt nicht für mich funktioniert, erfährst Du in diesem Blogartikel. Und wer weiß, vielleicht inspiriert Dich mein Erlebnis ja auch mal dazu, dein Fahrrad im Frühjahr aus dem Keller zu holen und nachts loszuziehen…

Projekt: Milchstraße über dem Brocken

Als Astrofotografin bin ich, wie Du vielleicht weißt, liebend gern mit meinem Camper unterwegs. Nun gibt es jedoch auch Spots, die mit dem Auto entweder gar nicht oder nur zu sehr hohen Kosten erreichbar sind. Der Brocken im Harz ist einer dieser Spots. Hier führt zwar eine asphaltierte Straße hinauf, allerdings ist diese für den öffentlichen Verkehr gesperrt. Durch seine ausgesetzte Lage ist es auf dem 1.141 m hohen und somit höchsten Berg Norddeutschlands leider häufig stürmisch und nebelig. Er gilt sogar mit durchschnittlich 42 km/h als windigster Ort Deutschlands und hat im Jahresmittel mehr als 300 Nebeltage zu verzeichnen – also alles andere als ideale Bedingungen für die Astrofotografie! Bezieht man dann noch die möglichen Nächte ein, in denen die Milchstraße überhaupt ohne Mondlicht fotografiert werden kann, bleiben nicht mehr allzu viele Chancen für solch ein Vorhaben. Aber gerade dies macht vermutlich auch den besonderen Reiz dieses Spots für viele aus. Mir würden auf Anhieb zahlreiche besser erreichbare und fotogenere Milchstraßenspots einfallen – aber auch auf mich hat der Brocken schon immer eine gewisse Anziehungskraft. Und so stand er mal wieder auf der Liste meiner Astrofotoprojekte für 2025, nachdem mein letzter nächtlicher Besuch schon fast 8 Jahre zurückliegt. Damals bin ich Ende April mit zwei anderen Astrofotografen zu Fuß von Torfhaus auf den Brocken gewandert, um dort bei stürmischer Kälte gegen 2 Uhr den Milchstraßenbogen zu fotografieren. Ein echtes Erlebnis!

2017 hatten wir sehr viel Glück mit dem Wetter. Die Milchstraße war toll über dem Brocken zu sehen!

Leider sind meine Möglichkeiten für solch ein Projekt mittlerweile etwas eingeschränkt, da ich mit zwei kaputten Knien keine Bergwanderungen mehr machen kann – schon gar nicht mit schwerem Fotoequipment auf dem Rücken. Zwar wären auf der kürzesten Strecke aus Schierke „nur“ 5,4 Kilometer und 500 Höhenmeter zu überwinden, aber auch diese sind für mich leider nicht mehr realistisch. Von daher musste eine andere Möglichkeit her, nachts auf den Gipfel zu kommen. Und da es erst März war, verschob sich das Zeitfenster für die Milchstraßenfotografie sogar noch etwas weiter in Richtung Morgen. Zwischen 4 und 5 Uhr könnte man die schönsten Bilder des Bogens machen, wobei das galaktische Zentrum sogar erst gegen 4:15 Uhr über den Horizont klettert. Daher überlegte ich, welche Alternativen es zur Brockenwanderung für mich geben könnte – mit folgenden Ergebnissen:

  1. Ich fahre am Nachmittag mit der Brockenbahn auf den Gipfel und warte, bis die Milchstraße zu sehen ist. Das hat allerdings zwei gravierende Nachteile: 1.) Die Hin- und Rückfahrt kosten zusammen 57 € pro Person und 2.) Ich müsste mir geschlagene 11 Stunden Zeit vertreiben, da die letzte Bahn kurz vor 17 Uhr auf dem Brocken ankommt. Dann hieße es noch einmal bis kurz vor 11 Uhr warten, bis die erste Bahn wieder ins Tal fährt. Zwar ließen sich diese 18 Stunden Aufenthalt durch eine Übernachtung im Brockenhotel etwas angenehmer gestalten, aber hier schlägt wieder Nachteil 1 zu: Die Übernachtung kostet für eine Person zwischen 105 und 135 € (für zwei Personen zwischen 149 und 219 €, im Mehrbettzimmer ab 3 Personen 85 € pro Person – alle Preise mit Frühstück).
  2. Ich fahre nachts mit dem Fahrrad (oder eScooter, den ich allerdings nicht besitze) über die ca. 10 Kilometer lange Brockenstraße auf den Gipfel, mache meine Fotos und genieße anschließend die Abfahrt bei aufgehender Sonne.

Ich musste nicht lang überlegen. Brockenbahn und Hotelübernachtung waren mir dann doch zu bequem und zu teuer, und so setzte sich schnell der Plan vom Gipfelsturm mit dem Fahrrad – in diesem Fall einem E-Bike – in meinem Kopf fest. Nun musste nur noch das passende Wetter zur richtigen Zeit herrschen, was ja auf dem Brocken auch alles andere als selbstverständlich ist.

Astrofoto-Bikepacking

Wie ein Wink von Petrus zeichnete sich Anfang März plötzlich eine Woche Frühling und wolkenloser Himmel im Harz ab. Für mich passte das ideal – hatte ich doch gerade nach vielen Wochen Schreibtischarbeit mein zweites Kanutouren-Buch fertig geschrieben und gesetzt. Körper und Geist schrien jetzt dringend nach Abwechslung und Sport, und so entschloss ich mich kurzerhand, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden. Statt das Fahrrad auf den Camper zu laden und damit in den Harz zu fahren, begann meine Foto-Radtour direkt von zu Hause aus – dieses Mal ohne Camper!

Bikepacking – wie es heute so schön heißt – mit Fotoausrüstung ist für mich relativ neu. Früher bin ich zwar mehrfach über die Alpen geradelt, allerdings beschränkte sich mein Gepäck da meist auf einen kleinen Rucksack und eine Satteltasche. Fotografiert habe ich damals mit einer kleinen Pocketkamera. Für die Nacht- und Astrofotografie braucht es da schon etwas mehr Equipment. Mit minimalistischem Setup in Form einer Kamera mit lichtstarkem Objektiv sowie einem kleinen Stativ konnte ich einen ersten Test für eine solche Foto-Bikepacking-Tour schon Ende Januar ausprobieren. In Wolfsburg gibt es nämlich dieses Jahr anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der Autostadt eine besondere Lichtinszenierung der Kraftwerksschornsteine. Diese Gelegenheit nutzte ich und machte mich in der Dämmerung auf den Weg nach Wolfsburg. Ein toller Trip bei Temperaturen um den Gefrierpunkt, allerdings leider nur mit wenigen Wolkenlücken.

Meine erste nächtliche Testtour führte mich mit minimalem Fotosetup nach Wolfsburg, wo in 2025 die Schornsteine des VW-Kraftwerks am Bahnhof beleuchtet werden.

Im Harz wollte ich dann schon etwas mehr dabei haben. Und so fanden schließlich zwei Kameras, drei Objektive, ein Stativ und ein Nodalpunktadapter für Panoramen Platz in meiner gepolsterten Fototasche – einer sogenannten ICU (Internal Camera Unit – ich nutze hier dieses Modell von Tatonka*), wie sie auch in normalen Rucksäcken verwendet werden kann. Da all dies nicht mehr in Lenker-, Sattel- oder Rahmentasche passte, kam nun auch noch ein temporärer Gepäckträger (in wenigen Sekunden an- und abbaubar) und entsprechende Taschen dazu. So wog mein ursprünglich gut 15 kg schweres E-Gravelbike dann plötzlich um die 35 bis 40 Kilo. Ein guter Test, bevor es (mit etwas weniger Gepäck) in der Nacht auf den Brocken gehen sollte.

So machte ich mich auf den Weg in den Harz – bewusst mit viel Gepäck, um dieses Fahrgefühl mal in der Praxis auf längeren Strecken zu testen.

Dies ging erstaunlich gut und hat auch den Akku nicht übermäßig mehr belastet. Ich fahre generell recht sportlich auf dem Rad, so dass ich nur bei Bedarf (z.B. an steileren Anstiegen) mal etwas mehr Unterstützung hinzunehme um die Knie zu schonen. So komme ich auch mit dem vergleichsweise kleinen 320 Wh Akku in der Regel auf dreistellige Kilometerwerte mit einer Ladung. Im Gebirge und insbesondere bei Strecken mit längeren, steileren Abschnitten sieht dies natürlich schon etwas anders aus. Aber auch das würde ich im Harz ja gut testen können.

Übernachtung im Harz

Für viele gehört zum klassischen Bikepacking auch die Übernachtung im Zelt. Da bin ich ehrlich gesagt etwas anders gestrickt. Nachdem ich mich in den letzten 7 Jahren so sehr an mein bequemes und warmes Bett im Camper gewöhnt habe, kann ich mir nicht mehr vorstellen, auf einer Isomatte im Zelt zu schlafen – das war noch nie mein Ding. Daher entschied ich mich für die Komfortvariante, die aber trotzdem noch etwas Besonderes war. Und zwar habe ich auf booking.com ein Schlaffass in Schierke entdeckt, welches vergleichsweise günstig zu mieten war im März. Als ich meiner Mama von diesem Plan erzählt habe, war sie direkt Feuer und Flamme. Auch sie war wie ich schon fünf Mal auf dem Brocken und war sogar nicht abgeneigt, in der Nacht mit hochzufahren. Also haben wir bei den immer besser werdenden Wetteraussichten für die erste Märzwoche spontan das Schlaffass für 3 Nächte gemietet. Sie ist allerdings entspannt mit ihrem PKW angereist.

Dieses Schlaffass in Schierke war unser Heim für 3 Nächte im Harz.

So sah das Fass von innen aus – gemütlich, aber gefühlt weniger Platz als im Camper.

Der Gipfelsturm zum (und auf dem) Brocken

Zwar war die Wolkenvorhersage für alle drei Nächte ausgezeichnet, aber getreu dem Motto „was man hat, hat man“ wollte ich gleich in der ersten Nacht auf den Brocken. Man weiß ja nie, ob sich das Wetter nicht doch noch spontan ändert. Daher hieß es nach der Ankunft im Harz für 2 Uhr den Wecker stellen und versuchen, etwas vorzuschlafen. Mir ist das nicht wirklich gelungen, da ich in den letzten Wochen auch meist erst gegen 3 oder 4 Uhr ins Bett gegangen bin – Nachtmensch halt. Und wenn Du mal nachts zum Fotografieren aufgestanden bist, wirst Du dieses Gefühl gut kennen: „Och nee, nicht jetzt aus dem warmen Bett aufstehen und raus in die Kälte!“ Aber das würde ja am nächsten Tag nicht anders sein und so schälten wir uns aus dem Bett und sattelten die Pferde – äh Fahrräder.

Nachdem ich mein Brompton Faltrad letztes Jahr um einen E-Antrieb ergänzt habe, hatten wir glücklicherweise zwei E-Bikes für unser Vorhaben zur Verfügung. So war dann auch der 11 Kilometer und 530 Höhenmeter zählende Weg auf den Brocken mit seinen teils ordentlichen Steigungen gut zu bewältigen. Es war sogar überraschend windstill und mild – dachten wir zumindest während der Fahrt. Das änderte sich schlagartig, als wir nach 45 Minuten auf dem Brockenplateau ankamen. Hier war es wie in einer anderen Welt. Plötzlich war alles mit Eis und Schnee bedeckt und ein eisiger Wind pfiff uns um die Ohren. Da wir damit schon gerechnet hatten, zogen wir uns schnell unsere mitgebrachten Daunenhosen und -jacken über, die Spikes über die Schuhe und ich machte mich im „Brockengarten“ am berühmten Stein ans Fotografieren. Die vorhergesagten 50 – 55 km/h Windböen stimmten gefühlt ganz gut – zumindest hatte ich permanent Angst, eine der Böen könnte mein Stativ samt Kamera auf dem Nodalpunktadapter umreißen.

8 Jahre nach meinem letzten nächtlichen Besuch auf dem Brocken war das Wetter im direkten Vergleich etwas schlechter. Am Horizont sind leichte Schleierwolken zu erkennen.

Wenn ich ehrlich bin, hat das Fotografieren unter diesen Bedingungen auch nur bedingt Spaß gemacht. Dieser permanente Wind zog in alle Ritzen und von unten kroch die Kälte langsam, aber sicher durch die Schuhsohlen. Da ist es in Norwegen bei -20°C (ohne Wind) doch deutlich angenehmer. Aber gut, da musste ich jetzt durch. Meine Mutter drehte fleißig Runden um den Brockenstein, um sich einigermaßen warm zu halten. Als meine Milchstraßenfotos dann im Kasten waren, durfte natürlich auch ein gemeinsames Erinnerungsfoto nicht fehlen.

Ein weiteres unvergessliches Abenteuer im gemeinsamen Fotoalbum…

Nach einer Stunde auf dem fast einsamen Gipfel (wir sahen nur mal jemanden in etwas Entfernung über den Platz laufen) war es dann auch schon wieder vorbei mit der Dunkelheit. Kurz vor 5 Uhr setzte nämlich schon die astronomische Dämmerung ein und schneller als wir gucken konnten war schon das erste schwache Morgenrot am Himmel zu sehen. Auch das besondere Licht der blauen Stunde, wenn die Sterne nur noch schwach zu sehen sind, mag ich sehr gern zum Fotografieren.

Eine magische Stimmung herrschte zur blauen Stunde auf dem (noch) einsamen Brocken.

Und so war dann auch die Zeit bis kurz vor Sonnenaufgang schnell vergangen und wir konnten nach einem obligatorischen Foto dieses frostig schönen Szenarios die Rückfahrt antreten. Die dicken Sachen haben wir direkt angelassen dabei… Und bei mir waren das tatsächlich vier Jacken plus Unterhemd. Aber glaub mir, in dieser Nacht war ich froh um jede Schicht!

Kurz vor Sonnenaufgang waren wir dann nicht mehr allein auf dem Brocken. So eisig kalt wie es auf dem Foto aussieht war es auch tatsächlich in dieser März-Nacht.

Die Abfahrt im Morgengrauen war herrlich. Neben dem toten Wald war auch der benachbarte Wurmberg gut zu sehen.

Location-Scouting auf die sportliche Art

Nach einem Ausschlaf-, Ruhe- und Arbeitstag am Mittwoch ging es für mich dann am Donnerstag auf eine Runde Location-Scouting mit dem Fahrrad. Dieses Mal mit weniger Gepäck, dafür aber auch mal der einen oder anderen Schotterstraße – wozu hat man denn sonst ein Gravelbike. Die meisten Wege waren auch schon gut befahrbar, wenn auch etwas nass und matschig. Manche Wege, wie beispielsweise der Rehberger Grabenweg von der Sternwarte St. Andreasberg zum Oderteich, änderten jedoch ihren Charakter im Laufe ihres Verlaufs. Was noch traumhaft begann, ging dann über in weichen, nassen Schotter und endete im Schnee und Eis. Aber für Anfang März kann ich mich denke ich nicht beschweren.

Der Rehberger Grabenweg bei St. Andreasberg begann traumhaft und ging später in Matsch und Eis über…

Und so wurde es am Ende eine schöne 70-Kilometer-Runde mit 1.000 Höhenmetern, die schließlich am Schierker Bahnhof mit einem Blick auf die letzte Brockenbahn des Tages endete. Sicher nicht meine letzte Tour, um in der Umgebung meiner Workshop-Location geeignete Fotospots zu finden.

Eine letzte Fotonacht

Einen der Spots auf meiner Radtour kannte ich zwar schon, aber nach dem Besuch hat es mich doch sehr gejuckt, hierher noch einmal in der Nacht zurückzukehren. Und so fuhren wir – dieses Mal allerdings mit dem Auto – in der letzten Nacht im Harz zum 20 Minuten entfernten Oderteich. Dies war auch gleichzeitig erstmal die letzte Nacht, in der die Milchstraße ohne Mondlicht am Himmel stand. Das Wetter spielte zum Glück gerade noch so mit, so dass wir nicht nur einen (fast) wolkenlosen Himmel, sondern auch im Vergleich zum Brocken angenehmere -3°C ohne Wind am Ufer erleben durften. Mein Plan einer tollen Spiegelung der Sterne im Wasser wäre damit vermutlich auch aufgegangen, wenn der See nicht noch komplett zugefroren gewesen wäre. Irgendwas ist ja immer…

Die Nacht am Oderteich war wieder einmal herrlich.

Aber wir hatten den See komplett für uns allein und begegneten glücklicherweise auch keinen Wildschweinen in dieser Nacht. Neben dem Borkenkäfer sind diese Gesellen nämlich gerade eine echte Plage im Harz. Mittlerweile kommen sie bis in die Städte und zerwühlen dort Parks und Gärten – ein ebenso erschreckender Anblick wie die vielen toten Bäume! Trotzdem wurde es etwas spooky am Oderteich. Zum einen, weil das Eis auf dem See regelmäßig laute Spannungsgeräusche von sich gab und zum anderen, weil wir aus der Ferne heftige „Schreie“ hören konnten. Vermutlich waren das Rehe (danke für den Tipp Dany!), die da so lauthals kommunizierten. Trotzdem war es eine fantastische Nacht unter einem tollen Sternenhimmel, was das Aufstehen mitten in der Nacht allemal wert war.

Astrofoto-Bikepacking – mein Fazit

Für mich war es die erste mehrtägige Foto-Bikepacking-Tour, über die echte Bikepacker wahrscheinlich nur schmunzeln würden. Schließlich hatte ich den Luxus einer festen Unterkunft, einer Motorunterstützung am Fahrrad und sogar eines „Materialwagens“ (PKW meiner Mutter). Aber es war ja auch ein erster Test und sollte schließlich Spaß machen. Und das hat es definitiv! Die knapp 100 Kilometer zurück nach Hause bin ich dann auch mit Rückenwind und etwas weniger Gepäck gefahren, was nach den „Bergetappen“ auch ganz gut tat.

Aber würde ich es wieder machen, oder was werde ich beim nächsten Mal ändern? Nun, einen Fototrip direkt von zu Hause starten, lohnt sich aus meiner Sicht nur, wenn man passende Locations in greifbarer Nähe hat. Müssen erst 100 oder mehr Kilometer mit dem ganzen Gerödel bewältigt werden, um überhaupt in die Nähe der interessanten Spots zu kommen, verbraucht das meist schon zu viel Zeit und Kraft. Zudem ist eine fremde Unterkunft nicht nur teurer als der eigene Camper (wenn man einen hat), sondern für empfindliche Schläfer wie mich auch manchmal etwas gewöhnungsbedürftig. Im eigenen Bett ist es halt doch am schönsten! Zudem hat man nach einigen Jahren Astrocamping alles „Kleinzeug“ wie Ladegeräte, Stirnlampen, Ersatzbatterien, Werkzeug, etc. wie selbstverständlich dabei – wogegen man bei einem Hotel-Bikepacking-Trip auch schnell mal was vergessen kann. Und schließlich ist auch ein (notfalls spontaner) Ortswechsel sehr viel einfacher mit einem mobilen Heim auf Rädern zu bewerkstelligen als mit einer fest gebuchten Unterkunft. All diese Gründe in Sachen Kosten, Komfort und Flexibilität sprechen für mich persönlich eindeutig für die Astrofotografie mit dem Camper! Aber auch das Fahrrad möchte ich auf solchen Trips nicht mehr missen. Neben dem Gesundheitsaspekt ermöglicht es mir auch an Spots zu kommen, an die ich mit dem Camper nicht fahren darf oder kann, und die auch zu Fuß für mich nicht erreichbar sind. Außerdem machen Scouting-Touren tagsüber an der frischen Luft doch wesentlich mehr Spaß als im Auto/Camper mit der permanenten Suche nach geeigneten Parkplätzen.

Welches Fahrrad fürs Foto-Bikepacking?

Was ein geeignetes Fahrrad angeht, so hat natürlich jeder seine eigenen Präferenzen. Manch einer mag es eher aufrecht auf einem Trekkingrad, ein anderer sportlich auf dem Gravelbike. Einzige Voraussetzung für einen Foto-Trip mit dem Rad ist sicherlich, dass sich auch entsprechendes Gepäck darauf mitnehmen lässt. Ein Rennrad fällt hier also eher weg – wenn man nicht alles auf dem Rücken transportieren möchte.

Ich muss sagen, dass ich das Brompton (Faltrad) extrem praktisch finde, da es sich klein zusammenfalten lässt, in der passenden Lenkertasche und auf dem Gepäckträger ordentlich was wegtransportiert werden kann und es sich trotzdem sehr angenehm fahren lässt. Allerdings ist die Sitzposition eher weniger sportlich orientiert und sobald der Untergrund sandig oder steinig wird, ist das Fahren mit den kleinen Reifen eher unangenehm. Allgemein finde ich die aufrechte Position bei Touren von mehr als 50 Kilometern unvorteilhaft, weshalb es für mich eher ein Rad für kürzere Strecken oder fürs Bikerafting (Paddeln mit dem Fahrrad vorn drauf – mehr dazu auf meiner Webseite www.paddelgenuss.de) ist. Der nachgerüstete E-Antrieb mit 25 Newtonmetern Drehmoment (wenn Dich diese Nachrüstung interessiert, schreib mir gern mal in die Kommentare) ist für mich aber wirklich Gold wert – da es so am Berg und bei starkem Gegenwind für die Knie sehr viel angenehmer ist. Und auch meine Mama war froh, nicht mit ihrem Bio-Brompton den Brocken hochfahren zu müssen.

Auch dieses kleine Faltrad mit nachgerüstetem Vorderradmotor hat es locker den Brocken hochgeschafft.

Denn ich habe mir letztes Jahr noch ein E-Gravelbike zugelegt, nachdem ich viele Jahre leidenschaftlich gern Rennrad gefahren bin. Das ließ mit meinem steigenden Interesse für die Astrofotografie leider damals wieder nach, hat mich gedanklich aber nie so ganz losgelassen. Mit dem Gravelbike habe ich für mich nun genau das Richtige gefunden, um sowohl sportliche Touren mit 70 bis 150 Kilometer zu fahren, als auch zu Fotospots zu kommen, die mir mit dem Camper oder zu Fuß verwehrt bleiben würden. Der Motor mag für viele Enthusiasten ein No-Go sein – für mich ermöglicht er jedoch ein schmerzfreies Fahren am Berg mitsamt meiner Fotoausrüstung, ohne dabei auf den sportlichen Aspekt verzichten zu müssen. Verbaut ist nämlich ein sogenannter Light-Assist-Motor (Gewicht: 1,95 kg) mit einer Spitzenleistung von 320 Watt und 50 Newtonmeter Drehmoment – was im Vergleich zu typischen E-Bikes eher gering motorisiert ist. Er unterstützt als Mittelmotor mit Kraftsensor jedoch sehr angenehm und ist auch beim Fahren ohne Unterstützung, z.B. bei über 25 km/h, nahezu nicht spürbar. Eine Carbonsattelstütze (der Rahmen ist aus Alu) und eine eingebaute Federung im Steuerrohr machen auch das Fahren im Gelände angenehm, wenn auch natürlich nicht vergleichbar mit einem Fully Mountainbike. Aber wie gesagt, für mich ist das genau das Richtige, denn ich liebe einfach das Fahrgefühl mit einem Rennradlenker – und muss gleichzeitig keine Angst vor Schotterwegen oder steileren Anstiegen haben. Gepäckträger und Taschen kann ich bei Bedarf schnell montieren, auf anderen Touren aber auch genauso weglassen. Perfekt! Wenn dich solch ein Fahrrad näher interessiert, schreib mir auch das gern in die Kommentare.

 

Ich hoffe, ich konnte Dich mit meiner Tour ein wenig inspirieren? Für mich kann ich nur sagen, dass der Aspekt des Radfahrens in Verbindung mit der Astrofotografie und dem Campen nochmal ganz neue Möglichkeiten eröffnet hat. Ich freue mich jedenfalls auf viele weitere tolle Touren und berichte auch gern von Zeit zu Zeit davon hier im Blog.

f40a2bfa5cc940e5a2fd09dd37a717ad

6 Kommentare
  1. Hubert Bauer sagte:

    Hallo Katja,
    klasse Bericht und tolle Fotos! Hut ab vor deiner Geduld, Ausdauer und „toughness“, so eine Tour definitiv außerhalb der Wohlfühlzone zu unternehmen!
    Die tollen Wetterbedingungen habe ich auch hier bei uns im Süden ausgiebig genutzt und mir manchmal teilweise einen abgefroren – aber gelohnt hat es sich immer und wunderschön war es auch.
    Viele Grüße vom Ammersee
    Hubert

    Antworten
    • Katja sagte:

      Hallo Hubert,
      danke für deine Worte! Eigentlich bin ich sehr gern außerhalb meiner Komfortzone unterwegs, aber leider macht das der Körper immer öfter nicht mehr so gern mit 😉 In Falle des Radfahrens habe ich aber scheinbar/hoffentlich etwas gefunden, was noch gut funktioniert mit meinen „Gebrechen“, viel Spaß macht und sich super mit der Astrofotografie verbinden lässt. Was hast du denn so aufs Korn genommen – warst auch auf Milchstraßenjagd? Ich freu mich auch schon wieder, bei euch unten im Süden unterwegs zu sein. Bin ja vom 1.-4. Mai auf den Naturfototagen in Fürstenfeld – also gar nicht so weit weg vom Ammersee. Kann mich auch noch sehr gut an unsere Bikerafting-Paddeltour auf der Amper (vom Ammersee nach Fürstenfeldbruck) erinnern… sooo schön da!
      Also, viel Erfolg noch weiterhin beim Astrofotografieren und hoffentlich bald weniger Frostbeulen 🙂
      LG, Katja

      Antworten
      • Hubert Bauer sagte:

        Hallo Katja,
        ja, das stimmt – außerhalb der Komfortzone ist das Erlebnis und die Freude über die Ergebnisse oft noch viel größer. Wünsche dir, dass sich die „Gebrechen“ in Grenzen halten und wenigstens nicht schlimmer werden!
        Aufs Korn genommen habe ich v.a. Deep-Sky-Objekte, die Milchstraße hebe ich mir für die Zeit ab Mitte April auf und dann auch in den Bergen, denn hier mit München in der Nähe und dem doch recht dicht besiedelten Alpenvorland, ist es einfach zu hell. Man kann sie meist nur erahnen, außerdem ist das Zentrum ab April auch schon etwas früher und dann höher zu sehen…
        Bei den Naturfototagen bin ich regelmäßig (ist ja nur etwa 20 km weg) – so auch in diesem Jahr. Hab gerade gesehen, dass du einen Workshop machst! Ich weiß noch nicht genau, wann ich nach Fürstenfeldbruck fahre, aber vielleicht sieht man sich dort – würde mich sehr freuen!
        Und ja, die Amper hinunterzufahren ist toll! Auch der Ammersee ist für uns Fotografen immer wieder schön.

        Viele Grüße
        Hubert

        P.S. Deine website und das Buch finde ich richtig klasse! Hat mir den Einstieg in die Astrofotografie sehr leicht gemacht – allerdings auch „süchtig“…😉

        Antworten
  2. Bärbel Klein sagte:

    Hallo Katja,
    habe gerade mit Begeisterung Deinen Bericht gelesen, auch die Aufnahmen sind faszinierend.
    Die Idee mit dem Rad auf den Brocken zu fahren ist genial, aber bei den Temperaturen auch eine ziemliche Herausforderung. Allen Respekt 👍.

    Ich freue mich schon riesig auf den Workshop in der Eifel und natürlich auf die Gespräche mit Dir und den anderen Teilnehmern.

    Bis dahin gute Zeit und Gruß aus Karlsruhe.

    Bärbel

    Antworten
    • Katja sagte:

      Hallo Bärbel,
      ich danke dir! Die Temperaturen waren eigentlich gar nicht das Problem, nur der Wind da oben 😉 Beim Radfahren im Winter ist man ja eigentlich immer erst zu warm angezogen. Wir mussten auch nach 1 km ein bisschen was ausziehen… Aber oben waren wir dann froh, die vielen Jacken dabeigehabt zu haben.
      Ich freu mich auch schon sehr auf den Workshop! Aber jetzt soll erstmal der Frühling langsam kommen, das wird auch schön!

      Dir auch eine gute Zeit und LG aus dem sonnigen Norddeutschland,
      Katja

      Antworten

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert