C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS) – Die Kometenjagd geht weiter
Nach meinen ersten Erfolgen bei der Jagd nach dem Kometen C/2023 A3 war ich so richtig angefixt, seinen weiteren Verlauf zu beobachten und ihn vielleicht nochmal vor einer tollen Kulisse abzulichten. Am Ende des ersten Blogbeitrags hatte ich ja schon angedeutet, dass wir am 20.10. einen tollen Ort gefunden haben, der sich als idealer Fotospot für den Kometen herausstellte. Wo ich war, ob es noch weitere Chancen gab und wie sich „Tsuchi“ bis zum 30.10. entwickelt hat, erfährst Du in diesem Blog.
Traumspot für die Kometenjagd
Setzen wir also mal da an, wo es beim letzten Blog endete: Es war der 20.10.2024 und ich hatte nach einiger Suche einen offenbar perfekten Spot gefunden. Gesucht hatte ich zunächst in der App Park4Night, da wir ja auch irgendwo mit dem Camper übernachten wollten. Dabei habe ich den Klöntalersee in der Schweiz entdeckt, der sich hinsichtlich der Beschreibungen und Bewertungen traumhaft anhörte. An dessen Südostufer gibt es einen Campingplatz, der allerdings jetzt im Herbst nicht mehr geöffnet hatte. Stattdessen bot sich ein großer Bezahlparkplatz direkt vor dem CP an, von dem es nur wenige Meter zum Ufer waren. Mit weniger als 8 CHF für 24 Stunden war auch der Preis mehr als fair.
Ein Blick in die „Sucher (VR)“ Funktion der App Planit Pro verriet mir schon bevor ich dort war, wie es dort um die Berge und deren Position zum Kometen bestellt war. Insgesamt ist dieser Spot eher ungeeignet für die Astrofotografie, da in nahezu jeder Richtung hohe Berge den Blick versperren. Glücklicherweise gab es eine kleine „Kerbe“ in Richtung Westen – also genau passend für mein heutiges Ziel!
Schon die Anfahrt war ein Traum. Plötzlich fanden wir uns inmitten herrlichster Herbstfarben hinauf auf über 800 Meter wieder, bis schließlich der See vor uns auftauchte. Wow, was für ein Anblick – absolut glatte Wasseroberfläche, eingerahmt von bunten Bergen! Das konnte ja nur gut werden… oder? Als wir gegen 18:30 Uhr ankamen, sah der Himmel noch absolut klar aus. Nach und nach zogen jedoch erste Wolken hinein – ausgerechnet in Richtung des Kometen. Das durfte doch nicht wahr sein?! Gut, bevor man ihn gegen Ende der nautischen Dämmerung um kurz nach 19:30 Uhr sehen würde, war ja noch etwas Zeit. Die Hoffnung wollte ich auf jeden Fall noch nicht ganz aufgeben.
Die erste Nacht am See
Nachdem ich noch kurz etwas zu Essen eingeworfen hatte, packte ich mich warm ein und stiefelte mit meinem Fotoequipment zum Seeufer. Hier hatte ich zuvor in der Dämmerung schon ein erstes Scouting gemacht, so dass ich schon gezielt einen bestimmten Platz ansteuern konnte. Die Wolken hatten sich leider noch nicht ganz verzogen, aber der Komet war trotzdem gut darüber zu sehen! Im Gegensatz zum letzten Mal vor knapp einer Woche hatte ich in dieser Nacht etwas mehr Zeit, bevor er am Horizont verschwand. Nur die Dämmerung und später der Mond (57° voll) störten noch ein wenig. Trotzdem ließ ich meine Kameras mit etwas unterschiedlichen Bildausschnitten eine Weile laufen und wechselte dabei auch mal das Format. An diesem Spot kam schließlich noch eine weitere Besonderheit hinzu: die Spiegelung im Wasser! Denn dieses war noch immer komplett glatt, so dass es fast schon unwirklich schien.
Neben der Sony-Kamera hatte ich noch meine astromodifizierte Canon 6D dabei. Hier war ich zunächst unsicher, da ich bei Mondlicht bisher eher keine guten Erfahrung mit der Astromodifikation gemacht hatte – Stichwort Farbstich. Aber einen Versuch war es wert, und so machte ich auch hier eine längere Bilderserie. Überraschenderweise wirkte sich die Modifikation in diesem Fall sogar sehr positiv aus, da sie die Farbe des Herbstlaubs noch intensivierte. Als der Mond dann um ca. 21:15 Uhr schon ca. 10° über dem Horizont stand, erhellte er zwar den Himmel recht ordentlich, ließ aber auch den Vordergrund wunderbar bunt erstrahlen. Und so entstand auch mein Lieblingsbild dieser Nacht – gestackt aus 80 Aufnahmen:
21:30 Uhr stand der Komet zwar noch mehr als 7° über dem Horizont, war damit an meinem Spot aber auch schon wieder hinter dem Berg verschwunden. Die Schleierwolken hätten seine Sichtbarkeit aber sowieso sehr eingeschränkt, so dass ich erstmal überglücklich zurück zum Camper lief. Ich konnte es aber nicht lassen, Nachts nochmal loszuziehen, um die wunderbare Mondlichtstimmung an diesem tollen See noch ein wenig zu genießen. Dabei ist auch das Panorama vom Beginn des Beitrags entstanden. Fast schon magisch tauchte das Mondlicht die gesamte Szenerie in ein buntes Farbenmeer – einfach nur WOW!
Tag 2 am Klöntalersee
Nach dieser wundervollen Nacht mussten wir uns den See natürlich auch mal bei Tageslicht anschauen. Und was soll ich sagen: ich habe selten so eine tolle Herbststimmung erlebt! Mit dem Fahrrad ging es auf einen Aussichtspunkt auf 1.100 m, 250 Meter oberhalb des Sees mit einem fantastischen Ausblick. Zwar hatte das Restaurant gerade am Tag davor das letzte Mal in dieser Saison geöffnet, aber auch eine mitgebrachte Brotzeit schmeckte ausgezeichnet bei diesem Wetter.
Weitere Scounting-Touren mit dem Rad und zu Fuß waren dann nicht nur sehr erholsam, sondern brachten auch neue passende Spots für die kommende Nacht hervor. Denn schnell stand fest: hier müssen wir noch eine weitere Nacht verbringen! Von den vielen Bildern des Tages hier mal eine kleine Collage. Ich persönlich kann mich an den Spiegelungen ja gar nicht satt sehen – geht es Dir auch so?
Die zweite Nacht auf Kometenjagd am See
Die nächste Nacht hatte dann sowohl Gemeinsamkeiten als auch große Unterschiede zur ersten. Fast identisch war leider die leichte Schleierbewölkung am Westhorizont. Spannend war jedoch, dass der Mond erst knapp eine Stunde später aufging, und es somit eine Phase von ca. 40 Minuten gab, in denen der Komet bei maximaler Dunkelheit ohne störendes Mondlicht zu sehen sein würde.
Die Dunkelheit rief bei mir auch erstmals eine Reisemontierung auf den Plan, um den Kometen noch einmal mit einem Teleobjektiv einzufangen. Im Vergleich zum 14.10. jedoch dieses Mal länger belichtet – und daher nachgeführt. Gegen 20 Uhr startete ich die Aufnahmeserie mit meinem 100 mm Makroobjektiv. Zum Mondaufgang knapp 45 Minuten später hatte ich dann mehr als 100 Aufnahmen à 20 Sekunden im Kasten, von denen ich später 80 Stück stackte, da die Bilder dann zum einen recht hell wurden und zum anderen immer mehr Schleierwolken durchzogen. Gestackt habe ich das Ganze mit dem Starry Sky Stacker auf dem Mac. Nach einer anschließenden Bearbeitung kam dann schließlich dieses Ergebnis heraus, auf das ich durchaus stolz bin. Endlich hatte es auch mal mit einer länger belichteten Teleaufnahme geklappt! Und sogar den Gegenschein sah man noch ganz schwach.
Der aufgehende Mond stellte in dieser Nacht dann tatsächlich ein kleines Problem beim Stacking dar – veränderte er doch die Helligkeit und Farbgebung in jedem Bild ein wenig. So kam mit der astromodifizierten Kamera ein durchaus interessantes „Kunstwerk“ heraus, als ich 85 Bilder gestackt habe:
Während nach dem Verschwinden des Kometen noch Serienaufnahmen für einen Startrail liefen, ging ich noch einmal mit der anderen Kamera ein wenig auf Wanderschaft. Auch in dieser Nacht gab es wieder tolle Spiegelungen zu bewundern, was auch beim Startrail wunderbar funktioniert hat. Leider hatte ich noch keine Gelegenheit, die gefühlt hunderten von Satelliten- und Flugzeugspuren aus dem Startrail zu entfernen, so dass ich diesen hier noch nicht zeigen kann. Dafür gibt es noch dieses Bild vom Ostufer des Sees im Mondschein.
Ein Abschied im Nebel
Vielleicht geht es Dir ähnlich wie mir und Du kannst Dich noch gar nicht von diesem tollen See losreißen? Dann gibt es hier noch ein paar Abschiedsbilder vom nächsten Morgen, als tief stehender Nebel dieses traumhafte Motiv nochmal von einer ganz anderen Seite präsentierte. Ich lasse einfach mal die Bilder sprechen…
Ich hab noch nicht genug – es geht nach Österreich
Auch wenn der Abschied schwer fiel, so freuten wir uns doch schon auf die nächste Gelegenheit, den Kometen noch einmal zu sehen. Leider sollte dies ein wenig dauern, denn das Wetter wollte nicht mehr so richtig mitspielen. Erst vier Tage später tat sich wieder ein Fenster auf, an dem ich ein besonderes Motiv auf dem Plan hatte: die Milchstraße zusammen mit dem Kometen. Mittlerweile ging der Mond ja erst nach Mitternacht auf, das Milchstraßenzentrum um diese Jahreszeit allerdings auch schon kurz nach Ende der astronmischen Dämmerung unter.
Uns hat es dann am 25.10. an einen besonderen Übernachtungsplatz verschlagen – auf einen privaten Stellplatz in 1.500 Metern Höhe oberhalb des Skiortes Damüls. Zusammen mit den Hühnern des Hofes hatten wir eine wunderbare Sicht auf die Berge, auch wenn es in Richtung Westen keine ganz freie Sicht auf den Horizont gab. Vorteil einer solchen Bergkette ist jedoch häufig, dass die Lichtverschmutzung aus dem Tal etwas verschluckt wird. Einen Versuch war es auf jeden Fall wert.
Entgegen vieler Wetterprognosen, die im Laufe des Tages immer pessimistischer wurden, riß der Himmel zum Glück noch rechtzeitig vor dem Verschwinden des Kometen hinter den Bergen einigermaßen auf. Nun war es zwar schon mehr als 45 Minuten maximal dunkel und das Milchstraßenzentrum war schon untergegangen, doch das Band unserer Heimatgalaxie war dennoch sehr schön zu sehen. Nun konnte auch endlich mal meine astromodifizierte Kamera so richtig auftrumpfen, und die H-Alpha-Regionen im Schwan einfangen. Ich konnte in dieser Nacht noch einige Bilderserien zum Stacken aufnehmen – sowohl mit Komet als auch ohne Komet. Hier mal ein kleiner Vergleich…
Ein Bild habe ich dann auch mal etwas anders bearbeitet, um die Sterne noch etwas feiner abzubilden und die Strukturen der Milchstraße und des Kometen besser herausarbeiten zu können. Die leichten Schleierwolken kamen mir an diesem Abend zwar etwas in die Quere, aber entscheide gern selbst, welche Bearbeitung Dir besser gefällt. Ich freue mich natürlich auch über Deine Meinung in den Kommentaren!
Auch eine Serie mit 50 mm Brennweite durfte natürlich nicht fehlen, wenngleich der spannende Teil des galaktischen Zentrums leider schon unter dem Horizont verschwunden und auch gar nicht auf Höhe des Kometen zu sehen war.
Zum Abschied habe ich den Kometen dann noch einmal mit 100 mm und ein wenig Landschaftssilhouette ins Visier genommen – dieses Mal ohne Nachführung, dafür aber mit hoher ISO-Zahl (12.800) und kürzerer Belichtungszeit (2,5 s). Nach dem Stacken hielt sich das Bildrauschen aber tatsächlich sehr in Grenzen.
Aller Abschied ist schwer
Hatte ich nach dem Verschwinden von „Tsuchi“ hinter dem österreichischen Skilift schon gar nicht mehr damit gerechnet, ihn nochmal wiederzusehen, so bot sich wiederum 5 Tage später im Allgäu überraschenderweise noch einmal die Chance dazu. Über dem wunderschönen Rottachsee konnte ich an diesem Abend noch einen letzten Blick auf ihn werfen, wobei er schon lange nicht mehr mit bloßem Auge erkennbar war. Und selbst mit dem Fernglas konnte man ihn nur noch erahnen. Auf dem Foto (24 mm) wirkte er nun schon verschwindend klein – siehst Du ihn auf dem linken Bild? Er war aber noch eindeutig zu erkennen – insbesondere das Stacken mehrerer Bilder (rechts) brachte ihn noch recht gut hervor.
Und das sollte sie dann auch wirklich gewesen sein – meine letzte Begegnung mit dem Kometen C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS). Von der ersten richtigen Nacht am 13.10.2024 bis zum Abschied am 30.10.2024 hatte ich fünf tolle Nächte, die alle für sich genommen etwas Besonderes waren. Schade, dass man ihn nicht am Taghimmel sehen konnte. Aber auf den Fotos gab er dafür ein mehr als würdiges Motiv ab, welches sich in den ersten Nächten sogar deutlich mit bloßem Auge während der Dämmerung und dem Mondlicht beobachten ließ. Von daher können wir uns denke ich überhaupt nicht beschweren – im Gegenteil, ich bin dankbar, ihn an so tollen Orten festgehalten zu haben!
Ich hoffe, Du hattest auch Glück bei der Kometenjagd und freue mich auf Deinen Kommentar!
Eine fantastische Bilderserie des Kometen mit dem Seeund den Bergen. Deine Beiträge sind einfach grandios.
Schöne Grüße vom Ossiachersee – Kärnten
Danke
Lieber Gert,
wow, ich danke dir sehr für das tolle Lob! Freut mich, dass dir die Bilder gefallen!
LG, Katja
Hi Katja,
Glückwunsch für das perfekte Wetter und Chapeau für Dein Können und Wissen der Materie, um solche Photos am Ende zu haben.
Ich bin gar nicht der Astro-Typ; ich habe Dich, Deine Blogs, Deine Vlogs und Dein Buch über das Thema Polarlichter kennengelernt.
Wäre auch super gerne im Herbst 2025 in Nord-Norwegen dabei … Irgendwann lernen wir uns hoffentlich mal kennen.
Bis dahin, alles Gute und weiterhin: Hochachtung vor so viel Wissen und Können !!! VG
Hallo Dierk,
vielen Dank für die tollen Worte, das freut mich sehr! Ein bisschen Glück ist ja auch immer dabei 🙂 Was hält dich denn ab, im Herbst 2025 dabei zu sein?
LG, Katja