, ,

Vulkantour 2025: Teil 2 – Stromboli

Nachdem wir bereits aus der Ferne von Salina einen Vorgeschmack auf den Stromboli bekommen hatten, ging es nun weiter auf diese außergewöhnliche Liparische Insel. Ob das Wetter nach den zwei wolkigen Nächten auf Salina nun besser mitgespielt hat und ich mir endlich den Traum von der Milchstraße neben einem aktiven Vulkan erfüllen konnte, erfährst Du in diesem 2. Teil des Reiseblogs. Im 3. und letzten Teil geht es dann zurück nach Sizilien zum Ätna.

(Foto: Jasper Gerdes)

Stromboli – ein Vulkan der Superlative

Auch wenn er auf seiner kleinen Insel vergleichsweise unspektakulär wirkt, so hat es der Vulkan etwa 65 km nördlich vom Hafen in Milazzo (Sizilien) doch mehr als in sich. Er gehört nach dem Teide und dem Ätna zu den höchsten aktiven Vulkanen Europas – zumindest wenn man nicht nur die Höhe von 924 m über dem Meeresspiegel zählt, sondern auch die mehr als 2.000 Meter unter Wasser, die ebenfalls zur vulkanischen Struktur gehören. Als aktiver Vulkan gilt übrigens jeder, der in den letzten 10.000 Jahren ausgebrochen ist. Der Stromboli ist jedoch so aktiv, dass es dort vergleichsweise zuverlässig mehrmals pro Stunde kleinere oder auch mal größere Eruptionen gibt. Damit hat er in Europa definitiv ein Alleinstellungsmerkmal. Und so stellt er auch die erste Anlaufstelle für Vulkan-Interessierte wie mich dar, die solch ein Naturspektakel einmal ohne riesige Anreise und Anstrengung erleben möchten. Hawaii ist sicher eine Alternative, aber im Vergleich zu Süditalien nicht gerade „vor der Haustür“.

Auf Island hatte ich bisher nie das Glück, dass es bei einem meiner 3 Besuche einen Vulkanausbruch gab. Und dem mittlerweile recht weit verbreiteten „Vulkantourismus“ – bei einem Ausbruch sofort in den Flieger steigen – konnte ich noch nie etwas abgewinnen. Daher schien mir der Stromboli genau richtig für meinen Zweck. Vor allem ist es dort vergleichsweise sicher, da er zu den bestüberwachten und -dokumentierten Vulkanen der Welt zählt. Das heißt natürlich nicht, dass es eine absolute Sicherheit und Vorhersagbarkeit gibt – wie auch der letzte große Ausbruch am 3. Juli 2019 zeigte, der leider auch ein Menschenleben forderte. Die Sicherheitsmaßnahmen und Zugangsbeschränkungen am Stromboli wurden jedoch mittlerweile so verstärkt, dass man sich dort guten Gewissens auf „Vulkanjagd“ begeben kann. Bis zum Aussichtspunkt auf 290 m Höhe durfte man zum Zeitpunkt unserer Reise ohne Bergführer, auf 400 m nur mit einer geführten Tour. Gipfeltouren werden wohl auch in absehbarer Zukunft aus Sicherheitsgründen für alle verboten bleiben.

Solltest Du einmal auf Stromboli sein und eine geführte Tour auf 400 m buchen wollen, dann schau am besten mal beim Anbieter Magmatrek vorbei. Aktuelle Informationen über den Zugang zum Vulkan kannst Du außerdem beim Zivilschutz auf dieser Seite bekommen. Informiere Dich auf jeden Fall, bevor Du auf eigene Faust losziehst!

Hier siehst Du die zwei Aussichtspunkte auf 290 und 400 Meter. *Die Zugangsregeln können sich je nach Aktivität und Warnstufe jederzeit ändern.

Die ersten Stunden auf Stromboli

Aufgrund der frühen Fähre war es noch vor dem Mittag, als wir in San Vincenzo im Nordosten der Insel ankamen. Unser Hotel Ossidiana lag nur wenige Meter vom Hafen entfernt und wir konnten sogar schon unsere Zimmer beziehen. Nach einem kleinen Rundgang im Ort und einem Kaffee hieß es dann auch schon wieder, sich für die (vermutlich lange) Nacht vorzubereiten. Denn diese verhieß bombastisches Wetter und somit optimale Bedingungen für unsere nächtliche Vulkan-Fototour. Um die (zumindest für mich) neue Umgebung vorher auch mal bei Tageslicht zu sehen, ging es schon 16:30 Uhr vom Hotel los. Denn es hieß gut 4 oder 5 Kilometer zurückzulegen (je nach Ziel), wovon besonders die zweite Hälfte außerhalb der Ortschaften steiler ansteigen würde. Mit einer gewissen Sorge schaute ich mir das bevorstehende Höhenprofil an, hoffte aber, dass meine Knie mit Hilfe von Trekkingstöcken hier mitmachen würden.

Das Höhenprofil vom Hotel zum Aussichtspunkt auf 290 m sah etwas beängstigend aus. Insgesamt sind hier etwa 300 Höhenmeter auf 5 Kilometern zu überwinden.

Wir beschlossen daher, in dieser Nacht erstmal nur bis zum Observatorium an der ehemaligen Pizzeria (zum Essen bekommt man hier leider nichts mehr) zu wandern und dort im Umkreis zu fotografieren. Für den Aussichtspunkt auf 290 m würden hoffentlich noch zwei weitere potentielle Nächte bleiben, für welche die Wettervorhersage ebenfalls gut aussah. Somit standen mir an diesem ersten Abend „nur“ 4 Kilometer und 200 Höhenmeter bevor – beziehungsweise irgendwann in der Nacht auch wieder der Weg zurück. Bevor es an die längere Steigung ging, kamen wir allerdings erst einmal an sehr bedrückenden Orten vorbei. Am 15. Mai – also nur 10 Tage vor unserem Besuch – hatte es auf Stromboli schwere Unwetter mit starken und langanhaltenden Regenfällen gegeben. Nun vor den Folgen der Schlammströme (sog. Lahare) in den Gassen des Ortes Stromboli zu stehen, machte uns wirklich betroffen.

Diese Unwetterschäden live zu sehen, macht wirklich betroffen. Man mag sich gar nicht vorstellen wie das ist, wenn solch ein Schlammstrom durch den eigenen Garten fließt.

Solche Ereignisse häufen sich in letzter Zeit, was nicht nur an den zunehmenden Wetterextremen allgemein liegt, sondern auch an den speziellen Bedingungen auf Stromboli. Es gibt verschiedene Theorien und Gründe, warum solche Lahare auf dieser Insel besonders begünstigt werden. Zum einen wird immer wieder das große Feuer vor ziemlich genau 3 Jahren angeführt, welches während Dreharbeiten von einem Filmteam ausgelöst wurde und einen Großteil der Vegetation im Norden und Osten der Insel zerstört hat. Zum anderen nimmt man nach neuesten Erkenntnissen an, dass auch die vulkanische Aktivität von 2024 einen großen Einfluss haben könnte. Dabei floss Lava ins Meer, wodurch sich Wasserdampf und ganz feine Asche bildete. Diese wiederum formten in Kombination eine feste, ca. 8 cm dicke Schicht im oberen Bereich des Vulkans, die den Boden quasi versiegelt hat. Hier kann der Regen also nicht mehr wie üblich versickern, sondern fließt sofort ab, wodurch sich solche Schlammströme bilden. In jedem Fall sollte man als Tourist die Wettervorhersage im Blick behalten und sich bei starken Regenfällen in geschlossenen Räumen aufhalten! Bei entsprechend schlechter Vorhersage ist natürlich auch ein Aufstieg zum Vulkan sehr gefährlich.

Auf zum Feuerwerk am Stromboli

Für uns hieß es jedoch, bei bestem Wetter weiter den Berg hinauf zu wandern. Und dabei boten sich uns tolle Ausblicke auf die Steilküste und die kleine Insel Strombolicchio. Sie stellt mit ca. 200.000 Jahren den geologisch ältesten Teil von Stromboli dar. Betreten werden darf die Insel nur von Wissenschaftlern, da sie seltene Pflanzen- und Tierarten beherbergt, die vom Aussterben bedroht sind. Auf einer geführten Bootstour kann man der ca. 1,5 km entfernten und 57 m hohen Insel jedoch auf Wunsch näher kommen.

Nordöstlich von Stromboli ragt Strombolicchio mit seinem solarbetriebenen Leuchtturm aus dem Wasser. Die kleine Insel steht vollständig unter Naturschutz.

Unterbrochen durch einige Fotostops und zahlreiche Begegnungen mit Eidechsen „kämpften“ wir uns weiter den Berg hinauf, wobei es durch die Serpentinen viel weniger steil und anstrengend war, als ich befürchtet hatte. Es machte sogar richtig Spaß, dem Ziel immer näher zu kommen und den ersten Ausbrüchen entgegenzufiebern!

Der Weg hinauf zum Stromboli hielt tolle Ausblicke, aber auch einen etwas unwegsamen Untergrund für uns bereit.

Durch das hohe Schilf ließ sich auch immer wieder ein Blick auf den Vulkan erhaschen, bis wir diesen schließlich vor den Toren der ehemaligen Pizzeria am Observatorium in voller Pracht vor uns sahen. Von hier waren es nun noch 2 km Luftlinie und 600 Höhenmeter bis zum Krater am Gipfel. Wahnsinn, so nah war ich einem aktiven Vulkan noch nie gekommen.

Hier am Observatorium und der ehemaligen Pizzeria gibt es zwar keine Pizza mehr, aber dafür einen herrlichen Blick auf den Stromboli.

Etwas oberhalb des Observatoriums hatte ich dann den nächsten Gänsehaut-Moment, als ich über die Felskante auf die sogenannte Feuerrutsche („Sciara del Fuoco“) blickte. Stell Dir einfach einen riesigen schwarzen Hang vor, auf dem regelmäßig große Steine mit entsprechenden Geräuschen und Staubwolken hinunter ins Meer rauschen. Wow, so umwerfend hatte ich mir diesen Anblick nicht vorgestellt. Das kann ein Foto – selbst mit 20 mm Brennweite – gar nicht einfangen!

Auf dieser sogenannten „Feuerrutsche“ bewegen sich Lavaströme und teilweise glühende Steine aus dem Vulkan regelmäßig mit eindrucksvollen Geräuschen ins Meer.

Kurz vor Sonnenuntergang herrschte schließlich eine magische Lichtstimmung am Vulkan – und wir konnten es gar nicht abwarten, endlich die ersten glühenden Bomben und Blöcke zu sehen. „Bomben“, so heißen tatsächlich einige vulkanische Pyroklasten, die bei einem Ausbruch ausgestoßen werden. Per Definition haben sie einen Durchmesser von mehr als 64 mm, können aber auch sehr viel größer sein. Von ebenso großen „Blöcken“ unterscheiden sie sich durch ihre Form. Blöcke sind eckig und fest – in dieser Form werden sie auch bereits aus dem Vulkan ausgestoßen. Bomben hingegen sind beim Ausbruch noch weitestgehend flüssig und erstarren erst beim Abkühlen im Flug, wodurch sie ihre charakteristische rundliche Form erhalten. Kleinere runde Fragmente mit Durchmessern zwischen 2 und 64 mm werden hingegen „Lapilli“ genannt, alles noch kleinere ist schlichtweg Asche.

Meinen ersten richtigen Ausbruch erlebte ich dann keine 10 Minuten später. Eine dunkle Aschewolke stieg über dem Vulkan auf, und auf dem Foto sah ich durch die kurze Belichtungszeit die dunklen Steine fliegen. Sogar erste glühende Teilchen konnte ich bereits dicht über dem dunklen Krater erkennen. Welch eine Naturgewalt! Und es würde ja noch viel eindrucksvoller werden, wenn es erst einmal dunkel ist!

Die Aschewolke wird noch von den letzten Sonnenstrahlen angeleuchtet, während dicht über dem Krater schon die ersten glühenden Fragmente zu sehen sind! (280 mm, f/5.6, ISO 800, 1/500 s)

Nachdem die Sonne gegen 20:15 Uhr untergegangen war, konnte ich keine 10 Minuten danach meine erste leuchtende „Fontäne“ fotografieren. Da ich dieses Foto jedoch leider in der Aufregung verwackelt und überbelichtet habe, musste ich bis zum nächsten Ausbruch um kurz vor 21 Uhr warten. Nun passten Brennweite und Belichtungszeit halbwegs, um diese Eruption mit ihren Leuchtspuren einigermaßen gut einzufangen. Ich tastete mich langsam an dieses für mich neue Motiv heran.

Noch etwas zaghaft, aber immerhin – mein erster Ausbruch mit Leuchtspuren. Die Freude war groß! (184 mm, f/4.0, ISO 200, 6 s)

Nun begann eigentlich die schönste Zeit, um den Vulkan zusammen mit der Lava eindrucksvoll abzulichten. Denn je dunkler es wurde, desto größer wurde die Gefahr der Überbelichtung im Kern der Fontäne. Wir hofften also auf weitere Ausbrüche in der Zeit rund um die blaue Stunde. Um nichts zu verpassen, stellten wir die Kameras per Fernauslöser auf Dauerfeuer, ähnlich wie bei einem Zeitraffer. Später würden wir uns dann aus hunderten Fotos die der Eruptionen heraussuchen. Und diese traten an diesem Abend erfreulich regelmäßig auf: Etwa alle 10 bis 15 Minuten gab es einen Ausbruch – mal stärker, mal schwächer. Auch hierfür gibt es übrigens eine Klassifizierung. Von einer niedrigen Intensität – wie es bei uns der Fall war – spricht man am Stromboli bei einer Höhe des Ausbruchs bis 80 Meter, von einer mittleren dann bis 150 Meter und darüber von einer hohen Intensität. Alles bis 300 Meter wird dabei noch als „normale Aktivität“ angesehen. Aber egal ob nun niedrig oder hoch – es ist schon eine beeindruckende Vorstellung, dass hier einfach Lava in eine solche Höhe in die Luft geschleudert wird!

Wie direkt aus der Hölle wirkt diese Feuerfontäne vor dem angestrahlten Krater. (184 mm, f/4.0, ISO 800, 3,2 s)

Vulkanausbrüche im Weitwinkel

Nach einigen Eruptionen machten wir uns dann mal an eine etwas andere Bildkomposition. Wir wollten den Vulkan samt Ausbruch in der gesamten Landschaft darstellen, mit dem mittlerweile sichtbaren Sternenhimmel. Da die Milchstraße leider noch ein paar Stunden auf sich warten lassen würde, machten wir einfach erstmal ein paar Probeaufnahmen, um die beste Komposition zu finden. Dabei durfte natürlich auch ein kleines Selfie als Erinnerung an diese besondere Nacht nicht fehlen. Aufgrund des nahen Vordergrunds mussten wir sowieso mehrere Aufnahmen mit unterschiedlichem Fokus machen. Und so ließ ich die Kamera einfach in ihrer Position stehen, um später damit noch die Milchstraße zusammen mit dem Vulkan als Hintergrund für dieses Bild aufzunehmen. Dies klappte dann glücklicherweise auch zwei Stunden später. Das folgende Bild ist also durchaus „echt“ (gleicher Standort, gleiche Brennweite, gleiche Aufnahmeparameter), ist jedoch aus mehreren Bildern mit unterschiedlichem Fokus und einer unterschiedlichen Aufnahmezeit zusammengesetzt.

Vordergrund: Focus Stack aus 7 Aufnahmen, Hintergrund: Einzelbild (20 mm, f/1.4, ISO 6.400, 10 s)

Wie Du siehst, bin ich auf dem Foto schon ziemlich warm eingepackt. Das lag nicht nur daran, dass ich eine ziemliche Frostbeule bin, sondern auch an den doch mittlerweile kühleren Temperaturen, die noch durch den Wind verstärkt wurden. Dieser ließ aber zum Glück im Lauf der Nacht nach, so dass ich mich gegen 0:30 Uhr auch endlich an ein Milchstraßenpanorama mit Hilfe des Nodalpunktadapters machen konnte. Wie immer fing ich dabei mit den Himmelsbildern an. Als ich dann an der Position des Vulkans angekommen war, sagte ich noch spaßeshalber: „So, nun bitte einen Ausbruch.“. Und wie es der Zufall wollte, gab es tatsächlich mitten in der 10-sekündigen Belichtung dieses Bildes eine heftige Eruption. Das freute mich zwar tierisch, allerdings kam die Ernüchterung beim Blick aufs Display: Durch die lange Belichtungszeit und hohe ISO war das Bild völlig überbelichtet und erzeugte sogar einen starken Flare. „Schade Schokolade“ – wie Jasper so schön zu sagen pflegte. Aber gut, schnell machte ich noch ein Bild aus dieser Position, auf der die Wolke über dem Krater immerhin noch schön rot angeleuchtet wurde.

Insgesamt 20 Bilder stecken in diesem Panorama, welches ich vorsichtshalber als 360-Grad-Bild (horizontal) aufgenommen habe, um den Bildausschnitt noch frei bestimmen zu können. Die Astromodifikation der Kamera half schlussendlich, die Milchstraße besser und farbiger herausarbeiten zu können.

Mit diesem 2-zeiligen Panorama konnte ich den Vulkan eindrucksvoll mit dem Milchstraßenbogen in Szene setzen. Mission erfüllt würde ich sagen! (24 mm, f/2.0, ISO 6.400, 10 s)

Mein Zielbild hatte ich also damit schonmal im Kasten. Jetzt fehlte nur noch die Milchstraße bzw. ihr galaktisches Zentrum direkt über dem Vulkan. Gegen 3:30 Uhr würde dies laut App der Fall sein, wenn da nur nicht diese permanente Wolke über dem Vulkan schweben würde. Schon bei den Aufnahmen zuvor, die ich später zu einem Astrolandschaftsstacking zusammenfügen wollte, schwante mir hier nichts Gutes. Und tatsächlich, die Wolke verdeckte in dieser Nacht einen Großteil des Milchstraßenzentrums.

Die permanente Wolke über dem Vulkankrater verdeckte leider einen Großteil des galaktischen Zentrums, so dass mein Zielbild wohl in dieser Nacht nichts mehr werden würde. (24 mm, f/2.0, ISO 6400, 10 s – Stack aus 56 Aufnahmen)

Um 3 Uhr machten wir uns schließlich nach insgesamt 9 Stunden am Berg auf den Heimweg. Wir waren mittlerweile nur noch zu dritt – Jasper, meine Mama und ich. Und auch der Abstieg ging dank heller Stirnlampen erstaunlich gut – kam uns allerdings gefühlt ewig vor, auch wenn wir nur eine gute Stunde unterwegs waren. Totmüde, aber überglücklich, lagen wir dann schließlich kurz nach 5 Uhr morgens im Bett und bekamen in dieser Nacht leider nicht sehr viel Schlaf. Aber wie sagt man so schön: „Ohne Fleiß keinen Preis.“

Der zweite Tanz auf dem Vulkan

Den nächsten Tag ließen wir dann folglich sehr ruhig angehen, da wir in der nächsten Nacht ja gern noch einmal hoch hinaus wollten. Dieses Mal sollte es zum Aussichtspunkt auf 290 Meter gehen – den höchsten Punkt, den man zum Zeitpunkt unserer Reise ohne Bergführer ansteuern durfte. Den Teil durch die Ortschaften machten wir uns dieses Mal etwas einfacher, wenn auch nicht unbedingt sicherer. Wir entschieden uns für eins der typischen Taxis auf Stromboli, wobei man wohl eher von einem Golfwagen sprechen sollte. Unser Fahrer kurvte jedoch so rasant durch die engen Gassen, dass ich in jeder Kurve um meine Finger fürchtete. Da ich mit meiner Mama rückwärts schauend hinten saß, konnten wir nahende Kurven auch gar nicht kommen sehen, was die Sache noch einmal „spannender“ machte. Aber wir haben es glücklicherweise überlebt und immerhin 1,5 Kilometer Weg für 15 € (für 3 Personen) gespart. Es blieben jedoch immer noch fast 4 Kilometer und 300 Höhenmeter zu überwinden, was wir in gemütlichen zwei Stunden geschafft hatten. Unterwegs begegneten uns eine Reihe von wilden Ziegen, die sich geschickt auf den Vulkanhängen bewegten.

Angekommen am Aussichtspunkt war es noch vergleichsweise ruhig und leer dort. Das änderte sich jedoch mit jeder Minute. Und so füllte sich der steinige Weg nach und nach mit Besuchern, die wie wir die Ausbrüche hautnah miterleben wollten. Schließlich waren wir jetzt nur noch 1,4 km und knapp 400 Höhenmeter vom Krater entfernt. Und heute wollte ich auch mit meiner Kamera näher an den Vulkan heran, weshalb ich etwas mehr Brennweite auflegte. Einen passenden Platz hatten wir uns zum Glück schon vor dem großen Ansturm suchen können. Denn mittlerweile waren trotz eines eisigen Windes zum Sonnenuntergang schon gefühlt 30-40 Leute an diesem Aussichtspunkt!

Ich war bereit. Ausgerüstet mit 2 Kameras und Fernauslösern konnten die Ausbrüche kommen. (Foto: Ursula Seidel)

An diesem Abend ging es bereits vor Sonnenuntergang gut los. Mit meinen 600 mm Brennweite konnte ich gefühlt in den Krater hineinschauen – Wahnsinn! Und so fotografierte ich bis in die Dunkelheit hinein fleißig weiter, während die Besucherdichte langsam aber sicher abnahm. Meine Motivation allerdings auch an diesem Abend. Zum einen natürlich wegen der sehr kurzen letzten Nacht, zum anderen aber auch auf Grund mangelnder Motive – so komisch es klingt. Ausbrüche hatte ich nun mehr als genug fotografiert – und sie würden auch mit zunehmender Dunkelheit nicht besser aufzunehmen sein.

Noch vor Sonnenuntergang entstand dieses Bild, auf dem man die Hitze der Lava förmlich spüren kann! (600 mm, f/6.3, ISO 800, 1/500 s)

Die gesammelten Ausbrüche vom 2. Abend. Dieses Mal mit anderer Brennweite und etwas anderer Belichtungseinstellungen.

Auch Jasper und meine Mutter waren müde und beschlossen, bald den Rückweg anzutreten. Da es erst 22 Uhr war, ließ ich mich schließlich überzeugen, sie zu begleiten – während Joachim noch oben bleiben wollte. So ein bisschen bereue ich diese Entscheidung im Nachhinein, da ich spät in der Nacht noch einen spektakulären Anblick verpasst habe. In dieser Nacht gab es nämlich keine lästige Wolke über dem Gipfel, so dass die Milchstraße wunderbar neben dem Vulkan zu sehen war. Glücklicherweise hatte Joachim mehr Geduld und Durchhaltevermögen als wir (er war in der letzten Nacht auch schon deutlich vor uns nach Hause gegangen), und hat eine größere Eruption mit glühender Lava auf der Feuerrutsche eindrucksvoll festhalten können. Er war so lieb, mir die Bearbeitung und Verwendung der Bilder hier im Blog zu erlauben – vielen Dank dafür!! Bis 4:30 Uhr morgens hätte ich in dieser Nacht sicher nicht oben auf dem Berg durchgehalten.

Links eine Einzelaufnahme, rechts eine kleine Collage aus dem Foto links und dem darauffolgenden, um die glühenden Bomben, die auf der Feuerrutsche ins Meer herunterrollen, noch besser zu zeigen. Einfach nur wow, auch wenn ich diesen Anblick um kurz vor 4 Uhr morgens leider nicht selbst erleben durfte! (21 mm, f/2.4, ISO 3200, 15 s); Fotos: Joachim Krause

Mission Stromboli erfüllt

Somit hatten wir denke ich – mit vereinten Kräften – alles mitgenommen, was geht. Und so ließen wir die dritte Nacht auf Stromboli, die sowieso etwas wolkig war, gemütlich am Strand ausklingen. Hier waren wir tagsüber schon zum Baden und Schnorcheln gewesen, nachts war es hier allerdings hell erleuchtet vom Hafen und den Lichtern des Ortes. Es herrschte sogar noch reger Bootsverkehr. Fotografisch war hier leider nicht mehr so viel zu holen, aber dafür war es ein sehr erholsamer Abend.

Den letzten Abend genossen wir am Strand von Stromboli vor dem wolkenverhangenen Vulkan. (Foto: Jasper Gerdes)

Übrigens, der „Stuhl“, auf dem Du mich hier sitzen siehst, ist sehr genial für kältere Abende und Nächte. Da hier einfach eine passende Isomatte in eine Hülle (den Therm-a-Rest Trekker Chair* Amazon Affiliate Link) geschoben wird, wärmt die Isolierung der Matte an Po und Rücken. Das habe ich kürzlich auch in einer längeren Fotonacht bei um die 0 Grad im Harz ausprobiert und war begeistert! Bei Bedarf kann man das Ganze auch einfach aufklappen um sich mal ein paar Minuten hinzulegen und die Augen zuzumachen. Aber das nur am Rande…

Der Vulkan hat mich allerdings doch noch nicht so ganz losgelassen, und so setzte ich mich am Hotel noch einmal eine Stunde mit meiner Kamera hin, um die Ausbrüche mal von einer anderen Perspektive einzufangen. Hat auch was finde ich! Joachim hingegen ist tatsächlich noch einmal hochgestiefelt, hatte aber außer Wolkensuppe nichts zu berichten vom Berg. Wir hatten also alles richtig gemacht, dass wir die letzten Nächte so gut genutzt hatten!

Ein Abschiedsbild vom ausbrechenden Stromboli – aufgenommen direkt vom Hotel. Schön wars mit dir!

4 Kommentare
  1. Bärbel Klein sagte:

    Hallo Katja,
    ich bin fasziniert. Vielen Dank für die tollen Bilder und den spannenden Bericht. Solche Momente sind einfach unvergesslich.
    Freue mich schon jetzt auf den 3. Teil.

    Lieber Gruß aus Karlsruhe
    Bärbel

    Antworten
  2. Stebo sagte:

    Wow Katja, mega Bilder und mal wieder sehr schön geschrieben. Die Feuerrutsche konnte ich auch schon einmal bewundern (aus sicherer Entfernung und ohne Feuerbomben) und ich habe mal gehört, dass es sogar einige Verrückte gibt, die da mit Ski runterfahren. Bei uns ist es tatsächlich schon einige Jahre her (ich glaube es war 2007), dass wir den Vulkan in fauchender Weise beim vorbeifahren mit dem Boot gesehen haben. Wir mal wieder Zeit auf die Liparischen Inseln zu fahren.

    LG Stebo!

    Antworten
  3. Antje Wettlaufer sagte:

    Liebe Katja,
    Wie sympathisch, dass selbst ein Vollprofi wie Du mal so aufgeregt sein kann, dass im ersten Anlauf nicht alles gelingt;). Respekt vor der Aufnahme mit Milchstraße und Ausbruch! Macht Lust auf dieses Abenteuer….

    Antworten
  4. Bernd Keck sagte:

    Hallo liebe Katja,
    toller Bericht, tolle Fotos.
    Ich bin begeistert.

    Wir sehen uns Donnerstag,
    viele Grüße,
    Bernd.

    Antworten

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert