Meine Astrofoto-Workshops im Sternenpark Westhavelland
„Bietest Du eigentlich auch Workshops an?“ wurde ich häufiger gefragt, als ich anderen meine Astroaufnahmen zeigte und von meinem bevorstehenden Buch „Astrofotografie“ berichtete. ‚Warum eigentlich nicht!‘ dachte ich mir, bin ich es doch von Berufswegen her seit vielen Jahren gewohnt, Workshops und Vorträge zu halten. Nach mittlerweile zwei erfolgreichen Workshop-Wochenenden ist es nun mal Zeit, ein kleines Resümee zu ziehen…
Die Idee
Die initiale Idee, Astrofoto-Workshops im Sternenpark Westhavelland anzubieten, kam mir eigentlich schon während meines Urlaubs dort im Sommer 2016 – im Gespräch mit Detlef Zemlin, der gemeinsam mit seiner Frau Liane Ferienhäuser mitten im Sternenpark vermietet und sich dabei insbesondere an Astronomen und Astrofotografen richtet. Für einen Schulungsraum, Unterkünfte sowie die Verpflegung der Teilnehmer könnten sie sorgen – ich müsste „nur“ noch die Workshop-Inhalte beisteuern. Wir verblieben dann erstmal so, dass ich mich wieder melde, wenn das Buch dem Ende zugeht und ich in die konkrete Workshop-Planung einsteigen wollte.
Der Workshop nimmt Form an
Ende Oktober 2016 war es dann soweit. Das Buch war fast fertig und ich hatte große Lust darauf, meine Leidenschaft für all diese faszinierenden Motive der Nacht auch in persönlichen Workshops weiterzugeben. Einige Mails und Telefonate später stand fest: Im Mai 2017 sollte es den ersten Workshop im Sternenpark Westhavelland geben! Es dauerte dann zwar noch einige Zeit, bis ich die konkrete inhaltliche Planung abgeschlossen hatte, aber noch vor meiner Reise nach Chile im März/April 2017 waren alle 11 Plätze meines ersten Astrofoto-Workshops vergeben. Das freute mich natürlich extrem und zeigte einmal mehr, wie groß das Interesse an diesem Thema aktuell ist. Auch die Resonanz auf mein Buch, welches Ende Februar auf den Markt kam, war gleich in den ersten Wochen überwältigend – für mich ein gutes Zeichen, dass ich mit meiner speziellen Herangehensweise an das Thema wohl nicht so ganz falsch liegen konnte. Daher wollte ich auch im Workshop das Konzept des Buches unbedingt beibehalten:
Fotografen die Astrofotografie mit einfachen Mitteln möglichst praxisnah zu vermitteln.
Meinen Vorsatz, die begleitenden Folien zum Workshop während der zwei langen Flüge nach und aus Chile zu erstellen, konnte ich zwar nicht ganz halten, aber es blieb auch nach dem Astrourlaub noch ausreichend Zeit, das Material zusammenzustellen – zumal ja auch nochmal einige Bilder und Erfahrungen aus Chile hinzugekommen waren.
Da ich ein kleiner Perfektionist bin, habe ich lang überlegt, wie ich den Workshop didaktisch sinnvoll aufbaue, ohne eine 1:1 Kopie des Buches darzustellen. Sicherlich, vieles würde sich wiederholen, aber in einem persönlichen Workshop hat man ja ganz andere Möglichkeiten der Wissensvermittlung als in einem Buch. Was war mir also wichtig?
- Ich wollte meine eigene Leidenschaft und Faszination für das Thema möglichst gut auf die Teilnehmer übertragen. Dies geht natürlich am besten über Bilder und meine persönlichen Geschichten dazu.
- Ich wollte den Teilnehmern die vielfältige Bandbreite der Nacht- und Astrofotografie rüberbringen, um sie bestmöglich zu inspirieren und vielseitige Interessen abzudecken.
- Ich wollte möglichst viel Wissen und Tipps vermitteln, so dass jeder Teilnehmer mit dem guten Gefühl nach Hause fährt, eine Menge gelernt zu haben.
- Ich wollte, dass sich alle wohl fühlen und sich noch lang und gern an das Wochenende zurückerinnern.
- Idealerweise wollte ich den Teilnehmern den Sternenhimmel auch in Natura „bieten“ können und sie auch mit ersten eigenen Fotos aus dem Workshop entlassen.
Sorge, dass ich ein ganzes Wochenende füllen konnte, hatte ich eigentlich nie so wirklich – wußte ich doch schon aus dem Schreiben des Buches, wie umfangreich und vielfältig das Thema ist. Es hieß also eher, die richtige Balance zwischen Informationsmenge und Detailtiefe zu finden. Gar nicht so leicht…
Der erste Workshop
Wie es immer so ist, rückte der erste Workshop Anfang Mai 2017 dann doch schneller näher als gedacht. Mit der Vorbereitung bin ich jedoch noch gut fertiggeworden, wenngleich ich keinen kompletten „Probelauf“ mehr machen konnte, um den Zeitbedarf des Theorieseminars genauer abschätzen zu können. An dieser Stelle würde dann einfach etwas Improvisation und Flexibilität gefragt sein.
Am Freitagnachmittag trudelten dann die ersten Teilnehmer nach und nach im kleinen Örtchen Lochow ein und bezogen ihre Ferienwohnungen. Auf Grund von Staus oder eines verspäteten Feierabends gelang es leider nicht allen, pünktlich zum geplanten Abendessen in Ferchesar zu kommen. Da noch dazu kein ganz berauschendes Wetter herrschte, gab es an diesem Abend auch keine Möglichkeit mehr, Sterne am Himmel zu sehen oder gar zu fotografieren.
Am Samstagmorgen trafen wir uns dann alle zunächst zum gemeinsamen (sehr reichhaltigen) Frühstück, bevor es mit der Kennenlernrunde und dem eigentlichen Seminar losging. Für mich – und ich glaube auch für die Teilnehmer – verging die Zeit am Samstag wie im Fluge. Es hat mir einen riesengroßen Spaß gemacht, all die Themen vorzustellen, die mich selbst so faszinieren, und dabei in viele begeisterte Gesichter zu blicken! So kam es auch, dass wir im wahrsten Sinne des Wortes „durchmachten“ und den Workshop eigentlich nur zum Essen kurz unterbrochen haben. Zur Belohnung gab es am Abend sogar noch ein paar Wolkenlücken und einen wunderbaren Blick auf den Mond mit goldenem Henkel, den wir mit dem mitgebrachten Equipment fleißig ablichteten. Als wir dann gegen 23 Uhr endlich mit allen wichtigen Seminarteilen durch waren, brach ein Großteil der Teilnehmer noch zu einer kleinen fotografischen Nachtwanderung auf – ein toller Abschluss eines tollen Tages mit tollen Workshop-Teilnehmern!
Der nächste Tag wurde dann eigentlich nur noch für ein erneutes Frühstück, eine gemeinsame Feedbackrunde und (für die Hartgesottenen) einen tieferen Ausflug in die Panoramafotografie genutzt. Dann war glaube ich so ziemlich jeder „druckbetankt“, aber glücklich. Und auch ich war erleichtert, den ersten Workshop zur Zufriedenheit aller abgeschlossen zu haben. Zwar gab es aus dem Feedback der Teilnehmer noch den einen oder anderen Verbesserungsvorschlag, aber es wäre auch komisch gewesen, wenn es gleich im ersten Anlauf perfekt gewesen wäre.
Einen Blick auf das Wochenende aus Sicht des Teilnehmers Alexander Feder gibt es übrigens hier zu lesen!
Nach dem Workshop ist vor dem Workshop
Schon am Sonntag nach dem Workshop wußte ich, dass dies nicht der Letzte gewesen sein sollte, wenn es nach mir geht. Daher machte ich mich auch gleich daran, die Verbesserungsvorschläge für einen zweiten Termin zu überdenken und ins Konzept einzuarbeiten. Schnell war auch mit den Zemlins ein weiterer Termin im September gefunden, so dass wir bald schon Nägel mit Köpfen machen konnten. Hinzu kam das Angebot von Alexander Feder – einem Teilnehmer des ersten Workshops – mich gern auch in der Vorbereitung und Durchführung des zweiten Workshops zu unterstützen, was ich liebend gern annahm!
Was sollte also beim zweiten Mal alles anders und damit hoffentlich besser werden?
- Die Kennenlernrunde sollte bereits am Freitagabend stattfinden, um Samstag nach dem Frühstück sofort loslegen zu können.
- Die Workshop-Inhalte sollten nun auf Samstag und Sonntag aufgeteilt werden.
- Es sollte die Wahl zwischen einem kleinen und einem großen Paket geben, um weiter angereisten Teilnehmern die Möglichkeit zu geben, bereits Sonntagmittag den Heimweg anzutreten.
- Der Workshop sollte zur Neumondzeit stattfinden, um die Milchstraßen- und Deep Sky Fotografie zu ermöglichen.
Das Interesse an einer Workshop-Teilnahme war dann scheinbar auch ungebrochen groß, so dass alle 10 Plätze bereits nach nicht einmal 2 Tagen unter den Interessenten, die keinen Platz mehr im ersten Workshop bekommen hatten, vergeben waren.
Im Zuge der Vorbereitung dieses zweiten Termins konnte ich dann noch zahlreiche neu gewonnene Erfahrungen – z.B. über Apps und Bearbeitungsmethoden – im Workshop unterbringen. Schlussendlich hatten alle Teilnehmer (in diesem Fall tatsächlich ein rein männlicher Teilnehmerkreis!) das große Paket bis Sonntagnachmittag gebucht, was mir die Möglichkeit gab, die Reihenfolge der Themen etwas zu variieren. Gerüstet für ein weiteres Workshop-Wochenende fuhr ich also am 15. September erneut ins Westhavelland…
Astrofoto-Workshop die Zweite
Wie schon beim ersten Workshop trudelten die Teilnehmer größtenteils am Nachmittag in Lochow ein und wir brachen wieder zum gemeinsamen Abendessen auf – dieses Mal in Semlin am See. Leider dauerte dies etwas länger als geplant und so konnten wir zwar schon ausführliche Gespräche im Restaurant führen, mussten die offizielle Kennenlernrunde jedoch etwas später starten. Zeitlich aber alles kein Problem – und dieses Mal war uns auch Petrus wohl gesonnen, so dass wir noch am Freitagabend einen herrlichen Sternenhimmel geboten bekamen. Nach einer kleinen Sternenführung und der Möglichkeit, einige Himmelsobjekte durchs Teleskop zu bestaunen, ging es für einige spontan auf eine nahegelegene Wiese um bereits die ersten Aufnahmen zu machen. Für diese Nacht gab es sogar eine Polarlichtwarnung für Deutschland, was natürlich die Krönung des ersten Abends gewesen wäre. Und wir staunten auch nicht schlecht, als wir auf den ersten Bildern einen extrem grünen Himmel in Richtung Norden sehen konnten! Leider handelte es sich dabei nicht um Polarlicht, sondern ziemlich starkes Airglow, was – vereinfacht gesagt – auf die UV-Strahlung der Sonne zurückzuführen ist. Wer mehr wissen will, kann dies z.B. hier auf der Webseite des Arbeitskreis Meteore e.V. tun. Auch die Milchstraße fand in dieser Nacht noch den Weg auf die Sensoren der meisten Teilnehmer, so dass alle zufrieden und gespannt auf die kommenden zwei Tage ins Bett gingen.
Am nächsten Tag gab es dann wieder das „übliche“ Programm mit einem gemeinsamen Frühstück und dem ersten Teil des Seminars. Am Vormittag gab es jede Menge Bilder und astronomische Motive und Fototechniken zu sehen, um nach dem gemeinsamen Mittagessen tiefer in die Astronomie und die Grundlagen der Nacht- und Astrofotografie abzutauchen. Zum Schluss schauten wir uns noch einige Reisemontierungen an, um bei passendem Wetter für die Nacht gerüstet zu sein. Leider spielte Petrus in dieser Nacht nicht mehr ganz so gut mit, und so ging es für einige erstmal auf zu einer kleinen Nachtwanderung zum nahegelegenen See, wenn auch unter wolkenbedecktem Himmel. Später und während der Nacht rissen immer mal wieder für kurze Zeit Lücken in die Wolkendecke, was einige noch für ein paar Fotoversuche nutzten. Und auch die Reisemontierungen kamen noch für eine kurze Zeit zum Einsatz.
Und auch wenn die zweite Nacht nicht perfekt war, so wartete doch noch ein zweiter Tag voller spannender Themen auf die Teilnehmer. Trotz teilweise sehr wenig Schlaf hielten auch alle tapfer bis zum Ende durch, was nach eigener Erfahrung gar nicht so einfach ist, wenn man „nur“ zuhören muss. Es kamen aber immer mal wieder interessante Diskussionen auf, an denen sich alle rege beteiligten – etwas sehr Wertvollen bei solchen Workshops! Und auch das abschließende Feedback der Teilnehmer zeigte mir, dass die Optimierungen nach dem ersten Workshop sinnvoll waren und super ankamen! Daher auch an dieser Stelle vielen Dank an das tolle Team für ein weiteres klasse Wochenende! Insbesondere möchte ich mich auch bei Alexander Feder bedanken, der mich perfekt unterstützt hat und an alles gedacht hatte, was ich so in der Eile vergessen hatte!
Erwähnt sei auch hier ein kleiner Teilnehmerbericht von Thomas Keßler, der unser gemeinsames Workshop-Wochenende sehr schön zusammenfasst und mit seinen eigenen Bildern dokumentiert! Dass es im Westhavelland auch tagsüber spannende Tiere zu sehen oder zu fotografieren gibt, hat ein anderer Teilnehmer bewiesen, der von seiner Frau ins Westhavelland begleitet wurde. Diese tollen Bilder sind dabei von Torsten Westphal (https://www.livingpixel.photography) entstanden und zeigen, dass das Havelland auch für Nicht-Astronomen sehr interessant sein kann – bitte klicke zur großen Darstellung einfach auf eines der Bilder:
Es geht weiter…
Und auch nach diesem Workshop soll es natürlich weitergehen – wieder mit einigen Optimierungen! So wird es beim nächsten Mal bereits einen kleinen Einführungsteil sowie einen ersten (offiziellen) praktischen Workshop am Freitagabend geben, so denn das Wetter mitspielt. Auch wird es keine Unterscheidung mehr zwischen einem kleinen und einem großen Paket geben – da sonst aus meiner Sicht (und auch der Sicht der bisherigen Teilnehmer) einfach wichtige Informationen fehlen würden.
Der nächste Workshop im Sternenpark Westhavelland wird vom 23.-25. März 2018 stattfinden, ist aber leider auch schon wieder ausgebucht. Solltest Du aber Interesse haben, zeitnah auch an einem solchen Wochenende teilzunehmen, dann schreib mir gern eine Email – bei Interesse werden wir einen zusätzlichen Workshop im Frühjahr einplanen. Es wird aber auf jeden Fall auch im nächsten Jahr weitere Termine geben!
Mein persönliches Fazit
Rückblickend betrachtet kann ich nur sagen, dass ich sehr froh bin, diese Workshops gemacht zu haben, auch wenn sie „anstrengend“ waren. Sie haben aber auch mir als Workshop-Leiterin viel gebracht, da ich ganz tolle Menschen kennengelernt habe und viele neue Ideen mitnehmen konnte. Am meisten freut es mich, dass ich den Teilnehmern mit den vermittelten Inhalten viele Anregungen und Inspiration mit auf den Weg geben konnte und meine Leidenschaft offenbar sehr gut rüberbringen konnte. Danke daher an alle bisherigen Teilnehmer für die vielen gemeinsamen Stunden und eure „Geduld“ beim Zuhören! Und natürlich auch vielen lieben Dank an Liane und Detlef Zemlin von der Ferienhausvermietung, die uns während der Workshop-Wochenende ganz toll umsorgt haben!!
Hallo Katja,
schöner Bericht. Das Bild mit dem „Workshop-Baum“, dem Mond und den Wolken ist spitze.
Übrigens, die „Geduld“ beim Zuhören ist mir sehr leicht gefallen.
Danke Bernd! Und ja, so Wolkenstimmung hat auch was für sich…
LG, Katja