Leuchtende Nachtwolken – mein erstes Mal!
Als ich zum ersten Mal Ende 2014 vom Phänomen der Leuchtenden Nachtwolken hörte, brannte ich darauf, sie einmal live erleben zu dürfen. Leider musste ich mich erst einmal bis zum Mai/Juni gedulden, denn erst ab dieser Zeit im Jahr sind diese von der untergegangenen Sonne angestrahlten Eiskristallansammlungen, die auch NLC (für Noctilucent Clouds) genannt werden, bei uns sichtbar. Und so hoffte ich insbesondere im Juni und Juli 2015 auf meine heiß ersehnte erste NLC-Nacht, die mir leider in diesem Jahr verwehrt blieb. 2016 dann der nächste Anlauf… mit einem Erfolg, an das ich schon nicht mehr geglaubt hatte!
Frustrierende Fehlversuche
Akribisch verfolgte ich an den Tagen, an denen ich mal nicht beruflich in Süddeutschland unterwegs war, den Wetterbericht und das sogenannte OSWIN-Radar, die derzeit beste Vorhersagemöglichkeit für NLC – wenn auch keine Garantie für ihr Auftreten. Es zeigt gemessene Echos in einer Höhe von ca. 80-85 km an – der Höhe, in der die Leuchtenden Nachtwolken auftreten. Da das OSWIN-Radar jedoch lediglich Messungen durchführen kann, solange es noch nicht dunkel ist, können Echos am (späten) Abend nur ein Indikator dafür sein, dass in der darauffolgenden Nacht möglicherweise NLC auftreten.
Und so konnte ich durchaus an einigen Abenden ein Echo sehen und fuhr erwartungsfroh an einen Standort mit freiem Blick Richtung Norden. Da ich diesen Himmelsausschnitt von meinem Wohnort aus nicht direkt sehen konnte, war das Wetter bei jedem Versuch ein „Überraschungsfaktor“. Und so kam es mehr als einmal vor, dass es zwar am Himmel über mir nahezu wolkenlos war, sich aber ausgerechnet am Nordhimmel dicke Wolken tummelten, die auf Grund ihrer Höhe bis max. 13 km natürlich die Sicht auf mögliche NLC weiter oben in der Atmosphäre verdeckt haben.
Nach 6 oder 7 Versuchen, bei denen ich zwar mehrere Stunden an meinem Aufnahmestandort verbracht habe, es jedoch entweder Wolken und/oder so gut wie keine NLC’s zu sehen gab, war ich allerdings schon leicht genervt. Und so wagte ich schon gar nicht mehr zu hoffen, in 2016 nochmal Glück zu haben – war es doch schon Mitte Juli und die NLC-Saison neigte sich schon wieder dem Ende entgegen!
Die Nacht der Nächte
In der Woche des 18. Juli’s musste ich glücklicherweise erst am Dienstag auf Dienstreise, so dass ich am Montagabend noch einmal gespannt das OSWIN-Radar studierte. Und tatsächlich, es waren Echos zu sehen – sogar bis weit in die Abendstunden (bis fast 21:30 Uhr)! Da auch das Wetter einigermaßen passte, stand ich also um kurz vor 23 Uhr wieder Gewehr bei Fuß auf meinem „Acker“. Weniger Minuten später konnte ich dann mit etwas Phantasie auch schon die ersten NLC am Kameradisplay erkennen.
In Vorfreude auf das hoffentlich folgende Spektakel rief ich einen Freund und Kollegen aus dem Astronomieverein – Michael Schomann – an, der ganz in der Nähe wohnte. Als er ein paar Minuten später zu mir stieß, war es mit den NLC’s allerdings schon wieder vorbei. So ein Mist! Sollte es das jetzt echt schon gewesen sein? Für den Abend scheinbar schon, da die Sonne ab ca. 0:30 Uhr zu tief unter dem Horizont stehen würde.
Michael schlug jedoch vor, dass wir es doch am Morgen nochmal versuchen könnten – gab es doch in diesem Jahr auffällig viele helle NLC-Displays am Morgen nach einem eher schwachen Abend. Da ich trotz Müdigkeit keine Chance verstreichen lassen wollte, war ich natürlich dabei. Wir zogen dafür auch noch an einen etwas „spannenderen“ Standort um, dem Hügel vor dem Theater in Wolfsburg, mit Blick auf das Planetarium im Norden. Bis die Sonne ab 2:13 Uhr wieder hoch genug unter dem Horizont stand um NLC’s sichtbar zu machen, war noch etwas Zeit, und so legte ich mich im Auto noch etwas aufs Ohr, während Michael schon sein Equipment auf der Wiese aufbaute und sich daneben in den Schlafsack legte.
Etwas mühsam quälte ich mich um 3 Uhr aus meinem „Bett“ und stapfte ebenfalls mit meinem Equipment auf den Hügel. Als ich jedoch die ersten zarten NLC’s am Himmel sah, war ich sofort hellwach und legte los. Ich baute zwei Kameras auf, um mit unterschiedlichen Brennweiten arbeiten zu können, ohne ständig das Objektiv wechseln zu müssen. Und so entstand regelrecht ein kleiner „Rausch“, als ich die Strukturen am Dämmerungshimmel immer deutlicher im Kameradisplay sehen konnte. Und auch für das bloße Auge war es ein großartiges Schauspiel – meine ersten nennenswerten NLC’s, die man eigentlich gar nicht mehr übersehen konnte – so hell und kontrastreich leuchteten sie am Himmel!
Und es wurde immer besser: Die NLC stiegen höher und höher über den Horizont, bis sie schließlich irgendwann im Zenit über uns standen! Nun hatte ich zwar keinen Vergleich, aber ich wußte, dass dies etwas ganz besonderes war – stehen sie normalerweise doch nur etwa 20-30 Grad über dem Horizont. Und der Zenit war noch nicht das Ende – kurz vor Ende des Spektakels um 4:30 Uhr waren sie sogar hinter uns über dem Theater im Westen zu sehen! Ein echter Gänsehaut-Moment, wenn einem bewußt wird, dass man gerade etwas ganz Besonderes erlebt!
Ein detaillierter Blick lohnt sich!
Glücklicherweise hatte ich am Abend an alles gedacht – neben den Weitwinkel-Objektiven hatte ich auch ein 100 mm und ein 200 mm Tele im Gepäck, sowie einen Feldstecher mit 8-facher Vergrößerung. All dies nutzte ich, um sowohl mit der Kamera als auch visuell einen detaillierten Blick auf die NLC-Strukturen zu werfen. Und was soll ich sagen: es war wirklich faszinierend! Die Fotos sehen beinahe aus wie Rauchwolken oder Luftaufnahmen von Wellen im Meer. Nur die Sterne verraten, dass es sich um Aufnahmen des Himmels handelt!
Die ISS kam auch noch vorbei
Zum krönenden Abschluss der Nacht kam auch noch die Internationale Raumstation (ISS) vorbei – für uns jedoch etwas überraschend, da wir danach in dieser Nacht gar nicht geschaut hatten. Da der Überflug jedoch genau im Westen über dem Theater sichtbar war, nutzte ich die seltene Chance, die ISS zusammen mit den ebenfalls dort sichtbaren NLC zu fotografieren.
Später fanden wir heraus, dass es noch einen zweiten Überflug der ISS, etwas früher in dieser Nacht, gegeben hat. Dieser ist u.a. auf dem Zeitraffer, den Michael Schomann (hier bei Facebook zu finden) mit einem Fischaugenobjektiv aufgenommen hat, sichtbar. Dieser zeigt eindrucksvoll, wie sich die Leuchtenden Nachtwolken in dieser besonderen Nacht über den Himmel bewegt haben:
Aber auch ein anderer Zeitraffer zeigt eindrucksvoll die Bewegungen der NLC’s, die man mit bloßem Auge so gar nicht wahrnimmt:
Übrigens: auch in München waren die Leuchtenden Nachtwolken in dieser Nacht sichtbar, wie diese Fotowebcam um 4:10 Uhr zeigt – ein seltenes Ereignis! Für uns war es in jedem Fall eine unvergessliche Nacht, die wir hier erleben durften! Mal schauen, was uns in 2017 erwartet – die Saison steht ja bereits in den Startlöchern!
Hallo Katja,
wieder mal ein toller Bericht. Deine Fotos sind wirklich super.
Ich warte auch schon auf leuchtende Nachtwolken. Vielleicht gelingt mir ja auch mal ein vorzeigbares Foto.
Viele Grüße,
tschüss bis neulich,
Bernd.