Irix 15 mm – das ideale Astroobjektiv?

Ganze 15 mm Weitwinkel, eine lichtstarke Offenblende von f/2.4, die Nutzung von Schraubfiltern und einen fixierbaren Fokusring  – dies klang bei der Vorstellung im März 2016 wie das ideale Objektiv für Landschafts- und Astrofotografen! Aber hält es wirklich, was es verspricht? In diesem Artikel findest Du meine Eindrücke aus den ersten Aufnahmenächten.

Dieses einzeilige Panorama entstand Ende April mit dem Irix 15 mm auf dem Brocken

Verschiedene Modelle

Zunächst war ich skeptisch. Das Irix 15 mm f/2.4 sollte das erste Objektiv der Firma TH Swiss AG sein und wurde bereits Anfang 2016 angekündigt. Nach der anfänglichen Begeisterung wurde es dann jedoch zunächst wieder still um dieses Objektiv. Erst zur Photokina im September 2016 waren dann die ersten Exemplare in Deutschland erhältlich – und auch ich hatte zum ersten Mal die beiden Varianten “Blackstone” und “Firefly” zum Vergleich in der Hand.

Das “Firefly” ist dabei die günstigere Variante – wobei sich die beiden Modelle im Material und in der Verarbeitung unterscheiden. Zwar ist das teurere “Blackstone” aus einer Aluminium-/Magnesium-Legierung gefertigt, besser gegen Wettereinflüsse abgedichtet und wird in einem Hardcase geliefert, allerdings wirkt auch das “Firefly” aus Kunststoff durchaus hochwertig und ist zudem noch 70g leichter. Ich habe mich daher für die aktuell 220 € günstigere Variante entschieden. Verfügbar sind beide derzeit für Canon, Nikon und Pentax – können aber natürlich über entsprechende Adapter auch durchaus an anderen Kameramodellen genutzt werden.

Den Einrast-Funktion in der Unendlich-Stellung ist bei beiden Modellen integriert und dürfte für alle Nacht- und Astrofotografen extrem hilfreich sein – ist das Fokussieren doch eine der kniffeligsten aber wichtigsten Aufgaben in der Nachtfotografie!

Abbildungsqualität an APS-C und Vollformat

Den ersten (sehr wertigen) Eindruck des Objektivs hatte ich ja bereits auf der Photokina bekommen, und so testete ich es direkt mal auf Herz und Nieren. Wichtig für alle Landschaftsfotografen ist dabei ja insbesondere die Abbildung und Schärfe an den Bildrändern – wohingegen für Nachtfotografen die Leistung bei Offenblende entscheidend ist. Beides habe ich also bei Tag und Nacht getestet, und dabei die Abbildungsqualität an der Crop-Kamera (in meinem Fall eine Canon 70D) und an der Vollformat-Kamera (in meinem Fall eine Canon 6D) verglichen. Ich nutzte dabei die praktische Einrast-Funktion am Fokussierring, was wunderbar funktioniert und einen Nachts noch schneller einsatzbereit macht!

 

Die Ergebnisse können durchaus überzeugen. In den Bildmitte werden die Sterne bereits bei Offenblende scharf abgebildet, und auch in den Bildecken gibt es im Vollformat nur minimale Komafehler. Dies ist bei dieser Brennweite und dieser Lichtstärke durchaus beachtlich und gut zu “verschmerzen”. An einer Crop-Kamera minieren sich die Bildfehler in den Ecken noch einmal, so dass es auch hier (mit einer dem Kleinbildformat entsprechenden Brennweite von 24 mm) sehr gut nutzbar ist!

Bei Tag macht es ebenfalls einen guten Job, wenn man es entsprechend abblendet. Vorausgesetzt, man stört sich nicht am fehlenden Autofokus, ist es auch für Landschaftsfotografen ein lohnenswertes Objektiv – sind doch außerdem Schraubfilter (95 mm Durchmesser) nutzbar und eine kleine Luke zum Drehen eines Polfilters vorhanden.

Vergleich der Schärfe in der Bildmitte (oben) und in der unteren linken Bildecke (unten) – jeweils bei Offenblende f/2,5 (links) oder Blende f/8 (rechts)

15 mm – eine optimale Brennweite?

Die meisten Astro-Landschaftsfototgrafen suchen nach möglichst weitwinkligen Objektiven, damit sie auf einem Bild einen maximalen Bildwinkel abbilden können. Meist muss man hier jedoch Kompromisse hinsichtlich der Lichtstärke und Abbildungsfehlern wie Vignettierung, Randunschärfen oder Verzeichnungen hinnehmen. Ich persönlich bin daher mittlerweile eher ein Fan von Brennweiten im Bereich von 24 mm. Hiermit kann man auf einem Einzelbild noch einen vernünftigen Bildwinkel abbilden, und wenn es einmal weitwinkliger werden soll, greife ich zur Panoramatechnik.

Aufnahme des Zodiakallichts am Geroldsee nahe Garmisch-Partenkirchen

Nun stellt das Irix 15 mm an einer Vollformatkamera ein Ultraweitwinkelobjektiv dar, welches an einer APS-C Kamera je nach Verlängerungsfaktor etwa einem 24 mm Objektiv entspricht. Die Unterschiede im Bildwinkel sind zwar wie man sieht beachtlich, jedoch stellt das Irix damit aus meiner Sicht eine optimale Anschaffung für alle dar, die aktuell noch mit einer Crop-Kamera fotografieren und in absehbarer Zukunft auf Vollformat umsteigen wollen.

Panoramen mit dem Irix 15 mm

Wofür ich das Irix mittlerweile sehr gern nutze, sind Panorama-Aufnahmen. Insbesondere bei 360-Grad-Aufnahmen oder einzeiligen Panoramen hat es durchaus Vorteile gegenüber einem 24 mm Objektiv. Kann oder möchte man lediglich einzeilig arbeiten, so lässt sich natürlich ein wesentlich größerer vertikaler Bildwinkel damit abdecken – was beispielsweise Milchstraßenpanoramen im Frühjahr sehr viel einfacher macht. Und bei Kugelpanoramen braucht man logischerweise insgesamt weniger Aufnahmen zu machen, je geringer die Brennweite wird. So reichen bei 15 mm an der Vollformatkamera bereits 6 Aufnahmen zur Abbildung von 360 Grad in der Horizontalen (60° Schritte). Ich arbeite beim Irix jedoch lieber mit etwas mehr Überlappung, um die leichten Abbildungsfehler in den Bildecken zu eliminieren und etwas mehr Spielraum beim Stitchen zu haben. Aber dies ist Geschmackssache.

Das folgende Bild zeigt einmal die Quellbilder des Brockenpanoramas, welches Du zu Beginn des Beitrags sehen konntest. Die starken Verzeichnungen in den Einzelaufnahmen sind insbesondere bei Gebäuden erkennbar, werden jedoch beim Zusammensetzen des Panoramas komplett eliminiert.

Einzelaufnahmen des Brockenpanoramas – aufgenommen mit einer vergleichsweise großen Überlappung

Zum Zusammenfügen nutze ich i.d.R. PTGUI, welches das Irix in der Standardeinstellung als Fisheye-Objektiv erkennt und die Bilder dementsprechend nicht korrekt zusammensetzt. Unter “Tools -> Options…” lässt sich dies jedoch leicht im Reiter “EXIF” beheben, indem die minimale Brennweite auf einen Wert unter 15 mm gesetzt wird.

Das Irix 15 mm im Praxiseinsatz in Chile

Auch auf meiner Chile-Reise hatte ich das Irix dabei – und auch hier ist beispielsweise ein Milchstraße-Panorama auf der Hacienda Los Andes entstanden. Zur Abbildung dieses Bogens unserer Heimatgalaxie brauchte ich bei 24 mm bereits ein zweizeiliges Panorama, während mit dem Irix eine Zeile ausreichend war.

 

Ein letzter Test, den ich Dir hier zeigen möchte, ist eine nachgeführte Aufnahme des Milchstraßenzentrums. Ich habe dazu das Irix auf einer Crop-Kamera für 4 min. bei ISO 800 und Blende f/4 auf meinem iOptron SkyTracker nachgeführt. Da kein Vordergrund im Bild war, brauchte ich auch nur eine Aufnahme. In der folgenden Abbildung siehst Du das Ergebnis – links wie es unbearbeitet aus der Kamera kam, rechts nach der Bearbeitung in Lightroom und Photoshop.

 

Mein Fazit

Das Irix hatte es bei mir vergleichsweise schwer, da es gegen mein absolutes Lieblingsobjektiv – das Walimex (Samyang) 24 mm f/1,4 – antreten musste. Am Ende hat es das Ultraweitwinkelobjektiv aus der Schweiz auch nicht geschafft, dem Walimex den Rang abzulaufen, aber ich nutze es immer häufiger auf meinen nächtlichen Ausflügen. Insbesondere im Panoramabereich leistet es aus meiner Sicht sehr gute Arbeit! Genial finde ich, dass es sich bereits bei Offenblende nutzen lässt – dies hat mein Modell des Walimex 14 mm nicht geschafft. Das musste ich immer auf f/4 abblenden, was er für die nicht-nachgeführte Astro-Landschaftsfotografie nur noch bedingt attraktiv machte. Aus meiner Sicht hat der neue Hersteller TH Swiss mit dem Irix 15 mm einen sehr guten Start hingelegt. Insbesondere für Astrofotografen, oder solche die es werden wollen, bringt das Irix interessante Features mit, wie das Einrasten des Fokus bei Unendlich und die Möglichkeit, den Fokus zu fixieren. Und sogar an einer Crop-Kamera entsprechen die 15 mm des Irix noch einer interessanten Brennweite von 24 mm, was es für zukünftige Umsteiger auf das Vollformat schon jetzt interessant macht.

Mein Fazit daher: Ich bereue den Kauf nicht und werde es neben meinem 24 mm Walimex wohl immer öfter in meiner nächtlichen Fototasche dabei haben!

Das Irix sowie mein Lieblingsobjektiv, das Walimex 24 mm f/1.4, gibt es beispielsweise bei Amazon zu kaufen (Affiliate Links):

Verlinkt sind jeweils die Modelle für Canon – es können aber natürlich auch Anschlüsse für andere Hersteller ausgewählt werden. Beim Walimex sei darauf hingewiesen, dass hier die Serienstreuung sehr hoch zu sein scheint und es leider einige Exemplare gibt, die nicht durchgängig scharf abbilden.

11 Kommentare
  1. Sebastian sagte:

    Hallo,
    vorab: ein sehr schöner Bericht. Ich habe mir mittlerweile die Blackstone Edition für Canon zugelegt. Ich habe auch direkt eine Frage an Dich. Obwohl das Objektiv mit einer Blende von 2.4 beworben ist, zeigt meine Eos 6D 2.5 an. In Deinem Bericht sprichst Du auch von einer Offenblende von 2.5. Was stimmt denn da nun?

    VG Sebastian

    Antworten
    • Katja Seidel sagte:

      Hallo Sebastian,
      freut mich. In der Anleitung steht dazu: “When selecting the maximum aperture of f/2.4, some camera models will display f/2.5. This is a software issue with some systems. The actual aperture size will be f/2.4.” Scheint also ein Software-Fehler zu sein und 2.4 stimmt.
      LG, Katja

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  2. Petra R. sagte:

    Hallihallo,

    habe das Irix und es zeigt mir eine Fehlermeldung an zwischen Kamera Eos 6d und Objektiv, es hat aber schon mal funktioniert…
    an was kann das liegen.

    Lg Petra

    Antworten
    • Katja Seidel sagte:

      Hallo Petra,
      hm, hatte ich bisher noch nicht bzw. habe ich auch noch nicht davon gehört. Ich nehme an, Objektiv ab, Kamera aus- und wieder anschalten hast du schon probiert oder? Kontakte am Bajonett vorsichtig säubern… Im Zweifel würde ich mich mal an den Hersteller (TH Swiss AG) wenden: http://de.irixlens.com/contact.
      Viel Erfolg und berichte doch gern mal hier, was rausgekommen ist.
      LG, Katja

      Antworten
  3. Ulrich seidel sagte:

    Hallo,
    ich finde den Bericht / Test über das Objektiv Irix sehr gut.
    Ich habe es mir, nach einigen Überlegungen, auch gekauft. Nur war ich nicht zufrieden, da die Blende nicht richtig
    angesteuert wurde. Bei der Nikon D7100 u. D750 traten fehler auf.
    Ich warte aber auf eine neue Lieferung.
    Diese Internetseite begeistert mich durch all die schönen aufnahmen an den verschiedenen Orten und Länder.
    Das würde ich auch gerne mal machen.
    Einfach nur schön.

    Antworten
    • Michael Schubert sagte:

      Hallo Ulrich,

      kannst du dich noch erinnern, welche Fehler genau vorkamen und war diese mit der Ersatzlieferung beseitigt?

      Gruß
      Michael

      Antworten
  4. Jörg Weiskopf sagte:

    Das Sigma Art 18-35 ist an Cropkameras eine Wucht sogar mit Offenblende. An Vollformat könnte man es ab 29mm einsetzten, dort zeigen sich jedoch Koma-Fehler an Sternen in den Bildrändern. Für Crop-DSLR jedoch eine super Wahl. An Vollformat nutze ich das 12mm 2.8 und 20mm 1.8 Samyang die gut abbilden. Bleibt ab zu warten, ob das neue 14mm 1.8 Sigma Art eine gute Sternenabbildung schafft…..

    Antworten
    • Katja Seidel sagte:

      Danke für die Tipps! Das neue Sigma Art 14 mm soll ja nicht so schlecht sein was man so hört und liest. Ich hatte auch kurz überlegt, lasse es dann aber doch erstmal beim Alten…

      Antworten
      • Roland sagte:

        Das Sigma 14mm 1:1.8 Art ist sicher super, aber kostet halt auch entsprechend. Was mir bei Irix so gut gefällt ist der Ring mit dem der Fokus vor versehentlichem verstellen gesichert werden kann und das Einrasten bei unendlich. Ich bin noch unentschlossen. Das Sigma hat halt 2/3 mehr Lichtstärke und gem. diversen Youtube Tests Koma in den Ecken. Was beim Irix noch super ist: du kannst die Gegenlichtblende runter nehmen und dann einen z.B. einen Polfilter drauf schrauben, ohne, dass du ein teures Filtersystem kaufen musst, welches du dann am Sigma – das eine fixierte Gegenlichtblende hat – benutzen kannst.

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  5. Nico S. sagte:

    Danke für den netten Test.
    Sind wieder ein paar sehr schöne Ausnahmen dabei.
    Auch den Vergleich Vollformat zu APS-C finde ich hier sehr schön gemacht 😉
    Leider bin ich ja auf APS-C geblieben, was aber hauptsächlich finanzielle Gründe hat. Aber hier habe ich mir das Sigma 18-35 1.8 geleistet. mich würde interessieren, was du davon hälst. Da dieses nur für den APS-C Sensor ausgelegt ist, wird ein Vergleich mit Vollformat hier schwierig.
    Leider habe ich es nicht geschafft, mich für den Workshop im September anzumelden, hoffe dann aber auf Mai nächstes Jahr 😉

    Grüße
    Nico

    Antworten
    • Katja Seidel sagte:

      Danke Nico! Das Sigma 18-35 kenne ich leider nicht und kann daher auch nicht wirklich was dazu sagen. Hab aber bisher eigentlich nur Gutes darüber gehört. Wenn Du erste Erfahrungen damit gemacht hast (insb. Leistung bei Offenblende, Koma), kannst Du es ja gern hier mal posten – ist sicher auch für andere interessant!
      Und ja, im nächsten Jahr wird es sicher wieder einen Workshop geben. Zeitpunkt steht noch nicht fest, aber du stehst ja noch auf der Interessentenliste 🙂

      LG
      Katja

      Antworten

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