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Von Dachzeltnomaden und der Milchstraßenjagd in den Bayerischen Alpen

Nach meiner Sardinien-Tour habe ich einige Wochen in Deutschland verbracht. Unter anderem bin ich dabei unter die Dachzeltnomaden gegangen. Und pünktlich zur Neumondzeit Anfang Juni gab es dann auch einige klare Nächte, um in den Bayerischen Alpen auf Milchstraßenjagd zu gehen. Dieses Mal hatte ich dabei sogar tatkräftige Unterstützung…

Zurück nach Deutschland – rein ins Dachzelt

Auch so kann ein Zuhause aussehen – Thilo lebt seit mehreren Jahren (glücklich) in diesem Auto mit Dachzelt

Nach fast sechs Wochen Sardinien (mehr dazu in diesem Blogartikel) ging es für mich kurzentschlossen am 15. Mai zurück nach Deutschland. Warum kurzentschlossen? Nun, eigentlich war mein Plan, noch bis zum 20. oder 21. Mai auf Sardinien zu bleiben und an der zweiten Auflage meines Buches weiterzuarbeiten (mehr dazu in diesem Blogartikel), um danach nach Österreich auf ein Vanlife-Treffen zu fahren. Solche Treffen gibt es mittlerweile zu Hauf für all diejenigen, die im Reisemobil leben, reisen oder es vorhaben. Immer wieder schön, andere “Verrückte” zu treffen!

Diesen Plan durchkreuzte allerdings Thilo Vogel – der Gründer der Dachzeltnomaden. Er wohnt tatsächlich seit mehreren Jahren in seinem Ford Mondeo mit Dachzelt oben drauf! Ihn und einen anderen Vertreter dieser Gattung – Lukas Bürger, ein mobiler Masseur – habe ich ja für ein paar Tage auf Sardinien getroffen. Thilo war zu dieser Zeit mit Volldampf dabei, das anstehende Dachzeltfestival Mitte Mai zu organisieren, und versuchte mich quasi jeden Tag zu überzeugen, doch auch vorbeizukommen. “Das wird was ganz Großes!”

Mit der Arbeit und dem Abgabetermin im Nacken war ich jedoch schon so gut wie sicher, dort nicht hinfahren zu können. Schade eigentlich, da mich Thilo und das, was ich bisher von der großen Community rund um die Dachzeltnomaden kennengelernt hatte, wirklich schwer beeindruckt haben. Naja, nächstes Jahr vielleicht…

Am 14. Mai änderten sich meine Pläne allerdings spontan: die Wettervorhersage für die nächsten Tage auf Sardinien war weniger prickelnd, mit dem Buch kam ich besser voran als ich dachte und irgendwie hatte ich auch langsam genug von der Insel. So buchte ich kurzerhand die Fähre zurück ans Festland für den nächsten Morgen und war 48 Stunden nach der Buchung wieder in Deutschland – pünktlich zum Auftakt des 3. Dachzeltfestivals am Brombachsee bei Nürnberg. Und was soll ich sagen – die Fahrt hat sich in vielerlei Hinsicht gelohnt! Ich habe tolle Menschen kennengelernt, tolle Gespräche geführt und den unglaublichen Zusammenhalt dieser Community erlebt! Außerdem habe ich (durch Zufall) eine Nacht in einem Dachzelt in den Bäumen verbracht – was zwar im Vergleich zu meinem Bett im Nugget eher nicht so mein Ding war, allerdings habe ich auf Grund dieser Übernachtung das richtige Los in der großen Tombola gezogen und tatsächlich ein Dachzelt gewonnen!! Das Leben ist manchmal echt verrückt! Aber nach kurzer Überlegung und der Tatsache, dass Nugget und Dachzelt nicht wirklich zusammenpassen, habe ich den Gewinn verkauft und vom Erlös noch ein bisschen was gespendet. Spenden war nämlich ein großes Thema auf dem Festival: Es kamen sage und schreibe über 42.000 € für tolle Hilfsprojekte zusammen!!

Ganze 50 Dachzelte wurden für das Festival “in die Bäume gehängt” – eine Wahnsinnsleistung des Teams!

Alles in allem war es ein fantastisches Wochenende, an das ich noch lange denken werde. Dabei helfen sicher auch die Fotos, die ich (natürlich nachts) von den diversen Fahrzeugen, Dachzelten und sogar dem Pianospieler Joe (www.mytravelingpiano.com) im Licht des Vollmondes auf dem Wasser gemacht habe – der übrigens wunderschöne Klavierkonzerte an ungewöhnlichen Orten gibt!

(auf die Bilder klicken für größere Ansicht)

 

Die Milchstraße ruft

Nach dem Dachzeltfestival und den letzten Tagen Arbeit am Buch rückte die erste Verstärkung an: meine liebe Mama. Nach 2 Tagen auf einem Nuggettreffen in Rothenburg war die Verlockung der Berge und vor allem der klaren Nächte dann so groß, dass wir uns am Freitag den 31. Mai kurzerhand auf den Weg zum Sylvensteinstausee machten. Dort gab es gleich die nächste Verstärkung – Felix Heisig (hier bei Facebook zu finden) und Andreas Kleucker (hier bei Facebook zu finden), zwei andere Fotografen, die ebenfalls auf die Jagd gehen wollten. Hinsichtlich der Dunkelheit war der Sylvensteinstausee dafür perfekt geeignet, das kannte ich ja bereits von früheren Besuchen. Und auch das Wetter sah zunächst perfekt aus – bis dann pünktlich zur einsetzenden Dunkelheit Wolken aufzogen. Na toll!

Um eine möglichst perfekte Spiegelung zu bekommen, hab ich mich und das Stativ einfach ins Wasser gestellt.

Aber ein wenig Geduld zahlte sich aus und plötzlich klarte es innerhalb weniger Minuten fast komplett auf, so dass ich neben einem Pano des Milchstraßenbogens auch diverse Versuche von Spiegelungen im Wasser machen konnte. Diese Nacht war also schonmal ein erster Erfolg, auch wenn durch den vielen Regen der letzten Wochen der Spot unter der Brücke einer ziemlichen Schlammwüste glich. Am nächsten Tag war dann erstmal Schuheputzen angesagt!

Die Ausbeute der Nacht am Sylvensteinstausee… immer wieder schön dort!

Am nächsten Tag sollte es für uns weiter zum Geroldsee gehen, einem weiteren Spot den ich zwar schon kannte, aber trotzdem nochmal besuchen wollte. Am Abend gab es hier auch noch einen halbwegs klaren Himmel, der sich pünktlich zur Nacht allerdings in eine unansehnliche Wolkensuppe verwandelte. Dieses Mal taten uns die Wolken leider nicht den Gefallen sich zu verziehen, aber man kann nicht immer Glück haben. So blieb es erstmal bei ein paar Abendaufnahmen.

Alpenglühen über dem Geroldsee

Der Geroldsee und das Karwendel in ein wunderschönes Abendlicht getaucht… die ersten Wolken waren schon erkennbar!

Aber schon in der nächsten Nacht gab es eine weitere Chance, die ich dann nochmal mit Felix und Andreas nutzte. Überraschenderweise hatten wir die “Buckelwiese” über dem Geroldsee sogar ganz für uns – meist ist man hier nicht allein, da der Spot auf Grund seiner Attraktivität und leichten Erreichbarkeit mittlerweile schon fast überlaufen ist. Bleibt nur zu hoffen, dass die Besitzer der Wieser hier nicht irgendwann einen Riegel vorschieben! Verstehen könnte ich es sogar, wenn das Hinterlassen von Müll und Niedertrampeln der Wiesen sich noch verstärkt.

Ein klassischer Spot bei Landschafts- und Astrofotografen: die Heuhütten auf den Buckelwiesen am Geroldsee

Wir waren aber durchaus erfolgreich und konnten auch unten am See direkt noch einige Aufnahmen machen. Am Milchstraßenzentrum sieht man aber deutlich, dass der Spot am Sylvensteinstausee deutlich dunkler war – hier ließen sich die Strukturen wesentlich besser herausarbeiten (zumindest wenn man es mit dem Zentrum direkt über dem Karwendel in Richtung Mittenwald vergleicht). Aber der Vordergrund mit den Heuhütten macht schon was her…

Etwas später in der Nacht zog das Milchstraßenzentrum etwas aus der Lichtglocke von Mittenwald heraus.

Am nächsten Tag verabschiedeten wir uns dann von den beiden und fuhren Richtung Berchtesgadener Land. Bisher war ich hier nur vor vielen Jahren mal mit dem Rennrad unterwegs, aber auch nachts hat die Region einiges zu bieten. Es gab wunderbare Gelegenheiten, die Milchstraße und ihre fantastischen Deep Sky Objekte zusammen mit einem schneebedeckten Bergrücken zu fotografieren. Und so nutzte ich die Gelegenheit und habe mal ein wenig “herumgespielt”. Heraus kamen schon fast unwirklich wirkende Deep-Sky-Landschaftsaufnahmen… aber sieh selbst:

Mit einer Reisemontierung und 100 mm (zwei Bilder links) oder 50 mm (Bild rechts) kann man schon so Einiges zaubern!

Ein Panorama der Milchstraße durfte natürlich auch nicht fehlen:

Milchstraßenpanorama über dem Berchtesgadener Land. Die Lichtverschmutzung von Berchtesgaden ist hier eindrucksvoll zu sehen!

Nach zwei wundervollen Nächten in den Bergen ergab sich sogar noch ein kleines Treffen mit Matt Aust (https://star-trails.de), einem befreundeten Astrofotografen, der zufällig auch gerade in der Gegend zum Fotografieren unterwegs war. Entspannt plauderten wir am Königssee bei einem kühlen Getränk über die vergangenen Nächte und zukünftige Vorhaben. Es ist doch immer wieder toll, sich mit anderen Astrofotografen, die man sonst nur von Facebook kennt, zu treffen.

Ein letztes Ziel auf der Milchstraßenjagd war ein weiterer bekannter Spot – der Hintersee. Zum Sonnenuntergang oder im Morgennebel mag dieser See mit seinen kleinen Inselchen sehr fotogen sein, aber nachts waren wir ehrlich gesagt etwas enttäuscht. An der bekannten Stelle vor den Inseln war es durch die Beleuchtung diverser Hotels zu hell und generell verdeckten die Berge in Richtung Süden doch viel vom Milchstraßenzentrum. Aber es war trotzdem eine schöne Nacht, die uns noch einmal mit tollem Wetter belohnte.

Keine perfekte Position für die Milchstraße, aber dennoch sehr schön dort am Hintersee!

Beim Frühstück gabs dann allerdings eine etwas unschöne Überraschung: gerade beim ersten Biss ins Frühstücksbrötchen drang plötzlich ein stechender Jauchegeruch durch die geöffneten Fenster des Nuggets. Mit diesem “bitteren Beigeschmack” verließen wir den Hintersee dann recht schnell wieder, um vor dem herannahenden Gewitter zu flüchten. Zum Glück lagen die Unwetter-Vorhersagen richtig und wir konnten den dicken Hagelkörnern, die u.a. in München herunterkamen, entkommen.

Einen letzten Versuch starteten wir dann nochmal einen Tag später, wieder am Sylvensteinstausee und wieder mit Andreas. Aber beim Versuch blieb es auch mehr oder weniger, da schon nach kurzer Zeit dicke Wolken aufzogen. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt – und in diesem Fall stand der Abend mit netten Gesprächen und dem gemeinsamen Fotografieren sowieso im Vordergrund. Beschweren konnten wir uns ja nach den letzten Tagen und Nächten nicht wirklich…

Auch Deutschland hat Einiges zu bieten!!

Alles in allem waren es wunderbare Tage in den Bayerischen Alpen, die mir mal wieder gezeigt haben, dass es auch an bekannten Spots sehr schön sein kann und man auch nicht unbedingt sonst wohin fahren muss um schöne Astroaufnahmen zu machen. An dieser Stelle also danke an alle, die mich in diesen Tagen begleitet haben – hat mächtig Spaß gemacht!

5 Kommentare
  1. Adrian Neubert sagte:

    Hallo Katja.
    Einige deiner Aufnahmen sehen aus, als ob sie mit einer astromodifizierten Kamera fotografiert wurden.
    Insbesondere die Aufnahmen aus dem BGL.
    Täusche ich mich?
    Beste Grüße aus dem Allgäu.
    Adrian

    Antworten
  2. Thomas Zarbl sagte:

    Hallo. Bin zufällig auf diese tolle Seite gestoßen. Das Buch ist schon bestellt. Fange erst an. Hab erste Gehversuche mit der Nikon z6 und dem 24-70 f4 versucht. War ok. Aber ich brauche mehr Licht und viel mehr Weitwinkel. Ohne Mörder Coma. Gibt es da eventuell eine Empfehlung. Hab noch 50 1,8 / 35 1,8. Klappt zwar auch aber für die Milchstraße doch zu wenig. LG Thomas

    Antworten
    • Katja Seidel sagte:

      Hallo Thomas,
      schön, dass du hergefunden hast 😉 50 mm 1,8 und 35 mm 1,8 sind eigentlich schon gut für die Milchstraße. Für einen größeren Bereich der Milchstraße müsstest du hier allerdings ein Panorama machen. Stacking ist auch immer sehr praktisch (siehe Artikel zum Astro-Landschaftsstacking). Ansonsten kann ich das Walimex / Samyang 24 mm 1,4 nur wärmstens empfehlen – mein meistgenutztes Objektiv für die Milchstraßenfotografie mit dem ein Großteil der Bilder im Buch entstanden ist. Wie es sich an der z6 verhält weiß ich allerdings nicht.
      LG, Katja

      Antworten
  3. Roger sagte:

    Die Bilder sind große Klasse! Ich müsste die Tipps aus deinem Buch öfter befolgen und nachts mehr zum Fotografieren raus gehen.

    Antworten
  4. Niklas sagte:

    Hi Katja,

    die Bilder sind wieder einmal der Hammer!
    Schon die Bilder aus Sardinien und La Palma waren sehr schön, ich fände es jedoch toll wenn du vielleicht unter jedem Bild ein paar Informationen nennen könntest. (Kamera, Objektiv, Brennweite, Belichtungszeit, Blende, ISO und ob Panorama oder Stacking verwendet wurde)
    Würde mich sehr über eine Antwort freuen.

    Antworten

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