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Fotostory: Eine magische Polarlichtnacht in Norwegen

Einmal ein magisch tanzendes, grün leuchtendes Polarlicht mit eigenen Augen sehen – das steht sicher bei vielen Menschen, und insbesondere bei Fotografen, auf der “Bucket List”! Ich hatte das Glück, dieses einmalig schöne Ereignis schon mehrfach erleben zu dürfen. Von einer dieser Nächte möchte ich in dieser Fotostory berichten. Also: Vorhang auf! Im wahrstens Sinne des Wortes.

 

Es ist der 1. März 2016 in der Nähe von Tromsö in Nordnorwegen – mehr als 300 km nördlich des Polarkreises! Wer jetzt denkt, hier herrschten an diesem Tag im Winter eisige Minusgrade, der irrt. Sogar Nachts zeigte das Thermometer noch “lauschige” 2-3 Grad über dem Gefrierpunkt an, dem Golfstrom sei Dank!

Location-Scouting und Planung am Tag

Da diese Reise nach Nordnorwegen die Polarlichtfotografie als primäres Ziel hatte, nutzten wir die Tage meist für die Erkundung der Gegend und ein gewisses “Location-Scouting”. Der Weg über die eisbedeckten Straßen führte uns dabei an diesem 1. März zum Grotfjord, der ca. 30 km nordwestlich von Tromsö liegt. Von dort aus hat man einen nahezu freien Blick nach Nordwesten auf den Atlantik bzw. das Europäische Nordmeer. Bei Tag gab dieser Ort bereits ein herrliches, wenn auch recht windiges Fotomotiv ab, so dass wir planten, in der darauf folgenden Nacht noch einmal hierher zu fahren, um das Polarlicht über dem dunklen Meer zu fotografieren.

Bei Tag machte der Grotfjord einen herrlichen Eindruck.

Ab ca. 20:15 Uhr sollte es laut der App “TPE” (The Photographer’s Ephemeris) an diesem Tag richtig dunkel sein und gegen 23 Uhr würde dann auch das schwache Band der Milchstraße genau parallel zum Meeresufer zu sehen sein. Das geplante Motiv war damit klar – jetzt musste nur noch eine klare Nacht und natürlich das Polarlicht kommen!

Eine magische Nacht

Am Abend machten wir uns dann mit unserem Mietauto auf den Weg. Dank der Spikes in den Reifen fuhr es sich auf der eisbedeckten Straße fast wie auf Asphalt, wirklich faszinierend! Nach einem Zwischenstop am malerischen Ersfjord und den ersten zarten Polarlichtern ging es weiter zum eigentlichen Ziel der Nacht: dem Grotfjord. Die Polarlichtvorhersage dieser Nacht war leider mit KP-Index 1-2 nicht sehr vielversprechend, aber der Himmel dafür extrem klar, und so wollten wir unser Glück natürlich auch trotz schlechter Prognose versuchen.

Auf dem Weg zum Grotfjord machten wir Halt am Ersfjord, um dort die ersten Polarlichter der Nacht zu fotografieren.

Als wir am Grotfjord angekommen waren und aus dem Auto stiegen, begrüßte uns wie schon tagsüber ein heftiger Sturm, der die Motivation, jetzt mit Sack und Pack zum Ufer zu gehen, etwas minderte. Die winddichten Jacken leisteten aber einen guten Job, und so war es eigentlich weniger kalt als vielmehr schwierig, sich überhaupt auf den Beinen zu halten. Dann ging es aber auch gleich schon los: Über den Bergen links vom Fjord tauchten plötzlich die ersten grünen Polarlichter auf und begannen für uns zu tanzen. Der grüne Vorhang wurde innerhalb weniger Minuten – wenn nicht sogar Sekunden – immer heller und bewegte sich in einem irren Tempo über den Himmel. Wir wußten irgendwann gar nicht mehr, wo wir hinschauen sollten, da das Polarlicht mittlerweile überall zu sein schien. So war es schon fast unheimlich, was sich da über dem Meer abspielte – man war fast versucht sich zu ducken, um nicht von den grellen Lichtstrahlen “getroffen” zu werden. Dieses Gefühl ist wirklich unbeschreiblich – und ich denke jeder, der einmal annähernd solch ein starkes Polarlicht erleben durfte, weiß was ich meine!

Dieses unerwartet starke Polarlichtschauspiel erzeugte eine spontane Gänsehaut und das Bedürfnis, sich instinktiv zu ducken!

Was jedoch bei all der Schönheit am Himmel eine echte Herausforderung darstellte, war der Sturm. Bei einer Belichtungszeit von 6-8 Sekunden für jedes Bild war es äußerst schwierig, die Kamera auf dem Stativ in dieser Zeit so ruhig zu halten, dass die Aufnahme nicht verwackelt. Ich stellte mich daher so gut es ging schützend mit dem ganzen Körper vor das Stativ und konnte so tatsächlich den Wind soweit abhalten, dass die Aufnahmen Gott sei Dank gelangen.

In dieser Nacht lohnte es sich sogar, die Kamera einfach mal senkrecht in den Himmel zu halten, um die wunderschöne Polarlicht-Corona direkt über unseren Köpfen aufzunehmen. Im Nachhinein haben wir uns ein wenig geärgert, dass wir uns nicht einfach mal flach auf den Boden gelegt haben, um dem Schauspiel ehrfurchtsvoll zuzuschauen. In dem Moment kam uns dieser Gedanke leider nicht – ich war auch viel zu sehr mit Fotografieren und Windstopper-Spielen beschäftigt.

Meist ist Polarlicht ohne Vordergrund ein eher “langweiliges” Motiv – nicht so in dieser Nacht!

Nun sollte jedoch auch noch mein ursprünglich geplantes Panorama her. Leider spielte sich der Großteil des Polarlicht nicht über dem dunklen Meer, sondern über den doch recht stark durch die Häuser beleuchtenden Bergen am Rande des Fjords ab. Eine weitere große Hürde stellte die schnelle Bewegung des Polarlichtes dar. So war es beispielsweise nicht möglich, diese 4 Einzelaufnahmen zu einem zufriedenstellenden Panorama zusammenzusetzen, da sich der leuchtend grüne Bogen einfach zu schnell bewegte.

Diese vier Bilder ließen sich leider nicht sinnvoll zu einem Panorama zusammensetzen

An mehrzeilige Panoramen, um die Milchstraße mit ihrem etwa 50 Grad hochstehenden Bogen abzubilden, war da natürlich erst recht nicht zu denken. Eins der wenigen Panoramen, die sich tatsächlich zusammensetzen ließen, konntest Du bereits am Anfang des Berichtes sehen. Mit einem weiteren Panorama, welches auf Grund des quadratischen Formats nicht unbedingt als solches zu erkennen ist, möchte ich diese kleine Fotostory einer unvergesslichen Nacht nun auch beschließen. Ich bin sehr dankbar für diese Erfahrung und kann jedem nur wünschen, solch eine Magie auch wenigstens einmal im Leben erfahren zu dürfen!

5 Kommentare
  1. Daniel Neumann sagte:

    Hallo Frau Seidel,

    erstmal muss ich sagen das Ihre Reiseberichte der Hammer sind. Sehr informativ und angenehm zu lesen.

    Da es bei mir ( und ich denke bei vielen anderen auch) ein Ziel ist einmal im Leben die Polarlichter zu sehen, geht es Mitte Februar 2019 nach Island. Nur habe ich da ein zwei Fragen 😀

    Ich fotografiere schon lange , jedoch sind wie ich auch schon oft gelesen habe, die Polarlichter spezieller zu Fotografieren.
    Meine geplante Ausrüstung hierfür Sille die D7200 mit dem Sigma 18-35mm f1.8 sein. Es ist Zwar nur ne Crop Kamera, aber ich hoffe das sich das Rauschen im Rahmen hält :-), ist es möglich mit der Kombi gute Bilder zu erlangen? Leider finde ich nicht wirklich Beispielbilder im netz um dieses abschätzen zu können.

    Und die zweite Frage ist, wo ist es besser für mein vorhaben? Im Süden von Island oder eher der Norden? Ich kann mir vorstellen das es im Süden aufgrund der höheren Temperaturen überlaufener ist, als im Norden. Jedoch bin ich mir dessen nicht sicher, oder ist es was die Polarlichter angeht egal ob im Norden oder Süden von Island ?

    Mit freundlichen Grüßen

    Daniel Neumann

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    • Katja Seidel sagte:

      Hallo Herr Neumann,
      vielen Dank für die Blumen! Freut mich wenn es Sie scheinbar inspiriert hat, auch mal nach Island zu fahren um die Polarlichter zu sehen.
      Zu Ihren Fragen: Ich kenne die Kamera zwar nicht, aber mit einem solch lichtstarken Weitwinkel sollte es durchaus möglich sein, tolle Bilder von den Polarlichtern aufzunehmen, zumal der Mond ja Mitte Februar auch noch etwas Licht spendet. Ob es im Norden oder Süden besser ist, hängt im Wesentlichen vom Wetter ab! Denn das ist fast das Wichtigste dabei: ein möglichst wolkenfreier Himmel! Eine gute Informationsquelle für die Bewölkung findet sich auf https://en.vedur.is/weather/forecasts/cloudcover/. Schauen Sie auch gern mal in meinem Blogbeitrag zu meiner letzten Islandreise im Okt. 2017: https://nacht-lichter.de/lohnt-sich-island.
      Viel Erfolg und genießen Sie die Polarlichter!
      Katja Seidel

      Antworten
  2. Anette Aslan sagte:

    Ich bin von diesen Polarlichtaufnahmen schwer angetan, sie berühren die Seele! Mitte Februar 2013 wurde ich Reisemuffel von meiner Tochter regelrecht nach Tromsö verschleppt um meinem seit Kindestagen heißersehnten Wunsch, einmal im Leben Polarlichter zu sehen endlich in Form eines Geburtstagsgeschenkes verwirklichen wollte. Ich hatte mehr als Glück, denn auf unserem Schiff fuhren schon eingens deshalb Leute seit 8 Jahren ohne irgendwelche Sichtungen mit und gleich am ersten Ankunftsabend auf dem Schiff wurden wir regelreicht von Polarlichtern torpediert. Mit meiner geliehenen EOS 350d, die ich kaum bedienen konnte, weil Neuling in solchen Sachen, nahm ich bei minus 28 Grad schrecklich unscharfe Bilder auf, trotz Übung unter Deck – und frohr am Stativ fest-autsch. Deine Fotos aber motivieren mich nun, dort nochmal hinzuschippern und mich besser vorzubereiten. Zum Sterben schön!!!

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    • Katja Seidel sagte:

      Hallo Anette,
      ja, Polarlichter sind wirklich etwas ganz besonderes – was man erst so richtig weiß wenn man sie mal selbst live erlebt hat! Deine Polarlichterfahrungen klingen auf jeden Fall auch sehr spannend! Wir hatten es da etwas moderater was was die Temperaturen angeht 😉 Auf dem Schiff muss man nur berücksichtigen, dass es hier schwieriger zu fotografieren ist als auf dem Festland, da man ja doch ein paar Sekunden belichten muss.
      Wenn Du Dich vorbereiten willst, hilft Dir vielleicht auch mein Buch “Astrofotografie”?
      LG, Katja

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  3. Nico S. sagte:

    Vielen Dank für diese tolle Story.

    ich selbst habe es mal geschafft beruflich nach Trondheim zu schaffen.
    Dort habe ich per Zufall einige wenige Aufnahmen von einigen kleinen Polarlichtern zu machen.

    Ich war damals schon sehr begeistert, aber deine Bilder haben meinen Wunsch dies als reines Reiseziel in Norwegen oder Schweden zu haben, nochmals bestärkt. Danke!

    Grüße Nico

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