Im Winter zum Nordkapp – Licht und Schatten!
Nachdem ich es seit meinem ersten Besuch am Nordkapp Ende Oktober 2019 (siehe meinen Blog von damals dazu) nicht mehr geschafft hatte, zu diesem besonderen Ort zu kommen, sollte in diesem Jahr der nächste Versuch starten. Ob es dieses Mal geklappt hat und was mich dort erwartet hat, erfährst Du in diesem Artikel.

Warum ist es (manchmal) so schwer, im Winter ans Nordkapp zu kommen?
Nachdem ich mir 2019 den Traum vom Nordkapp im „Winter“ (nicht meteorologisch, aber gefühlt) erfüllen konnte, wollte ich dieses Abenteuer und die gewissen Magie dieses Ortes unbedingt noch einmal erleben. 2022 startete ich also im echten Winter den nächsten Versuch, der leider kurz vor dem Ziel mit dem Ausfall meiner Standheizung endete (darüber habe ich hier ausführlich im Blog berichtet). Nach der geglückten Reparatur (die ich hier beschrieben habe) war leider keine Gelegenheit mehr fürs Nordkapp. Es musste also noch warten… und warten, denn auch bei unserer Reise 2023 passte es leider nicht in den Reise- und Wetterplan.
Denn Letzteres ist eines der größten Probleme beim Versuch, im Winter ans Nordkapp zu kommen. Herrscht zu viel Wind oder Schneefall – oder beides zusammen – muss die vergleichsweise steile Straße auf den letzten 13 Kilometern von Skarsvåg bis zum Nordkapp gesperrt werden oder darf zumindest nur im Konvoi mit Schneepflug befahren werden. Manchmal wird auch die ca. 22 km lange Straße von Honnigsvåg nach Skarsvåg gleich mitgesperrt. Auf der Nordkappinsel herrschen eben ganz eigene Bedingungen, die sich auch sehr sehr schnell ändern können. Das hat auch Tamim – ein Bulli-Fahrer aus der Schweiz – 2022 feststellen müssen. Ich habe ihn bei meiner Reise getroffen und interviewt – schau Dir das unbedingt mal an (hier auf Facebook zum Beispiel), er beschreibt und zeigt darin eindrucksvoll, wie schnell man auf einen Bergungsdienst angewiesen sein kann!
Das Hauptproblem sind also die Schneeverwehungen, die einen von jetzt auf gleich zum Verhängnis werden können. Hinzu kommen die teilweise langen Steigungen von bis zu 10%, auf denen man besser nicht stehen bleibt. Ein Wiederanfahren (ohne Allrad) oder Wenden auf der engen Straße kann sich als überaus schwierig erweisen. Und auch im Konvoi würde ich nur ungern rauffahren wollen. Zum einen wird hier wohl ein ordentliches Tempo angeschlagen, zum anderen schließt ein Konvoi eine Übernachtung oben auf dem Nordkapp aus – man muss soweit ich weiß nach kurzer Zeit wieder mit dem Konvoi zurückfahren.
Übernachtung auf dem Nordkapp – ist das nicht seit 2025 verboten?
Aber ist eine Übernachtung denn überhaupt noch erlaubt? Mich erreichten zahlreiche Nachrichten, als ich von meiner Norwegen-Reise auf Instagram berichtete, dass man dort seit Juli 2025 nicht mehr länger als 5 Stunden bleiben darf – und somit auch nicht übernachten. Davon hatte ich auch schon gehört. Grund (oder Mitgrund) dafür war wohl ein Brand, der sich dort auf dem Parkplatz beim Grillen an einem Wohnmobil entwickelt hatte. Aufgrund des enormen Andrangs im Sommer – teilweise parken hier bis zu 250 Fahrzeuge! – ist die Gefahr hier vergleichsweise hoch, zumal die Anfahrt der Feuerwehr ca. 30 Minuten braucht. Neben dieser Limitierung der Parkzeit und dem damit de facto geschaffenen Übernachtungsverbot kam im Juni 2025 noch etwas hinzu: eine Parkgebühr! PKW zahlen hier nun 100 NOK (ca. 8,50 €), Wohnmobile 150 NOK (ca. 12,75 €) und jede Person im Fahrzeug nochmal 15 NOK (ca. 1,30 €).

Von Parkgebühren und einem Übernachtungsverbot war damals noch keine Rede, als ich Ende Oktober 2019 eine eisige und stürmische Nacht am Nordkapp verbracht habe.
Ob dieses Übernachtungsverbot im Winter wieder aufgehoben ist oder nicht, dazu gibt es verschiedene Aussagen. Auf der Webseite https://nordkapphallen.no wird die offizielle Öffnungszeit des Parkplatzes vom 1. Dezember 2025 bis 14. April 2026 täglich von 8 bis 23 Uhr angegeben. Eine Übernachtung ist nicht erlaubt. Auf Nachfrage vor Ort schien dies aber wohl nicht verboten zu sein – manche sagten wohl sogar, es wäre seit Oktober wieder aufgehoben worden. Nun, genau kann ich es also nicht sagen, sondern nur gleich aus eigener Erfahrung berichten.
Beim Schreiben dieses Blogs habe ich allerdings auch gesehen, dass die Straße zum Nordkapp scheinbar vom 29.11.2025 bis 30.03.2026 jede Nacht geschlossen wird – unabhängig von den Wetterbedingungen. Ich könnte mir vorstellen, dass ein Übernachten in dieser Zeit dann auch nicht erlaubt ist – was ja auch zur Aussage auf der Webseite passen würde. Darauf solltest Du Dich zumindest einstellen, wenn Du in dieser Zeit dort hin möchtest.
Klappt es 2025 mit dem Sturm aufs Nordkapp?
Bei unserer Polarlichtreise 2025 sollte es nun endlich mal wieder klappen! Oder doch nicht? Beinahe wären nicht nur der Besuch beim Nordkapp, sondern auch 4 Wochen genialste Reise durch Nordskandinavien gestrichen gewesen. Denn ähnlich wie 2019 streikte mal wieder mein Steuergerät im Nugget (ich habe in diesem Blog darüber berichtet – und werde bei Gelegenheit zur diesjährigen Panne auch nochmal einen kleinen Blog schreiben). Anders als damals konnte das Ganze glücklicherweise dieses Mal in Norwegen repariert werden, so dass die Reise und somit auch die Chance aufs Nordkapp am 6. November weitergehen konnte. Da das Wetter an der norwegischen Küste allerdings alles andere als vielversprechend aussah, änderten wir die ursprüngliche Planung kurzerhand und düsten nach Schweden. Wir, das waren zum einen meine Mama und ich, und zum anderen Kai von TravelCampingLiving mit seinem MAN Allrad-Van und seinen Begleit-Bären. Wer ihn nicht kennt, schaut unbedingt mal bei ihm auf YouTube vorbei! Unsere Tour durch Norwegens Norden kannst einerseits bei Kai auf dem Kanal als Bewegtbild verfolgen, aber auch bei mir auf Instagram in den Story-Highlights Norwegen.
Nachdem wir einen veritablen Sturm in Kirkenes überstanden und den nordöstlichsten Punkt Norwegens (Vardø) besucht hatten, tat sich im Wetterbericht ein mögliches Fenster in ein paar Tagen fürs Nordkapp auf. Fenster, das hieß, der Sturm und Schneefall sollte mal nachlassen, so dass man im besten Fall wieder ohne Konvoi hochkommen würde. So ganz unpassend wäre das nicht, denn erstens hatten wir nicht mehr ewig Zeit und zweitens könnte ich meiner Mutter damit ein tolles Geburtstagsgeschenk bereiten. Es hieß daher nun zügig nach Westen bewegen und weiter die Wetterprognosen beobachten.
Am 20.11. landeten wir schließlich auf einem Parkplatz in Lakselv, den ich schon von meiner Polarlichtreise 2022 kannte. Hier gab meine Heizung damals endgültig den Geist auf, als ich morgens aufwachte. Danach waren die Pläne vom Nordkapp gestorben und ich bin nach Alta abgebogen. Dieses Mal sollte es anders sein. Wir fuhren in Olderfjord geradeaus gen Honnigsvåg, wo wir uns nochmal mit Kai für eine letzte Lagebesprechung und einen letzten Tank-/Einkaufsstop treffen wollten. Es sah nämlich noch immer gut aus mit unserem Plan… Und das nicht nur auf dem Papier (bzw. in der App), sondern auch real am Himmel! Allein die Fahrt zur Nordkapp-Insel Magerøya war der absolute Wahnsinn – diese Farben, Anblicke und Lichtstimmungen. Einfach unbeschreiblich! Aber sieh selbst…

Kai fuhr mit seinem KaiMAN voraus durch eine traumhafte Winterlandschaft. An diesem Anblick kann man sich einfach nicht sattsehen. oder?

Auch nach dem fast 7 km langen Nordkapp-Tunnel sah es noch herrlich aus!
Spartipp für Deinen Besuch am Nordkapp

Mit dieser Karte gibts lebenslang kostenlosen Eintritt in die Nordkapphallen.
In Honnigsvåg sollten aber nicht nur die Diesel- und Lebensmittelvorräte aufgefüllt, sondern auch noch eine andere Sache erledigt werden: Eine Mitgliedschaft im Royal Northcape Club. Was auf den ersten Blick albern klingt, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als echter Spartipp – zumindest, wenn man vorhat, oben am Nordkapp in den Souvenirladen und/oder die Ausstellung in den Nordkapphallen zu gehen. Diese kostet nämlich mittlerweile ganz ordentlich Eintritt (ja, sogar, wenn Du nur in den Souvenirladen möchtest!) – 350 NOK (knapp 30 €) für 24 Stunden Eintritt! Als Mitglied des Royal Northcape Club und Besitzer der entsprechenden Clubkarte hast Du jedoch lebenslang freien Zutritt zum Nordkapp, respektive zur Nordkapphalle mit allen Dingen darin. Der „Haken“ daran ist, dass man diese Mitgliedschaft nicht mehr wie ich 2019 oben auf dem Nordkapp kaufen kann, sondern in Honnigsvåg in der Touristeninformation (schau für die aktuellen Öffnungszeiten am besten hier bei Google Maps nach). Dort kann man sich schon VOR dem ersten Besuch am Nordkapp die Mitgliedskarte für 175 NOK (also die Hälfte des regulären Eintritts!) kaufen und kommt damit wie gesagt kostenlos in die Nordkapphalle. Der Parkplatz muss zwar weiterhin separat bezahlt werden, aber beim Rest spart man einfach mal 50%. Die Urkunde mit dem Datum des Besuchs bekommt man offiziell erst, wenn man nachweisen kann, wirklich oben gewesen zu sein (oder man bekniet die freundlichen Mitarbeiterinnen mit einem Hundeblick und dem Versprechen, gleich im Anschluss hochzufahren ;-)).
Turbulente Fahrt aufs Nordkapp

Kurz hinter Honnigsvåg begann es langsam zu schneien, was die Sicht rapide abnehmen ließ.
Nun ja, Versprechen soll man ja nicht brechen – und daher hielten wir weiterhin an unserem Plan fest, noch am Freitag, den 21.11. hoch zum Nordkapp zu fahren. Vor der Abfahrt fragten wir die Mitarbeiterinnen in der Touristeninfo noch, ob sie von geplanten Sperrungen oder Problemen wüssten, was sie verneinten. Auch in den offiziellen Verkehrsmeldungen auf www.175.no gab es keine Warnungen oder Straßensperrungen zwischen Honnigsvåg und dem Nordkapp. Lediglich in der Wetterapp sah ich plötzlich leichten Schneefall vorhergesagt, der schon ziemlich bald beginnen sollte. Noch sah es allerdings gar nicht danach aus.
Das änderte sich jedoch recht schnell, denn nur etwa 15 Minuten später, um 14:50 Uhr, sahen wir von der Landschaft nicht mehr wirklich viel. Es schneite von jetzt auf gleich recht stark und wir konnten uns fast nur noch an den Rücklichtern des KaiMANs orientieren. Ein Schneepflug war nicht in Sicht, aber die Schranke in Skarsvåg war weiterhin offen. Auch auf die Gefahr hin, dass das eine sehr dumme Idee sein könnte, wollten wir es trotzdem versuchen. Schließlich waren nur leichte Schneeschauer, kein Sturm und sogar für den Abend noch klarer Himmel angesagt. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen!
Mutig (oder dumm – wie man’s nimmt) nahmen wir also die letzten 13 Kilometer ab der Schranke in Angriff. Kai weiterhin mit seinem Allrad-Van vorneweg. Würde er uns rausziehen können, wenn wir steckenbleiben? Zumindest gab er sich Mühe, in Sichtweite zu bleiben, was in diesem Fall nur wenige Meter waren! Für ihn vorn war es wohl der reinste Blindflug. Denn die besten Fernlichter nützen einem bei solchem Schneefall leider gar nichts – im Gegenteil, die machen es eher noch schlimmer. Er versuchte sich also an den roten Stecken am Straßenrand und der Straße auf Google Maps zu orientieren, um nicht ausversehen von der Straße abzukommen. Ich hingegen hatte es zwar mit der Sicht etwas „besser“ – immerhin konnte ich mich weiterhin an seinen Rücklichtern orientieren – allerdings ließ der Grip auch immer mehr nach. Teilweise musste ich steilere Stellen mit 10% Steigung schon im 2. Gang fahren, um ein Durchdrehen der Räder zu verhindern. Da wurde mir doch immer mal wieder etwas wärmer kann ich Dir sagen! Denn auf einer langen Steigung bei diesen Bedingungen stehenbleiben wollte ich beim besten Willen nicht.
Der Nugget wühlte sich also immer weiter durch den Schnee. Ketten hatte ich keine drauf, nur die altbekannten Spikes. Das Fahren fühlte sich auch gar nicht soo schlimm an – schlimmer war die Ungewissheit, was noch kommen mag auf den restlichen Kilometern. Vor meinem geistigen Auge sah ich nochmal das Interview mit Tamim, der keine 2 Kilometer vor dem Ziel in einer Schneewehe stecken geblieben war. Die Gefahr war bei uns zum Glück etwas geringer, da es zwar schneite, aber vergleichsweise wenig Wind herrschte, der den Schnee umherwehte. Und so schaute ich gefühlt alle 5 Sekunden auf mein Navi und zählte die restlichen Kilometer herunter.
Filmen oder Fotografieren haben wir während dieser Fahrt leider nicht mehr hinbekommen. Aber das hat Kai vorn für uns übernommen (Wahnsinn, wie er in solchen Situation noch filmen kann – Respekt!)… also schau auf jeden Fall auch sein Video zur Fahrt zum Nordkapp an!
Irgendwann war dann der „rettende Hafen“ in Sicht – die Einfahrt zum Nordkapp. Die frühere Einfahrt, an der man damals den Eintritt zahlen musste, ist heute nicht mehr in Betrieb. Stattdessen gibt es jetzt links ein Kassenhäuschen für den Parkplatz, zu dem wir erleichtert einbogen. Spannenderweise fiel die Rechnung für uns und den Nugget geringer aus als gedacht. Trotz Frage nach ein oder zwei Übernachtungen zahlten wir nur den einmaligen PKW-Preis und die zwei Personen – also insgesamt 130 NOK. Das gleiche ist uns auch schon an diversen Mautstraßen in Bayern und an den Drei Zinnen „passiert“. So ist das halt, wenn man kein „vollwertiges“ Wohnmobil hat – da kann man nur sparen!
Die Freude ist leider nur von kurzer Dauer

Wir haben es gerade noch kurz vor der Sperrung rauf ans Nordkapp geschafft!
Oben angekommen lagen wir uns erstmal erleichtert und glücklich in den Armen. Wir hatten es tatsächlich geschafft, bei diesen widrigen Bedingungen hier hochzukommen! Am Geburtstag meiner Mutter! Da es draußen noch immer schneite und unangenehm windete, ließen wir die Kugel erstmal links liegen und gingen direkt in die warme Nordkapphalle. Der kostenfreie Eintritt mit der Clubkarte funktionierte tatsächlich. Scheinbar kommen da nicht so viele mit einer solchen Karte – zumindest legte dies die Frage der Dame am Empfang nahe, die wissen wollte, ob wir in Honnigsvåg wohnen würden 😉
Nach einer netten Unterhaltung hieß es dann erstmal auf Shoppingtour in den Souvenirladen gehen. Ein paar Andenken landeten im Einkaufskorb, bevor wir noch die Zeit bis zur Schließung der Halle um 16 Uhr in der Ausstellung verbringen wollten. Draußen war es eh schon dunkel, da könnten wir uns auch später noch in Ruhe umschauen. Auf dem Weg zum Kino schaute ich noch einmal interessehalber in die Verkehrsapp und sah, dass die Straße zum Nordkapp jetzt scheinbar gesperrt war! WTF, hatten wir es etwa gerade noch vor der Sperrung geschafft raufzukommen? Was für ein Glück! Oder was bedeutete das jetzt?
Das sollten wir 3 Minuten später erfahren, als ein deutschsprachiger Mitarbeiter hektisch zu uns gelaufen kam und meinte „Das Nordkapp wird geräumt – alle müssen runter! Abfahrt in 10-15 Minuten!“ Oha, damit hatten wir jetzt nicht gerechnet. Keiner wusste so recht, wie diese Entscheidung so plötzlich zustande kam – normalerweise werden die Mitarbeiter früh genug über eine notwendige Räumung informiert. Was für ein Mist, jetzt hatten wir uns hier so mühsam hochgequält und nun sollten wir schon gut eine Stunde später wieder runterfahren müssen?! Wir wollten doch Geburtstag unter dem Polarlicht an der Nordkappkugel feiern!
Leider ließen die Mitarbeiter nicht mit sich reden, als wir vorsichtig nachfragten, ob wir denn nicht oben bleiben könnten. Da man nie weiß, wann die Straße wieder aufgemacht wird, gehen sie da kein Risiko mehr ein. Was ja auch irgendwo verständlich ist. Begeistert waren wir trotzdem nicht – zumal auch die Wettervorhersage keine krassen Unwetter, Stürme oder Schneefälle für die nächsten Stunden und Tage vorhersagte. Aber die werden schon wissen was sie tun.

Gut eine Stunde nach der turbulenten Auffahrt ging’s erstmal wieder runter vom Nordkapp.
Und so standen wir 16:30 Uhr wieder abfahrtbereit auf dem Parkplatz und warteten, bis sich alle Besucher (außer uns war nur noch ein weiterer Camper oben) und Mitarbeiter eingefunden hatten. Der Schneepflug fuhr voraus, und wir brav hinterher. Wirklich kritisch war die Abfahrt nicht – im Vergleich zur Hochfahrt schon fast entspannt! Unten an der Schranke angekommen bogen wir nicht wie der Schneepflug nach rechts Richtung Honnigsvåg ab, sondern steuerten Skarsvåg nach links an. Dort könnten wir erstmal abwarten und schauen, ob sie die Straße vielleicht wieder aufmachen würden. Denn in der Verkehrsapp stand immerhin etwas von „Neubewertung um 21 Uhr“. Das gab noch leichte Hoffnung… Dass auf den letzten Metern diverse Sensoren im Nugget (ABS, ESP, Pre-Colission-Assistant, Einparkhilfe, etc.) ausgefallen waren, schob ich erstmal auf den vielen Schnee, der rund um das Auto und in den Radkästen klebte.
Gespanntes Warten in Skarsvåg
Wir stellten uns also erstmal am Hafen auf einen nicht geräumten Platz, um dort erstmal das geplante Geburtstagsessen zu brutzeln. Lecker Kabeljau, Kartoffelbrei und Gemüse sollte es geben. Es schmeckte auch durchaus vorzüglich, bis mir etwas der Bissen im Hals stecken blieb, als ich 17:30 Uhr auf die Panorama-Webcam des Nordkapps schaute. Über der Kugel tanzte das Polarlicht in den riesigen Wolkenlücken! Mir kamen fast die Tränen – hatten wir doch genau darauf als perfektes Geburtstagsgeschenk gehofft und waren ja sogar 1 Stunde vorher noch genau dort oben. Es war zum Mäusemelken! Nach Schneesturm sah es auch nicht mehr wirklich aus auf den Kameras. Aber die Straße war weiterhin geschlossen.

Frust und Enttäuschung machte sich breit, als wir auf den Webcambildern das Polarlicht überm Nordkapp tanzen sahen, während wir notgedrungen unten in Skarsvåg hockten.
Zähneknirschend genossen wir weiterhin das Abendessen und stellten dann erfreut fest, dass der klare Himmel und das Polarlicht mittlerweile auch in Skarsvåg angekommen waren. Im Hafen war es allerdings etwas hell, so dass wir mal mit der Kamera bewaffnet einen kleinen Abendspaziergang in Richtung Ortsausgang gemacht haben. Und tatsächlich, ein wenig Polarlicht – sogar mit Rot dabei – war wirklich hinter dem Berg zu sehen. Naja, immerhin. Vielleicht klappt es ja morgen Nacht nochmal mit dem Nordkapp.

Auch unten in Skarsvåg war der klare Himmel und das Polarlicht inzwischen angekommen.
Zurück im Auto telefonierten wir gerade noch mit der Heimat, als ich 19:58 Uhr plötzlich eine Nachricht von Kai sah: „Schranke ist wieder oben!! Straße ans Nordkapp wieder fahrbar!“ Was? Wie geil war das denn, früher als gedacht! Also schnell das Telefonat beendet, alles zusammengepackt und wieder auf den Weg gemacht. Die Sensorfehler leuchteten erneut auf, allerdings hoffte ich, dass sich das von selbst wieder geben würde. Das tat es zum Glück auch – schon an der Schranke zum Nordkapp war das Display wieder frei von Fehlermeldungen. Puh!
Glück im zweiten Anlauf

Gemeinsam haben wir es geschafft, doch noch pünktlich zum Geburtstag unter dem Polarlicht an der Kugel zu stehen!
Die zweite Auffahrt war im Vergleich zur ersten ein Kinderspiel. Kein Schnee von oben mehr, die Straße perfekt geräumt, was will man mehr. Und so kamen wir glaube ich kurz nach neun erneut oben an, zeigten unsere bereits bezahlten Parkscheine vor und stellten uns auf unsere Plätze von zuvor. Vom Schneesturm war wirklich nichts mehr zu merken – hätten wir ja eigentlich auch oben bleiben können. Naja, wenigstens sind wir überhaupt noch hochgekommen an diesem Abend. Zu verdanken haben wir das vermutlich einer Gesellschaft, die an diesem Abend mit dem Bus hochgefahren wurde und im Restaurant gegessen hat. Wer weiß, ob sie die Straße sonst noch aufgemacht hätten an diesem Tag. Schließlich mussten auch die Mitarbeiter wieder für ein paar Stunden extra hochfahren.
Den Parkplatzwächter fragten wir, ob wir denn über Nacht oben bleiben können. Er hatte grundsätzlich nichts dagegen, meinte aber, dass er uns mitnehmen müsste, wenn er um 23 Uhr Feierabend hat und eine erneute Sperrung der Straße absehbar wäre. Sollte das Wetter hingegen in der Nacht plötzlich umschlagen, würde wohl der Schneeflugfahrer anklopfen. Wir hofften einfach mal, dass nichts davon nötig sein würde.
Und so schnappten wir uns in Anbetracht der Wolkenlücken unsere Kameras und gingen vor zur Kugel. Und tatsächlich, es schimmerte schon ein grüner Bogen durch die Wolken! Kai entdeckte dann eine gute Position, von der aus sowohl das Polarlicht gut zu sehen war, als auch das Licht der Nordkapphalle nicht störte. Und so hockten wir auf dem Boden in der Ecke in Richtung Meer, fotografierten und filmten fleißig und konnten unser Glück kaum fassen. Hätte uns das jemand vor ein paar Stunden erzählt, hatten wir es mit Sicherheit nicht geglaubt. Sicherheitshalber machten wir auch gleich noch ein paar Erinnerungsfotos vom Team – stolz und glücklich, es gemeinsam an diesem Tag hierhin geschafft zu haben. Besser konnte es nicht sein… oder doch?
Nun, wir sollten mal wieder eines Besseren belehrt werden. Denn etwa 20 Minuten später drehte das Polarlicht nochmal so richtig auf. In bunten Strahlen tanzte es um die Kugel, ähnlich wie wir. Spätestens jetzt fühlte sich alles einfach nur noch wie ein Traum an. Der ganze Himmel war überzogen von roten und grünen Vorhängen, die über den kleinen Wolken am Horizont hinwegzogen. Und wir konnten dieses Schauspiel einfach komplett allein dort oben erleben. Ob die Gäste im Restaurant überhaupt etwas davon mitbekommen haben – wir bezweifelten es. Aber so hat halt jeder seine Prioritäten.

Einfach nur WOW! Ich würde sagen, der Geburtstagswunsch hat sich mehr als erfüllt!
Etwa 45 Minuten genossen wir dieses Schauspiel, bevor es stark nachließ und wir erstmal wieder in die Vans zurückgingen. Ein paar zarte Polarlichter waren den restlichen Abend über noch am Himmel zu sehen. Aber an unsere Show kam es bei weitem nicht mehr heran. Und so konnten wir dann auch etwas erledigt, aber überglücklich ins Bett gehen und gespannt dem nächsten Tag entgegenblicken. Das Wetter blieb zum Glück ruhig und wir konnten diese Nacht somit komplett allein auf dem Nordkapp verbringen. Etwas spooky, aber genial dieses Erlebnis!

Unser Timing hätte wohl nicht besser sein können an diesem Abend!
Noch eine Polarlichtnacht am Nordkapp?
Natürlich durften am nächsten Tag ein paar Erinnerungsfotos im wunderschönen Licht nicht fehlen. Nun konnten wir uns auch ganz in Ruhe dort oben umschauen. Viel hatte sich seit meinem letzten Besuch vor 6 Jahren nicht verändert. Auch da habe ich einen windstillen Tag mit tollen Farben am Himmel erlebt.

Endlich konnte ich meiner Mama auch mal das Nordkapp zeigen. Und dann auch noch zu ihrem Geburtstag!
In der Nordkapphalle – die wir mit unserer Clubkarte wieder kostenlos betreten konnten – haben wir uns dann eine Weile mit dem deutschen Mitarbeiter dort unterhalten. Er sagte, dass sich keiner so richtig erklären kann, warum es gestern diese spontane Räumung gab. Normalerweise bekommen sie immer ein paar Stunden vorher Bescheid. Tja, gehörte wohl irgendwie zu unserem Drehbuch dazu…
Was er uns auch sagte: Morgen würde es voll hier oben werden! Schon morgens legt „Mein Schiff 3“ – ein riesiges Kreuzfahrtschiff mit 2.000 Passagieren – in Honnigsvåg an und zahlreiche Busse bringen alle nach und nach zum Nordkapp. Na, da waren wir ja mal gespannt. Denn unser Plan war durchaus, noch eine Nacht oben auf dem Nordkapp zu verbringen. Das Wetter war verheißungsvoll und wir hatten zudem noch nette Bekanntschaft mit einem Pärchen aus meiner ursprünglichen Heimatstadt Cottbus gemacht – Zufällig gibt’s.

Auch die 2. Nacht bescherte uns noch einmal Polarlicht über dem Nordkapp!
Und tatsächlich, gegen 19:30 Uhr sollte es wieder losgehen – es taten sich Wolkenlücken auf und das Polarlicht zeigte sich wieder. Dieses Mal „nur“ in grün, aber durchaus nochmal recht fotogen über der Kugel. Und so standen wir erneut bis kurz nach 22 Uhr, fotografierten die Show am Himmel, genossen den wärmenden Glühwein und waren einfach nur glücklich, so etwas erleben zu dürfen!

In dieser Nacht waren wir nicht allein, sondern in netter Gesellschaft.
Aller Abschied fällt schwer
Später am Abend – als das Polarlicht nur noch sachte über dem Nordkapp leuchtete – fielen die ersten Flocken. Wie schön, nun auch noch frischer Schnee an diesem doch irgendwie magischen Ort! Ohne zu wissen, was uns am nächsten Morgen erwarten würde, gingen wir ins kuschlig warme Bett und freuten uns, dass der Sturm weiterhin ausblieb und wir nicht wieder runterfahren mussten.

Nicht nur in der Nacht, auch am Tag schneite es immer mal wieder am Nordkapp. Die tolle Lichtstimmung war aber durchaus zwischen den Flocken zu erahnen.
Morgens wurden wir dann quasi vom Schneepflug geweckt, der schon früh fleißig war, um für die ankommenden Kreuzfahrtgäste alles herzurichten. Die ersten Busse trafen dann glaube ich gegen 9 Uhr ein und spuckten nach und nach die Menschen aufs Nordkapp. Allein waren wir also nun nicht mehr, aber dennoch konnten wir die einmaligen Farben und Wolkenformationen um uns herum vollends genießen. Und die sahen schon fast unwirklich aus. Auf der einen Seite ein tolles Gelb und Rot, kurz nebendran eine bedrohliche Regenwolke überm Meer. Ein unglaublicher Anblick!

Wow, was für eine Licht- und Wolkenstimmung! Braucht es noch mehr Gründe, um hier im Winter mal herzukommen?
Und um diesen Anblick noch ein wenig länger genießen zu können und die Straße zum Nordkapp auch nochmal bei Tag und ohne Schneesturm zu erleben, hieß es am Mittag schweren Herzens Abschied nehmen. Abschied von diesem besonderen Ort, und vor allem auch Abschied vom lieben Kai, mit dem wir (mit kleinen Unterbrechungen) nun schon mehr als 2 Wochen unterwegs waren. Ja, wir haben nicht jeden Abend zusammengesessen, wie manche sich das vielleicht vorstellen – schließlich mussten wir beide neben dem Fahren und Polarlichtjagen auch arbeiten – aber es war einfach toll, gemeinsam einem Ziel zu folgen und dieses einmalige Gefühl der Winterreise im Van im hohen Norden zu genießen. Auch wenn wir beide schon so viele Polarlichtshows erleben durften, werden wir nicht müde, jeden Abend wieder Ausschau zu halten und uns über jedes weitere Mal wie kleine Kinder zu freuen. Auch wenn ich zugeben muss, dass wir mittlerweile schon etwas „verwöhnt“ sind. Aber solche Reisen werden für uns wohl nie langweilig werden. Und ein wenig stolz waren wir schon immer, wenn wir mal wieder einen Ort mit klarem Himmel und einem grandiosen Stellplatz gefunden haben. Zusätzlich zu wissen, wann es sich lohnt, für eine Polarlichtshow nach draußen zu gehen (oder manchmal auch einfach das richtige Gespür oder die nötige Portion Glück zu haben), hilft natürlich ebenso ungemein, nichts zu verpassen. So haben wir es tatsächlich auf 14 von 17 Nächten mit Polarlicht in der gemeinsamen Zeit geschafft. Und das war noch nicht das Ende der Polarlichtjagd…

Wir sind mittlerweile ein eingespieltes Polarlichtjäger-Team! Es macht einfach Spaß, gemeinsam unterwegs zu sein!
Daher: Kai, ganz lieben Dank für die tolle Zeit, das leckere Essen und den Glühwein, und vor allem die vielen Erinnerungen, die uns niemand mehr nehmen kann! Ich bin froh, dass wir vor nun schon vier Jahren beide diesen Schritt gegangen sind und uns für solch ein Leben entschieden haben!
Und auch ans Nordkapp besten Dank für die unvergesslichen Eindrücke und Erlebnisse. Wir kommen sicher wieder – schließlich haben wir lebenslang freien Eintritt 😉 Und der Abschied auf dem Weg zurück hätte wirklich nicht schöner sein können….

Die Abfahrt bei Tag gibt nochmal ganz andere Einblicke. An diesem Tag war die Straße sogar gestreut… quasi eine Autobahn!

Im Hafen von Honnigsvåg konnten wir noch „Mein Schiff“ liegen sehen. Ich persönlich lobe mir da dann doch „Meinen Nugget“ 🙂


Hallo Katja,
beeindruckende Fotos hast Du (und Deine Mutter und Kai) da am Nordkapp geschossen – ich bin total begeister. Schön, dass es doch noch geklappt hat dort oben zu übernachten.
Herzliche Grüße
(aus dem grauen Südwestdeutschland)
Martin