Die Leiden des jungen Nuggets – oder: meine Panne in Schweden

Der Nugget hatte die zwei Monate in der Kälte Nordnorwegens erfreulicherweise gut überstanden – keine Pannen, nix eingefroren und das Wichtigste: er hat mich immer schön warm gehalten! Von meiner Panne am Ende der Skandinavien-Reise hast Du vielleicht schon in diesem Blogbeitrag gelesen. Wenn Du es nochmal ganz genau wissen möchtest, hier nochmal die ganze Geschichte in ausführlicher Form – dieses Mal ohne viele Bilder.

Friedhofsparkplätze sind im schwedischen Winter richtig gut geeignete Schlafplätze! Ob sich wohl Zombies heimlich Nachts an meinem Steuergerät zu schaffen gemacht haben?!

Es ist Dienstag, der 3. Dezember 2019, als ich nun schon zum dritten Mal in Folge einen Friedhofsparkplatz für eine Übernachtung auf meinem Weg nach Südschweden ansteuere. Noch ca. 500 km bis zur Fähre nach Göteborg, die ich für den 11.12. gebucht habe. Da das Wetter mittlerweile nur noch mäßig spannend war (Regen und Temperaturen um den Gefrierpunkt statt Schnee und zweistellige Minusgrade), und ich noch dazu einiges am PC zu tun hatte, hatte ich mich vom 5. bis 10.12. noch bei einer Freundin in der Nähe von Örebro zum Besuch angemeldet. Soweit so gut…

Erste Symptome

Der Ärger begann jedoch, als ich den angepeilten Parkplatz für die Nacht noch einmal wechseln wollte. Auf dem ca. 500 m langen Weg ging plötzlich mein Motor aus und der Boardcomputer meldete „Pre-Collision-System deaktiviert“. Zunächst habe ich mir nicht so viel dabei gedacht – vielleicht hatte ich den Motor ausversehen abgewürgt und die Sensoren des Assistenzsystems waren vom Schnee verdeckt? Komisch wurde es dann, als der Motor nicht wieder angehen wollte. 1. Versuch: nichts, 2. Versuch: nichts, ausgestiegen, auf- und zugeschlossen, eingestiegen, 3. Versuch: nichts. So langsam trat mir der Schweiß auf die Stirn – stand ich doch mitten auf der Straße vor dem Friedhof (irgendwie passend)…

Nach ca. 5 Minuten warten versuchte ich es nochmal und der Motor sprang wieder an. So konnte ich erstmal auf den Parkplatz fahren. Dort angekommen befragte ich natürlich erstmal das Internet, was das wohl sein könnte. Keine wirklich sachdienlichen Hinweise zu finden. Auch ein Anruf in zwei mir bekannten Ford-Werkstätten in Deutschland machte mich nicht wirklich schlauer. „Ich vermute es ist der Dieselfilter, vielleicht ist der eingefroren“ hieß es bei einem. Hm, bei +4 °C, die aktuell draußen herrschten? Und in den 2 Monaten vorher bei bis zu -28 °C ist nichts passiert? Das konnte ich nicht so recht glauben. Aber gut, dann blieb mir erstmal nichts weiter übrig als abzuwarten, was die nächsten Tage so bringen würden.

Der zweite Ausfall

Die Nacht war entsprechend unruhig – auch wenn meine „Nachbarn“ natürlich keinen Lärm gemacht haben – und so drehte ich voller Spannung am nächsten Tag den Zündschlüssel um. Motor sprang an, keinerlei Fehlermeldungen – prima! Dann erstmal tanken und weiter… Nach dem Tanken allerdings das gleiche Problem: Motor springt nicht mehr an – bzw. geht sofort wieder aus – und die gleiche Fehlermeldung vom Vorabend taucht wieder auf. Verdammt!

Nun wurde es mir dann doch etwas zu heikel. Die Vorstellung, bei schlechter Sicht (es herrschte recht starker Nebel) auf einer hügeligen E-Straße ohne Standstreifen einfach stehenzubleiben war alles andere als angenehm. Daher: Ford Assistance angerufen und schon nach 20-30 Minuten kam ein netter Kollege vom schwedischen Abschleppdienst angefahren. Da der Motor jedoch mittlerweile – genau wie am Vorabend – wieder ansprang, fuhr er lediglich hinter mir her statt mich aufzuladen. Die nächste Ford-Werkstatt war nämlich lediglich 10 Minuten entfernt.

Dort angekommen wurde ich zwar freundlich empfangen, aber leider konnte mir hier nicht wirklich weitergeholfen werden. Den Fehler könnten sie sich nicht erklären, allerdings hätten sie auf absehbare Zeit (die nächsten Wochen) auch keine freien Werkstatttermine mehr frei und selbst die Fehlerauslesegeräte wären alle belegt. Warten würde sich aus seiner Sicht nicht lohnen. Na toll! Sein Rat war dann, einfach weiterzufahren und wenn wieder etwas sein sollte, wieder bei der Ford Assistance anzurufen – es gäbe in meine angepeilte Richtung noch einige Ford-Werkstätten. Tja, was blieb mir also anderes übrig… Ich machte mich also wieder auf den Weg und hoffte, bis zum nächsten Schlafplatz durchzuhalten. Und tatsächlich, die 150 km machte der Nugget ohne Probleme mit.

Die (korrekte) Ferndiagnose

Parallel hatte ich mein Problem nochmal im Nuggetforum und der Nugget-Facebookgruppe gepostet. Recht schnell bekam ich auf Facebook dann den entscheidenden Hinweis, dass meine Probleme wohl von einem bekannten Problem am Ford Transit Custom Bj. 2012 bis 05/2018 kommen könnten: eine undichte Stelle zwischen Kotflügel und Windschutzscheibe, durch die Wasser ins Fahrzeuginnere gelangen kann und den Kabelbaum sowie die Elektronik des Karosseriesteuergerätes kaputt machen kann. Klingt recht einleuchtend. Das Traurige: es gibt sogar eine offizielle Service-Meldung seitens Ford an alle Werkstätten (TSI-Nummer 19-2234, als Update der früheren TSI 18-2275), dass dieser Fehler auftreten kann. Schade, dass diese wohl bei allen drei Werkstätten, mit denen ich bisher dazu Kontakt hatte, nicht bekannt war! Es war also wie häufig beim Arzt: man sollte besser schon wissen was man hat, wenn man hingeht – oder zumindest schon einen begründeten Verdacht haben. Daher bin ich der Nugget-Fangemeinde sehr dankbar, dass sie mich auf die (wie sich später herausstellte) richtige Spur geführt haben!!

Die Hoffnung auf Genesung

Aber gut, das Wissen um die wahrscheinliche Ursache half mir auch nur bedingt weiter. Ich musste erstmal weiterfahren und hoffen, dass ich nicht nochmal liegen bleibe. Am nächsten Tag ging es dann weiter nach Örebro, was ebenfalls ohne Probleme klappte. Das ließ mich hoffen. Bevor ich mein Quartier in der Einfahrt meiner Freundin bezog, fuhr ich noch bei der (einzigen) Ford-Werkstatt in Örebro vorbei, um dort nach freien Kapazitäten zu fragen. Hier aber ein anderes Problem: die Einfahrt zur Werkstatthalle war zu niedrig für den 2,85 m hohen Nugget. Da könne man mir leider nicht helfen. Aber es gäbe noch eine weitere Werkstatt ca. 50 km weiter in Karlskoga, da könnte ich es ja versuchen. Ein Anruf dort brachte jedoch noch mehr Ernüchterung – freie Termine erst wieder im Februar. Mann oh mann, auf Notfälle scheint man in schwedischen Ford-Werkstätten nicht wirklich eingerichtet zu sein. Einer der Kollegen sagte mir jedoch auch ganz offen, dass es für die Werkstätten schwierig sei, ausländische (deutsche) Autos in Schweden zu reparieren, da die Garantieabwicklung mit Ford wohl sehr kompliziert wäre. Vermutlich hatte also auch keiner ein wirklich großes Interesse daran, mir zu helfen.

Nun ja, mehr als 250 km hatte er ja nun schon ohne Probleme durchgehalten, vielleicht klappt es ja auch auf den letzten 250 km bis zur Fähre. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Jetzt würde ich erstmal die Tage bei meiner Freundin genießen und ein bisschen produktiv sein. Es hilft ja nichts, sich den Kopf zu zerbrechen.

Auch so ein „Einfahrts-Camping“ kann mal ganz nett sein – vor allem sehr praktisch für den Gastgeber, wenn man sein eigenes Bett gleich dabei hat!

Der folgenschwere Rückfall

Nach den wirklich schönen Tagen ging es für mich dann am Morgen des 10. Dezembers weiter Richtung Göteborg, wo ich am nächsten Tag meine Spikereifen wechseln lassen und am Abend mit der Fähre nach Kiel übersetzen würde. Ca. 30 km nach Örebro – der Nugget noch immer ohne Probleme – leerte ich noch schnell meine Toilette an einer Entsorgungsstation neben der E20. An der Ausfahrt des Parkplatzes passierte es dann – der Motor ging wieder aus. Ich versuchte wieder das übliche Prozedere anzuwenden – etwas warten und hoffen, dass sich das Problem von selbst löst. Leider hat das dieses Mal nicht so richtig klappen wollen. Stattdessen erschienen nun deutlich mehr Fehlermeldungen als beim letzten Mal – und das sogar, ohne dass der Zündschlüssel steckte!! Das war mir nun wirklich zu spooky und ich rief erneut die Ford Assistance an. Und das würde ich in den nächsten Stunden und Tagen noch dutzende Male machen…

Hier endete die (eigenständige) Reise des Nuggets… auf einer Parkplatzausfahrt kurz hinter Örebro

Dieses Mal war der Abschlepper leider nicht ganz so schnell da. Ganze vier Stunden musste ich bei -5 °C warten – was ohne Standheizung bei nicht anspringendem Motor richtig kalt geworden wäre! Die Standheizung ging aber glücklicherweise noch und so konnte ich wenigstens im Warmen warten.

Ein trauriger Anblick! Aber leider wollte er die letzten 250 km bis zur Fähre scheinbar nicht mehr ohne Hilfe schaffen.

Kurz nach 15 Uhr waren wir dann endlich in der Werkstatt – der gleichen, in der ich schon 5 Tage vorher war. Nach genauem Nachmessen passte der Nugget aber nun doch durch das Werkstatttor (ca. 2 cm Luft waren wohl noch) und er konnte erstmal über Nacht im Trockenen stehen. Die Prognose, was eine Reparatur vor Ort anging, war jedoch weniger optimistisch: Leider wurde diese Werkstatt erst vor einer Woche zur Ford-Werkstatt, so dass sie noch gar keine richtig ausgebildeten Mechaniker hätten und es zudem terminlich in den nächsten Wochen ganz schlecht aussah. Im Gespräch mit der Ford Assistance kam daher schnell das Thema „Rücktransport nach Deutschland“ auf. Das Prozedere wäre Folgendes: Sie schreiben die Werkstatt an, ob sie freie Kapazitäten hätten und wenn diese schriftlich bestätigt, dass die Reparatur nicht in den nächsten Tagen erfolgen kann, wird ein Rücktransport veranlasst. Klang ja erstmal nicht so schlecht, unter den gegebenen Umständen. Was aus mir wird, schien dort niemanden so richtig zu interessieren.

Enttäuschung über die Ford Assistance

Ich konnte aber zum Glück wieder bei meiner Freundin unterkommen, so dass ich etwas Luft hatte, um die weiteren Schritte zu überlegen und abzustimmen. Noch am Abend gab es dann weitere Telefonate mit der Ford Assistance, wie ich denn wieder zurückkommen würde. Ein weiteres Problem waren ja meine Winterreifen, die noch in Göteborg lagerten und auf ihren Wechsel mit den Spikes warteten. Meine Hoffnung war daher, dass ich mit einem Mietwagen fahren könnte und die Reifen auf dem Heimweg einladen könnte. Dies gestaltete sich jedoch auf Grund des Grenzübertritts als äußerst schwierig. Zudem fanden sich kaum Autovermietungen, die überhaupt ein Leihen in Schweden und die Rückgabe in Deutschland anboten. Selbst große Ketten wie Sixt konnten das beispielsweise nicht bieten. Und wenn es angeboten wurde, würden extrem hohe Drop-Off-Kosten entstehen – teilweise bis zu 1.500 €! Aber man versprach mir bei der Ford Assistance sich um einen Leihwagen zu kümmern. Der Hit war dann, als mich um 22 Uhr endlich mal jemand fragte, wo ich eigentlich sei – ob der Parkplatz auf dem ich liegen geblieben bin, denn noch mein aktueller Standort wäre. Ähhh, nein, dann wäre ich vermutlich schon erfroren!

Als ich am nächsten Tag bis Mittags noch nichts gehört hatte, rief ich wieder an. Plötzlich klang das alles etwas anders als am Tag zuvor. „Nein, bezüglich des Rücktransports machen wir jetzt erstmal nichts. Da müssen Sie einen Werkstattauftrag stellen und die Werkstatt muss erst einmal den Fehler analysieren. Erst dann und nach einer Bestätigung, dass sie keine Kapazitäten für eine Reparatur haben, können wir den Rücktransport veranlassen.“ Whaaat?! Auf meine schon etwas ungehaltene Frage, wie sie denn ohne ausgebildete Mechaniker und Kapazität eine Fehleranalyse machen sollen, wusste die Dame leider auch keine Antwort. Sie würde ja nur ihren Job machen und das wären nun mal die Vorgaben, ließ sie mich recht lautstark wissen. Zum angefragten Leihwagen könnte sie auch noch keine Aussage treffen, aber das kann erfahrungsgemäß auch immer ein paar Tage dauern. Wenn ich wollte, könne ich mich aber auch selbst um einen Leihwagen kümmern – sie würden die Drop-Off-Kosten in vollem Umfang und Leihgebühren von insgesamt 90 € übernehmen. Den Leihwagen würden sie allerdings nur für 2 Tage zahlen. Alternativ zahlen sie ein Hotel, oder einen Rückflug + 50 € für weitere Verkehrsmittel. Wohlgemerkt aber nur eines dieser Dinge… Um den Rücktransport meiner Winterreifen müsste ich mich leider auch selbst kümmern.

Hoffnung durch den ADAC

Nun reichte es mir endgültig und ich nahm Kontakt zum ADAC auf – was ich im Nachhinein betrachtet schon früher hätte tun sollen. Hier war alles sehr viel unkomplizierter. Nach Schilderung meiner Lage entschieden sie sofort, dass das Auto nach Deutschland überführt wird – eine mündliche Bestätigung von mir, dass die Werkstatt keine Kapazitäten hat, reichte ihnen da aus – und auch den Versand meiner Winterreifen würde man übernehmen. Ein Mietwagen wäre allerdings auch hier ein Problem, da sie nur max. 500 € davon übernehmen würden.

Nach vorheriger Recherche und ein paar Telefonaten fiel diese Option sowieso weg, da mich dies mind. 400 € zusätzlich gekostet hätte. Also buchte ich eine Busfahrt nach Stockholm, einen Flug nach Berlin und eine Zugfahrt nach Hause – Gesamtkosten ca. 215 €. Außerdem wurden meine Reifen am nächsten Tag per Spedition nach Deutschland geschickt, was mit ca. 250 € zu Buche schlug. Wann genau der Rücktransport stattfinden würde, war jedoch nicht klar, da es sich dabei i.d.R. um Sammeltransporte handeln würde und man nie weiß, wann mal wieder einer dort vorbeikäme. Von 2 bis 6 Wochen wäre da wohl alles möglich. Na, das wären ja Aussichten!

Getrennte Rückreisen

Nun kam die nächste Herausforderung: Wie bekomme ich möglichst viele Dinge aus dem Nugget mit nach Deutschland? Schließlich war dort mein Hausstand der letzten Monate untergebracht, inklusive einer umfangreichen Kameraausrüstung! Zu allem Überfluss kam nämlich auch noch hinzu, dass sich der Wagen auf Grund des Elektronikproblems nicht mehr abschließen ließ. Ich packte also am nächsten Tag meinen Rucksack und eine geliehene Reisetasche bis zum Rand voll und musste den Nugget unter Tränen in Schweden zurücklassen. Das war wirklich hart – hatte er mir doch die letzten 8 Monate so tolle Dienste geleistet! Da ich nicht wusste wie kalt es die nächsten Wochen werden würde, habe ich vorsichtshalber alles Frisch- und Grauwasser abgelassen und im Frischwasser der Toilette noch Frostschutzmittel eingefüllt. Dann noch das Gas zugedreht und den Hauptschalter für den Strom abgeschaltet, so dass hoffentlich nichts passieren konnte – und die Batterie für ein paar Wochen Saft hat.

Im Autohaus in Örebro waren alle sehr nett und bemüht. Ich konnte den Nugget hier so lange stehen lassen, bis der ADAC ihn abholen würde. Sogar eine rudimentäre Fehleranalyse konnten sie entgegen der ursprünglichen Aussagen noch machen – was meinen Verdacht des Wassereintritts im Steuergerät weiter verstärkte. Sicher konnten Sie es allerdings ohne einen aufwändigen Ausbau nicht sagen, und somit auch keine Aussage treffen, ob und wann sie den Schaden reparieren könnten. Aber nun war die Rückholaktion sowieso schon angestoßen und mir war auch ehrlich gesagt wohler bei dem Gedanken, dass die Reparatur in einer Werkstatt in Deutschland passieren würde.

Etwas unbefriedigend war, dass ich nicht wusste, ob der ADAC-Transporter schon unterwegs ist. Eine Benachrichtigung des Eigentümers ist hier scheinbar nicht vorgesehen. Man erfährt erst von der Zielwerkstatt, wenn das Auto auf dem Hof steht. Ich hatte daher die Werkstatt in Örebro gebeten, mir kurz Bescheid zu geben, wenn die Abholung angekündigt wird. Das taten sie dann auch mit der Info, dass der Abtransport für Freitag, den 20.12. geplant sei – also schon 10 Tage nach der eigentlichen Panne! Allerdings meldeten sie sich dann  nicht mehr. Einen kurzen Schweissausbruch bekam ich daher, als mir eine Kollegin dort auf Nachfrage am Montag den 23.12. sinngemäß sagte „Ja, das Fahrzeug ist nicht mehr hier – vermutlich wurde es vom ADAC abgeholt.“ Hm, hoffentlich nicht von jemandem anderes…

Aber am gleichen Tag kam dann Mittags der erlösende Anruf meiner Werkstatt, dass der Transporter gerade auf den Hof gefahren kam und den Nugget abgeladen hat. Boah, was mir da für ein Stein vom Herzen fiel!!! Was für ein tolles Weihnachtsgeschenk! A propos, im Auto waren auch noch einige Weihnachtsgeschenke und Mitbringsel für die Familie… Und so fuhr ich noch am gleichen Tag zur Werkstatt, um mein Heim der letzten Monate wieder zurück in Deutschland zu begrüßen und ein paar Dinge rauszuholen, die in Schweden nicht mehr in den Koffer passten. Die Batterie hatte zum Glück sehr gut durchgehalten und auch sonst schien nichts kaputt gegangen zu sein.  Die Winterreifen aus Göteborg waren auch längst eingetroffen und so stand einer Reparatur hoffentlich nichts mehr im Wege.

Doppelte Freude: Der Nugget war wieder in Deutschland und ein Leihcamper für die Silvesterreise war auch besorgt…

Die Reparatur und mein Fazit

Um die restliche Geschichte zu den „Leiden des jungen Nuggets“ kurz zu fassen: Am 10. Januar konnte ich ihn wieder genesen und fahrbereit in Empfang nehmen. Ursache des Schadens war tatsächlich der vermutete Wassereintritt im Steuergerät und Kabelbaum. Diese wurden ausgetauscht und alles abgedichtet. Wie man mir in der Werkstatt sagte, war es wohl ein ziemliches „Glück“, dass der Fehler noch vor Ablauf der 2-jährigen Garantie aufgetreten ist – danach wäre es wohl teuer geworden (geschätzt um die 1.500 €), und höchstwahrscheinlich hätte auch die Garantieverlängerung bei diesem Fehler nicht gegriffen! Das hat mich zugegebenermaßen sehr überrascht, aber natürlich war ich froh, dass jetzt (hoffentlich) alles behoben war. Auf jeden Fall war es nicht selbstverständlich, dass eine Ford-Werkstatt in solch einem Notfall sofort zur Stelle ist. Bei anderen Werkstätten hätte ich wohl nochmal 4-6 Wochen auf einen Termin warten müssen!

Genau einen Monat musste ich also insgesamt auf den Nugget verzichten. Im Hinblick auf meine geplante Silvesterreise war das zwar nicht schön, aber dafür gab es ja einen tollen Ersatz – die ganze Story kannst Du hier lesen bzw. in diversen Videos anschauen! Ich bin aber dennoch froh, dass mir diese Panne nicht schon am Nordkap passiert ist – das hätte alles sicher noch komplizierter gemacht, als es sowieso schon war! Im Rückblick kann ich sagen, dass ich wohl viel Glück im Unglück hatte. Ich konnte bei meiner Freundin unterkommen (Danke nochmal dafür Tine!!) und hatte zudem noch meine ADAC-Plus-Mitgliedschaft. Beim nächsten Mal würde ich ehrlich gesagt gleich auf diese zurückgreifen statt auf die Ford Assistance zu vertrauen, die mich doch sehr enttäuscht hat. Mit einer echten und unkomplizierten Hilfe, die man sich in solch einer Situation wünscht, hatte das leider nicht so viel zu tun. Der ADAC hat hingegen alles ohne viel Bürokratie abgewickelt – auch meine online hochgeladenen Belege wurden zügig bearbeitet. Tatsächlich habe ich sämtliche Kosten für die Rückreise und den Reifenversand (insgesamt 465 €) am 13.01.2020 erstattet bekommen, so dass mich die ganze Aktion außer viel Zeit und Nerven wenigstens nichts gekostet hat. Verzichtet hätte ich trotzdem liebend gern darauf…  Aber immerhin gab es ein Happy End und ich bin nun wieder begeistert wie bisher vom Nugget!

Dass der Fehler bei Ford schon länger bekannt war, aber keine generelle Rückrufaktion gestartet wurde, ist wohl (leider) ein ziemlich typisches Verhalten heutiger Autohersteller – tritt ein Fehler nur bei < 10% der Fahrzeuge auf, so ist die Reparatur des Schadens wohl günstiger als ein groß angelegter, präventiver Rückruf aller potentiell gefährdeten Fahrzeuge. Als Kunde ist man trotzdem enttäuscht – aus mehreren Gründen: Mehrere Werkstätten, in denen ich in Vorbereitung meiner Reise ins winterliche Skandinavien war, haben mich nicht darauf hingewiesen, dass es hier ein potentielles Problem geben könnte – vermutlich, weil sie selbst nichts von der entsprechenden Serviceinformation von Ford wussten. Und hier sehe ich auch den nächsten Kritikpunkt: Alle Werkstätten wurden von Ford über dieses Problem informiert, aber erst die vierte Werkstatt mit der ich gesprochen habe, konnte sich an diese Mitteilung erinnern und meinen Fehler einordnen. Scheinbar gibt es keine Art Servicedatenbank o.ä., worin nach entsprechenden Fehlern gesucht werden kann. Hier muss man als Kunde am besten selbst wissen, was die Ursache ist! Zudem war der Fehler – zumindest bei meiner Reise – nicht ganz ungefährlich. Ein plötzliches Liegenbleiben mitten im Winter auf den dunklen Straßen Norwegens oder Schwedens ist alles andere als lustig. Daher bin ich froh, dass alles so gut ausgegangen ist. Wäre dieser (bekannte) Fehler jedoch erst NACH Ablauf der regulären Garantie aufgetreten, hätte ich als Kunde dafür zahlen sollen? Auch das hat für mich nichts mit einer vertrauensvollen Kundenbeziehung zu tun – sorry Ford! So sehr ich den Nugget liebe, aber so etwas ist aus meiner Sicht nicht in Ordnung!

So, und nun genug gemeckert. Mein Ziel mit diesem Beitrag ist es auch nicht, Ford schlecht zu machen, sondern lediglich einen ehrlichen Erfahrungsbericht abzugeben, der vielleicht auch anderen Nugget-Besitzern hilft!

5 Kommentare
  1. David sagte:

    Moin,

    mein Nugget + Bj Nov22 stand jetzt auch 5 Wochen in der Werkstatt, auch wegen des Steuergeräts. Ich musste den Zweiten Schlüssel zu Ford bringen, damit das neue Steuergerät angelernt werden konnte, hattet ihr den Zweitschlüssel dabei?

    LG David

    Antworten
    • Katja sagte:

      Hallo David,
      5 Wochen ist wirklich hart 🙁 Hm, meinen Zweitschlüssel hatte ich damals glaub ich nicht dabei, musste ihn aber bei der Reparatur auch nicht abgeben. Der Zweitschlüssel hat hinterher noch ganz normal funktioniert.
      LG, Katja

      Antworten
  2. Heinz sagte:

    Hallo Katja

    Dank deinen Zeilen greife ich nun auch noch zu einer TCS Mitgliedschaft (schweizerische Variante des ADAC).

    Wir haben den Nugget (aber mit AD) länger evaluiert, ein vom Layout wirklich fast perfektes Fahrzeug. Sind nun bei einem VW Bus gelandet (Club Joker City). Aber egal welcher Hersteller – den eigenen Automobilclub in der Hinterhand zu haben, kann auch auf kürzeren Reisen nicht schaden.

    Die Ford Hotline wie in dem von Dir geschilderten Fall hätte meine nerven ruiniert – aber ich zweifle dass andere Hersteller da wirklich besser sind.

    Heinz

    Antworten
  3. Markus sagte:

    Hallo Katja ,

    ich hatte das gleiche Problem in Südtirol bei minus 15 Grad im Januar. Ich konnte im Nachhinein den Fehler ausfindig machen.

    Kalte Windschutzscheibe, Kondenswasser durch Kochen etc. gefriert auf der Innenseite. Am nächsten Morgen reicht die Sonne aus, auch bei Minusgraden, die Windschutzscheibe innen aufzutauen. Wasser läuft nach unten, dringt unter das Cockpit, läuft den Kabelbaum hinunter ins Karosserie-Steuergerät, sorgt für Korrision (eine gewisse Zeit später) und für die bekannten Elektronikfehler.

    Massnahmen: Saunahandtuch gerollt ganz vorne zwischen Windschutzscheibe und Cockpit und Aussenisolation für Fahrer, Windschutzscheibe und Beifahrer.

    Diese Zusatzmassnahmen sollten dann aber reichen.

    Viele Grüße aus Freising

    Markus

    Antworten
  4. Andrea sagte:

    Dein Bericht hat uns tatsächlich geholfen, denn uns hat es im Februar in Finnland auch kalt erwischt. Genau dasselbe! Wir waren vorbereitet und haben die Reise mit Spikes und Leihwagen fortgesetzt. Auch auf Garantie wurde der Wagen direkt in Oulu repariert, ADAC hat super geholfen und als mein Reisebericht fertig war, war schon alles positiv abgewickelt. Auf Rat des Finnen haben wir unser Auto hier nochmal in einer Werkstatt vorgeführt und abdichten lassen. Mal schauen, nach Corona, ob er jetzt dicht ist.

    Gruß Andrea

    Antworten

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