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Frieren für die Mondfinsternis

Nachdem es Petrus es bereits bei der Sonnenfinsternis im März diesen Jahres so gut gemeint hat, vertraute ich auch bei der anstehenden Mondfinsternis am 28. September 2015 auf mein Glück. Ich blieb daher daheim in Norddeutschland und hoffte auf eine wolkenfreie Nacht. Zwar gab es in diesem September nur sehr wenige klare Nächte, aber die der totalen Mondfinsternis schien laut Wettervorhersage eine davon zu werden…

Die Vorbereitung und Planung

Wie schon bei der Sonnenfinsternis begann ich mit der ganz konkreten Planung erst am Tag der Mondfinsternis, als relativ sicher war, dass das Wetter auch mitspielen würde. Eine solche Planung ist nie ganz einfach, da man nur einen Versuch bei der Umsetzung hat. Ich sammelte daher im Vorfeld schon diverse Tipps im Internet und bei meinen Kollegen aus dem Sternfreunde-Verein. Herangegangen bin ich dann zielorientiert, d.h. ich habe mir überlegt was ich hinterher als Ergebnis haben möchte und habe mir dann überlegt, mit welchem Fotoequipment ich dafür welche Aufnahmen machen muss. Klar war, dass ich die ganze Nacht nutzen wollte – trotz Arbeit am nächsten Tag. Ich hatte dann auch einige Ideen für mögliche Ergebnisse

  • Ein Zeitraffer, bei dem der Mond in der Mitte des Bildes „feststeht“
  • Eine Sequenz, die den Verlauf der Mondfinsternis zeigt
  • Ein Panorama, welches auch weitere Himmelsobjekte wie die Milchstraße zeigt
  • Die Einbeziehung von Landschaft und Vordergrundobjekten wie Bäumen

Am Sonntagnachmittag hielt ich zunächst nach ein paar geeigneten Locations in der Nähe Ausschau. Dabei orientierte ich mich zunächst in der iPad/iPhone App TPE („The Photographer’s Ephemeris“), um die Himmelsrichtung für die Mondfinsternis, aber auch die genaue Lage der Milchstraße zur Totalität beurteilen zu können.  Ich fand schließlich einen Ort in der Nähe von Wolfsburg, der zwar keine spektakuläre Landschaft versprach, aber immerhin ein paar Bäume im Vordergrund. In der App konnte ich auch gleich die Dämmerungszeiten ablesen, sehr praktisch!

Planung des Aufnahmestandorts mit TPE

Nachdem die passende Location und 1-2 Ausweichorte gefunden waren, machte ich mich an die Planung der Aufnahmen:

  • Eine Kamera sollte nachgeführt werden, dazu wollte ich die Canon 70D sowie ein 300mm Teleobjektiv nutzen. Die Kamera sollte auf dem iOptron SkyTracker nachgeführt werden und alle 10 sek. ein Bild machen. Dies ermöglicht die Umstellung der Aufnahmeparameter (wie Belichtungszeit und ISO) zwischen 2 Aufnahmen, idealerweise ohne eine Aufnahme dabei zu verlieren. Aufgenommen werden sollte im RAW-Format bei voller Auflösung. Mit einer mobilen Stromversorgung (12V Akkupack) sollte dabei die Kamera, der SkyTracker sowie die Heizmanschette für das Objektiv betrieben werden. Ein Intervallometer sollte die Auslösungen übernehmen. Nach meinen Berechnungen sollte mit diesen Parametern auch eine 64 GB SD-Karte ausreichend sein – auch ein Faktor der berücksichtig werden musste.
  • Eine zweite Kamera sollte, ebenfalls mit einem Teleobjektiv, Aufnahmen für die spätere Sequenz machen. Sie sollte nicht nachgeführt werden und alle 30 sek. eine Aufnahme machen. Für die spätere Sequenz würde ich dann Bilder im 3-Minuten-Abstand nutzen, da hier eine gleichmäßige Ausrichtung und Anordnung recht einfach zu realisieren wäre (ähnlich wie bei der SoFi). Ich entschied mich hier für ein 200mm Tele und die Canon 700D(a), wobei die Astromodifikation hier keine Rolle spielte, aber auch nicht störte. Auch diese Kamera sollte über ein Akkupack betrieben werden sowie mit einer Heizmanschette ausgestattet werden, um den Beschlag der Linse durch Tau zu verhindern.
  • Neben den beiden feststehenden Kameras wollte ich mit einer dritten Kamera, der Canon 6D, und verschiedenen Objektiven (Sigma 35mm  1.4 Art, Canon 70-200mm) verschiedene Aufnahmen nebenher machen. Die totale Phase dauerte ja zum Glück mehr als 70 min. Damit sollte genug Zeit für Panoramaaufnahmen, Landschaftsaufnahmen und weitere Teleaufnahmen sein.

Nachdem das ganze Equipment soweit verpackt und so gut es ging voreingestellt war, versuchte ich noch ein paar Stunden „vorzuschlafen“. Dieses Vorhaben gelang leider nur genau von 20-21 Uhr, aber immerhin. Danach schlug ich mir die verbleibende Zeit noch ein wenig mit American Football im Fernsehen um die Ohren.

Die Nacht

Gegen 0:30 Uhr fuhr ich los, um in Ruhe alles aufzubauen und vorzubereiten, da es um 2:10 Uhr offiziell losging mit dem Eintritt des Mondes in den Halbschatten. Ich schaute zunächst noch bei zwei anderen Locations vorbei, die ich mir ebenfalls am Nachmittag angeschaut hatte. Hier war mir allerdings der Bodennebel zu gefährlich, so dass ich dann doch zur ursprünglich anvisierten Stelle gefahren bin. Hier schien der Nebel noch weiter weg zu sein, so dass ich hoffte, möglichst lang ohne störenden Nebel aufnehmen zu können. Für den Morgen war leider bereits laut Wettervorhersage mit Hochnebel zu rechnen. Und auch die vorhergesagte Luftfeuchtigkeit von 100% machte mir einige Sorgen. Da war ich jetzt schon froh, 2 Heizmanschetten für die Objektive dabei zu haben.

Nachdem alles aufgebaut war, blickte ich zufrieden in den (extrem hellen) Nachthimmel und genoss die letzten Minuten bevor „der Stress“ losging. Plötzlich fuhr ein Auto auf der Straße vorbei, hielt an, drehte um und kam zu mir zurückgefahren. Beim Näherkommen erkannte ich, dass es ein Polizeiwagen war. Die beiden Polizisten waren sehr interessiert was ich da mache, fanden es aber klasse. Sie fragten dann noch Einiges zur Mondfinsternis – wann sie genau schauen müssten, wie das aussehen würde, wie man das denn fotografieren könnte usw. Sie waren etwas besorgt, dass ich da ganz allein auf dem Feld stand, aber das kenne ich ja schon von anderen Ereignissen wie Polarlichter, Vollmondfotografie etc. Sie waren dann beruhigt und fuhren weiter, so dass ich endlich loslegen konnte. Mittlerweile war es zwar schon 2:15 Uhr, aber noch war sowieso noch keine Veränderung erkennbar (visuell und fotografisch). Ich stellte also beide Kameras für die Serienaufnahmen an und kontrollierte kurz die Bildergebnisse. Da alles zu funktionieren schien, setzte ich mich nochmal ins Auto zum Aufwärmen – immerhin waren die Temperaturen schon auf 2 Grad abgefallen.

Der „feste“ Aufbau zur Aufnahme eines Zeitraffers und einer Sequenz der Mondfinsternis

An Ausruhen war allerdings nicht zu denken, da ich regelmäßig die Belichtung der Kameras sowie den Bildausschnitt überprüfen und ggf. korrigieren musste. Leider muss ich wohl kurz vor dem Start die Einnordnung des SkyTrackers noch einmal leicht verstellt haben, da der Mond auch hier, trotz Nachführung, „wanderte“. Aber ganz exakt an der gleichen Stelle würde er sowieso nicht bleiben, daher war es kein Problem, hier 3-4 mal zurückzuschwenken. Bei der nicht-nachgeführten Kamera musste man hier schön öfter dran denken, alle ca. 20 min. wanderte der Mond hier aus dem Bild. Ein paar mal am Ende habe ich leider zu spät dran gedacht, aber für die Sequenz war das im Endeffekt nicht so schlimm, da ich nicht alle Bilder genutzt habe.

Als es dann in Richtung der Totalität ging, wurde es schwierig mit der richtigen Belichtung. Solange man die noch sichtbare Mondsichel nicht überbelichten wollte, war der dunkle Teil des Mondes noch nicht auf dem Bild zu sehen. Durch eine entsprechende Bildbearbeitung und kontinuierliche Erhöhung der Belichtung, kam der „Blutmond“ schließlich ab kurz nach vier nach und nach zum Vorschein:

Die darauffolgenden 60 min. versuchte ich dann so gut es ging für weitere Aufnahmen auszunutzen. Ich nutzte dabei für die Panoramaaufnahmen einen Nodalpunktadapter, um nicht ausversehen zu verrutschen (ist im Dunkeln ja schnell mal passiert) und so das Panorama zu vergurken. Ich machte einige Aufnahmen mit dem 35mm Objektiv und kontrollierte die Schärfe. Dabei belichtete ich jeweils mit der max. möglichen Zeit bei dieser Brennweite bevor die Sterne strichförmig werden – 8 sek. – und machte von den Bildern die die Mond enthielten jeweils mehrere Aufnahmen mit unterschiedlichen Belichtungszeiten. Grund hierfür war, dass der Mond bei der „normalen“ Belichtung selbst in der totalen Phase noch zu hell war, so dass ich das Bild später als HDR zusammenrechnen würde.

Es war dennoch sehr faszinierend, wie dunkel es plötzlich wurde und wie viele Sterne mit einem Mal zu sehen waren. Wenn man wie ich noch nie (bewusst) eine Mondfinsternis miterlebt hat, ist das schon sehr genial zu erleben! Fotografisch war es ebenfalls toll, ein Vollmondbild endlich mal ohne völlig überstrahlten Mond aufnehmen zu können.

Nach dem Zusammensetzen der Panoramen am PC sind dann folgende Ergebnisse entstanden, die mir persönlich ganz gut gefallen. Die Baumalleen geben dem Bild etwas mehr Struktur und Perspektive und selbst die Lichtverschmutzung stört gar nicht allzu sehr – im Gegenteil, sie gibt sogar einen ganz netten Farbtupfer.

Panorama aus 4 Einzelbildern – links im Bild ist der Orion mit dem Orionnebel zu erkennen

Panorama aus 4 Bildern – rechts im Bild die Milchstraße

Mangels schöner Landschaft sind außer den Panoramen leider nur noch wenige Bilder entstanden. Kurz vor Ende der Totalität habe ich noch versucht, weitere Aufnahmen unter Einbeziehung der Bäume zu machen:

Aus dem Zeitraffer mit der 70D und dem 300mm Tele ist außerdem diese Aufnahme entnommen, die den orangefarbenen Mond vor dem Sternenhintergrund zeigt. Dabei bin ich mit der Schärfe des Mondes nicht 100%ig zufrieden, aber es wird hoffentlich im Leben noch weitere Gelegenheiten zum „Üben“ geben:

Totale Mondfinsternis um 4:43 Uhr MESZ – Canon 70D, 300mm f/4.0, ISO 800, 1 sek. Belichtungszeit

Die Nebelmaschine

Es war ja bereits die ganze Nacht extrem feucht, allerdings kam dann am Morgen tatsächlich wie es der Wetterbericht angekündigt hatte, der Hochnebel. Solch einen starken Nebel habe ich lange nicht gesehen, die Sichtweite lag am Schluss vielleicht noch bei 30-40 Metern. Auch das gab nochmal ganz interessante und stimmungsvolle Aufnahmen, aber mit der Mondfinsternis war es dann damit bald vorbei. Glücklicherweise reichte es gerade noch so bis zum Austritt aus dem Kernschatten (kurz nach 6:30 Uhr). Und dann hatte ich ehrlich gesagt auch langsam genug, die Kälte und Müdigkeit machten sich nach 5,5 Stunden auf dem Feld immer mehr bemerkbar.

6:15 Uhr – plötzlich zieht dichter Hochnebel auf

6:43 Uhr – der letzte Blick auf den Mond, bevor er hinter dem dichten Nebel verschwindet

Was sehr schön aussah war die extrem helle Venus (ich dachte zuerst es wäre der Scheinwerfer eines Flugzeugs!) hinter dem Nebel in der Morgendämmerung (kurz nach Beginn der nautischen Dämmerung), die natürlich sofort fotografisch festgehalten werden musste:

6:43 Uhr – die helle Venus am Morgenhimmel

Die Nach(t)arbeit

Tja, mit den Aufnahmen der Nacht war es natürlich noch nicht getan, sie wollten ja schließlich auch noch nachbearbeitet werden. Aufgrund einer arbeitsreichen Woche zog sich dies leider etwas hin, aber dennoch sind nach und nach die ersten Ergebnisse entstanden. Neben den schon gezeigten Aufnahmen habe ich auch zwei Collagen zusammengebastelt, die den Verlauf und die Schönheit der Mondfinsternis zeigen:

Collage aus 72 Monden – Aufnahme aller 3 Minuten

Am meisten mit Arbeit verbunden ist sicherlich der Zeitraffer, da es in diesem Fall nicht um einen „gewöhnlichen“ Zeitraffer geht. Hier gilt es den Mond „ruhigzustellen“ und größere Helligkeitsunterschiede auszugleichen. Sobald ich etwas Zeit finde, werde ich mit Hilfe der Zeitraffer-Software und den Tipps von Gunther Wegner (www.gwegner.de) und seiner Software LRTimelapse (www.lrtimelapse.com). Die Ergebnisse kann ich hoffentlich auch irgendwann mal hier vorstellen…

Fazit

Zusammenfassend kann man sagen, es war eine tolle Nacht ohne großartige (technische) Pannen. Die Stromversorgung der Geräte funktionierte einwandfrei und auch die Heizmanschetten taten zuverlässig ihren Dienst – ohne letztere hätte ich vermutlich nach 1 Stunde schon wieder das Feld räumen können, im wahrsten Sinne des Wortes. Die Feuchtigkeit war in dieser Nacht extrem, was ich in der beginnenden Morgendämmerung auch leidvoll an meinem Equipment sehen konnte. Zum Glück hat die Feuchtigkeit scheinbar keinen Schaden verursacht:

Feuchtigkeit am Morgen – eine extreme Belastung für die Technik!

Die größte Herausforderung war – neben der Kälte und Müdigkeit – sicherlich die Tatsache, dass man sich nur theoretisch auf diese Nacht vorbereiten konnte. Üben war ja leider nicht möglich. Dafür bin ich aber doch recht zufrieden mit den Ergebnissen. Umso mehr freue ich mich daher auf die nächsten astronomischen Ereignisse, von denen ja sogar noch  in diesem Jahr einige anstehen:

  • Mittwoch, 28.10. Konjunktion der drei hellsten Planeten: Venus, Jupiter und Mars
  • Montag, 7.12. Venus nah bei der Mondsichel
  • Montag, 14.12. Geminiden mit dem Maximum um 19 Uhr MEZ

In diesem Sinne… bis bald!

2 Kommentare
  1. Helmut sagte:

    Hallo,
    ich habe selber in dieser Nacht viele Stunden draußen verbracht, aber ein solch tolles Ergebnis kann ich leider nicht vorweisen. Ich muss ganz ehrlich sagen: „Großartige Bilder, ich bin wirklich begeistert und schwer beeindruckt“.
    VG
    Helmut

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  1. […] Partialität und damit durchaus auffällig aussehen dürfte aber natürlich keinen Vergleich zur letzten totalen MoFi vom September 2015 aushält. [13:35 […]

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